„Keine Bauern, keine Nahrung“ – 2.000 niederländische Bauern legen Straßen lahm

Klobige Traktoren auf den Autobahnen, in Parks und am Meer. Die niederländischen Bauern haben die Nase voll von den politischen Forderungen. Danach sollte beispielsweise der Tierbestand um die Hälfte reduziert werden.
Epoch Times7. Oktober 2019

„Keine Bauern, keine Nahrung“ und „Wie könnt ihr es wagen?“ – so steht es auf  Transparenten der unzähligen Traktoren geschrieben, die am vergangenen Dienstag in den Niederlanden die Straßen lahmlegten. Rund 2.000 Bauern beteiligten sich an der Aktion. Mit ihren klobigen Traktoren schlängelten sie über Autobahnen und verhinderten so jegliches vorbeikommen oder beeinträchtigten zumindest den Verkehr.

 

Insgesamt rund 1.000 km Straßen im Großraum Den Haag waren betroffen.

Tausende strömten zu einer Kundgebung – „ein historischer Tag in der europäischen Geschichte“ heißt es auf Twitter:

Was hat die Bauern derart empört?

Eine Empfehlung der linksliberalen Regierungspartei D66 ist der Grund für den Zorn der Bauern. Der Tierbestand solle um die Hälfte verringert werden. Wenn man 50 Millionen Hühner und 6 Millionen Schweine weniger halten würde, könnten die Stickstoffemissionen erheblich reduziert werden, hatte der D66-Parlementsabgeordnete Tjeerd de Groot gesagt. In den Niederlanden gäbe es keine Zukunft für die intensive Tierhaltung. Auf der freiwerdenden Fläche sollten Wohnungen gebaut werden, so die Vision der Partei.

Die Landwirte und Bauern wehren sich dagegen, dass sie immer wieder von der Politik als Problem des „Klimawandels“, der Nahrungsmittelversorgung und des Naturschutzes betrachten werden. Die Bauern hoffen, dass die Politiker ihr Signal ernst nehmen.

Allzu oft ist die soziale Wertschätzung unseres Sektors das Opfer des Wettlaufs um politische Vorteile“, erklärte der Bauernverband LTO.

In der Bevölkerung würden die Bauern einen anderen Stellenwert einnehmen, als ihnen die Politiker zuschreiben. Sie wollen nicht länger Spielball der Politiker sein und sehen sich nicht als Problem für die Nahrungsmittelversorgung, den Naturschutz und das grüne Lebensumfeld, sondern als Lösung.

Der Anfang der Nahrungskette ist in Gefahr

Doch nicht nur in den Niederlanden begehren die Bauern gegen die Daumenschrauben der Politiker auf. Auch in Deutschland regt sich der Protest, noch etwas verhaltener, aber sehr deutlich.

Mit der Aktion „Grüne Kreuze“ startete Dr. Willi Kremer-Schillings aus Rommerskirchen – kurz Bauer Willi genannt – einen stillen Protest. Denn es sei Zeit zum Handeln.

„Ich bin immer noch aufgebracht über das Agrarpaket von BMEL und BMU. Aber als Unternehmer unternehme ich was und verlasse mich nicht darauf, dass andere das für mich machen“, hatte Bauer Willi nach dessen Bekanntgabe verkündet.

Seitdem findet man die „Grünen Kreuze“ deutschlandweit. Nicht nur auf Äckern, sondern inzwischen auch auf Erntedank-Wägen.

Da die Aktion große Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit erregt hat, geht der Agrarwissenschaftler einen Schritt weiter. Er ruft die grünen Berufsständler auf, ein grünes Agrarpaket an Abgeordnete zu versenden oder noch besser persönlich zu übergeben. So komme man mit ihnen ins Gespräch – „freundlich und sehr persönlich“.

Den Inhalt beschreibt der Bauer Willi wie folgt:

„Ein Brief mit unseren Nöten und Sorgen bezüglich unserer Zukunft, unsere persönlichen Geschichten, vielleicht noch ein paar Bilder von unseren Höfen und Familien, unseren Betrieben und, ganz wichtig: unsere Lebensmittel. Das kann ein Brot sein, leckere Wurst, ein Stück Käse, Äpfel und Birnen, eine gute Flasche Wein, Kartoffeln, frisches Gemüse…. Eben alles, was es an regionalen Lebensmitteln gerade in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands so gibt.

Was ist noch drin im grünen Agrarpaket? Das Wichtigste: die Frage, ob der/die Politiker/in das politische Agrarpaket befürworten. Dazu gibt es nur eine Antwort: ja oder nein.

Umwickelt das Paket mit einem grünen Band, packt es in grünes Papier ein, schreibt etwas drauf. Kurz: lasst euch was einfallen. Postet Bilder von eurem grünen Agrarpaket, macht ein Video, teilt es in den digitalen Medien.“

Einen Entwurf hat Bauer Willi auch vorbereitet: Briefentwurf-Grünes-Agrarpaket.

Für die „Steilvorlage zu dieser Idee“ bedankt sich Bauer Willi auf seiner Website bei Mirjam Lechner und Franz Kinker mit dem Spruch: „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“.

Verbrauchernähe ist gefragt

Und zu diesen „vielen“ gehören auch – und allem voran – die Verbraucher.

Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren die Lebensmittelkonsumenten weiter von den Produzenten entfernt als heute“, hebt Bauer Willi in einem Beitrag in der Zeitung „politische Ökologie“  hervor.

Ob in der Kantine, im Edelrestaurant oder an der Imbissbude – Die Verbraucher wüssten nicht mehr, wie die Produkte, die auf ihrem Teller landen, angebaut, gepflegt, gezüchtet, geerntet, geschlachtet und verarbeitet würden, sagte der Agrarwissenschaftler.

Und genau so wenig würden die Bauern wissen, was die Verbraucher eigentlich wollen. Anfang und Ende der Nahrungskette seien unterbrochen. Statt den Faden wieder aufzunehmen, gäbe es Unmut und Unzufrieden, Ärger und Schuldzuweisungen.

Bauer Willi erinnert sich an eine Demo im Januar 2018. Unter dem Motto „Wir haben es satt“ sprach er  damals vor 35.000 Menschen in Berlin. Nach folgendem Satz sei es „mucksmäuschenstill“ geworden:

Je lauter ihr schreit, je schneller und je mehr Forderungen ihr an uns Bauern stellt, umso schneller wird der bäuerliche Familienbetrieb, den ihr euch alle so wünscht, verschwunden sein.“

Den Verbrauchern möchte Bauer Willi etwas ans Herz legen: „Wir Bäuerinnen und Bauern können alles so herstellen, wie Sie es haben wollen. Sie müssen es nur bezahlen.“ (sua)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion