Krieg gegen die Geschichte: Kolumbus-Statue in Richmond, Virginia geschändet

Am Dienstag wurde in Richmond, Virginia, die Statue für den Seefahrer Christoph Kolumbus von mutmaßlichen Anhängern der Bewegung „Black Lives Matter“ zerstört. Auch in Großbritannien stehen 60 Denkmäler von Persönlichkeiten der Geschichte auf einer Abschussliste.
Von 10. Juni 2020

Im Zuge der Krawalle in mehreren US-amerikanischen Städten ist am Dienstag (9.6.) auch eine Statue des Entdeckungsreisenden Christoph Kolumbus zerstört worden. Das Anlegen Kolumbus‘ an einer Insel der Bahamas im Jahre 1492 gilt als Entdeckung Amerikas.

Mutmaßlich hatten skandinavische Entdecker bereits vor dem Jahr 1000 amerikanischen Boden betreten; es gibt ebenfalls  Hinweise auf mögliche Wanderungsbewegungen vom asiatischen Kontinent aus und auch Polynesier oder Umayyaden könnten bereits zuvor die amerikanische Landmasse erreicht haben, jedoch sind die entsprechenden Darstellungen entweder nicht gesichert oder die Reisenden hatten den Kontinent schnell wieder verlassen.

Seit längerem gibt es Kampagnen gegen den „Kolumbus-Tag“

Kolumbus war jedenfalls der erste Seereisende aus der Alten Welt, der nachweislich den amerikanischen Kontinent erreichte und dort eine dauerhafte Besiedelung anstrebte. Er wurde zum ersten Vizekönig des Vizekönigreichs Neuspanien.

Eine Videoaufnahme, die unter anderem die Gruppe „Anonymous“ ins Netz stellte, zeigt, wie in Richmond, Virginia, offenbar Anhänger der „Black Lives Matter“-Bewegung die Kolumbus-Statue umstürzten. Die Statue wurde daraufhin in einen nahe gelegenen Teich geworfen, der Sockel mit Parolen besprüht.

Während in zahlreichen Staaten des amerikanischen Kontinents zum Teil seit Ende des 18. Jahrhunderts in der ersten Oktoberhälfte der „Kolumbus-Tag“ in Erinnerung an die Entdeckung Amerikas begangen wird, haben „progressive“ Aktivisten und Vertreter von Indianerverbänden dessen Abschaffung gefordert.

Kolumbus symbolisiert nach deren Auffassung die „Eroberung“ und „Unterdrückung“ gegenüber Eingeborenen. Mehrere Städte begehen mittlerweile anstelle des Kolumbus-Tages den „Tag der indigenen Völker“.

Großbritannien: Denkmal für Sir Winston Churchill beschmiert

Seit Beginn der Ausschreitungen infolge des Todes des 46-jährigen Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz in Minneapolis sind nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern wie Großbritannien und Belgien Denkmäler historischer Persönlichkeiten zum Ziel von Übergriffen linksextremer Aktivisten geworden.

Neben Seefahrern, die auch in den Sklavenhandel involviert gewesen sein sollen, waren auch Statuen von Belgiens früherem König Leopold II. oder Großbritanniens zweimaligem Premierminister Sir Winston Churchill betroffen.

Es soll eine Liste allein mit 60 britischen Denkmälern geben, die von den radikalen Gruppen gleichsam zur Schändung freigegeben wurden.

Eine Statue der britischen Königin Victoria, die am 10. Juni 2020 im Woodhouse Moor Park in Leeds, Nordengland, verunstaltet wurde. Foto: PAUL ELLIS/AFP über Getty Images

Kritiker des Denkmalsturms kritisieren das Beschmieren, Stürzen oder Zerstören historischer Denkmäler durch politische Aktivisten in den USA als Ausdruck totalitärer Gesinnung. Es sei unzulässig, Persönlichkeiten der Geschichte, die durchaus komplexe Züge tragen könnten, allein in moralisierender Weise nach gegenwärtigen Standards zu beurteilen.

In Taliban-Manier gegen die eigene Geschichte?

Viele fühlen sich auch an das Gebaren islamistischer Milizen wie der Taliban erinnert, die 2001 in Afghanistan die Buddha-Statuen von Bamyan zerstörten, oder des „Islamischen Staates“ (IS) in kulturhistorisch bedeutsamen Städten wie dem syrischen Palmyra.

In sozialen Medien wiesen Nutzer auch darauf hin, dass die bevorzugte Interpretation und Geschichte der iberischen Konquistadoren als vermeintlich rücksichtsloser Eroberer, die aus religiösem Eifer und Habgier willkürlich Ureinwohner und deren Kulturen zerstört hätten, einseitig sei.

Auch wenn es im Zuge der Kolonisierung des nordamerikanischen Kontinents durch Europäer auch zu Gräueltaten an Angehörigen von Eingeborenenstämmen gekommen sei, seien solche auch unabhängig davon in Stammeskriegen der Ureinwohner untereinander die Regel gewesen. Einige Stämme hätten unter anderem auch Menschenopfer praktiziert.

Neben Kampfhandlungen waren häufig auch eingeschleppte Krankheiten der Grund für die Ausrottung mehrerer Eingeborenenstämme wie der der Taíno. Die in linken Kreisen verbreitete Darstellung, die spanischen Einwanderer hätten einen geplanten und absichtlichen Genozid an den Eingeborenen verübt, lässt sich historisch nicht verifizieren.

(Mit Material von Reuters)



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