Nach Freilassung von Pastor Brunson: Ende der US-Sanktionen gegen die Türkei wahrscheinlich

Am Freitag, 12. 10., ließ die Türkei den zuvor mehr als zwei Jahre inhaftierten US-Pastor Andrew Brunson frei. Diesem Schritt könnte nun die Aufhebung von US-Sanktionen folgen, die Präsident Trump und dessen Regierung in Reaktion auf die Behandlung des Geistlichen verhängt hatten. Brunson sprach mit Sean Hannity über seine Haft und sein Treffen mit dem Präsidenten.
Titelbild
US-Pastor Andrew Brunson ist nach rund zwei Jahren in der Türkei freigekommen.Foto: Emre Tazegul/AP//dpa
Von 19. Oktober 2018

In die zuletzt stark angespannten Beziehungen zwischen den USA und der Türkei könnte Bewegung kommen. Dies berichtet die in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinende Zeitung „The National“.

US-Außenminister Mike Pompeo hatte am Mittwoch Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und weiteren Regierungsspitzen in Ankara geführt. Anschließend sprach er während eines Tankstopps seines Flugzeuges in Belgien mit Reportern und deutete an, dass die USA nach der Freilassung des US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson die Aufhebung einiger Sanktionen gegen die Türkei erwägen. Mit diesem Schritt, so Pompeo, sei die Grundlage für Maßnahmen, die mit seiner Inhaftierung zu tun hatten, weggefallen, obwohl diesbezüglich noch keine formale Entscheidung gefallen sei.

„Wir werden in Kürze darüber entscheiden, aber einige der Sanktionen waren in direkter Verbindung zu Pastor Brunson verhängt worden und es spricht eine gewisse Logik dafür, diese jetzt auch wieder zu beenden“, erklärte Pompeo.

Gericht verurteilte Brunson und ließ ihn wegen guter Führung frei

Die Regierung von Präsident Donald Trump hatte unter anderem gegen den türkischen Justizminister Abdulhamit Gül und Innenminister Süleyman Söylu Sanktionen verhängt, die mit der Inhaftierung und Verfolgung des US-amerikanischen Pastors begründet wurden. Die Türkei warf diesem die Unterstützung angeblicher oder tatsächlicher Terrorgruppen vor. Die Vorwürfe wirkten auf internationale Beobachter allerdings wenig substanziiert und zum Teil konstruiert. Ankara reagierte seinerseits mit Sanktionen gegen US-Regierungsmitglieder.

Insgesamt befand sich Pastor Brunson zwei Jahre lang in türkischer Gefangenschaft. Ein Gericht in der Türkei verurteilte ihn am Freitag, den 12.10., wegen „Spionage“ und „Hilfeleistungen für Terrorgruppen“, rechnete aber die bisherige Haftdauer auf die verhängte Haftstrafe an und ließ den Geistlichen wegen guter Führung frei.

US-Präsident Donald Trump begrüßte die Freilassung und lud den Pastor und dessen Frau unmittelbar nach dessen Rückkehr ins Weiße Haus ein. Auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoğlu zeigte sich zuversichtlich, dass die Sanktionen bald enden könnten. Nach seinem Gespräch mit Mike Pompeo am Mittwoch erklärte er: „Wir stimmten darin überein, dass in unseren Beziehungen keine Sanktionen wie diese oder andere Konflikte sein sollten. So lange es die Sanktionen gibt, werden wir in den Beziehungen nichts erreichen.“

Nach der Freilassung Brunsons hat sich die türkische Lira an den Devisenmärkten erholt. Am Mittwoch stand sie nach Pompeos Äußerungen bei 5,55 gegenüber den US-Dollar, was einem Wertzuwachs von zwei Prozent entsprach.

Hannity: „Brunson ist 19. Geisel, die Trump befreit hat“

Unterdessen hat Pastor Brunson, der unmittelbar nach Wiederbetreten amerikanischen Bodens die US-Flagge küsste, sein erstes Fernsehinterview nach der Rückkehr aus der Türkei gegeben. Dort hatte er 24 Jahre lang als evangelikaler Priester gewirkt und versucht, Türken für das Christentum zu gewinnen.

Sean Hannity bezeichnete Brunson als „die 19. amerikanische Geisel, die Präsident Trump in seiner Amtszeit aus fremder Gewalt befreite“ und sprach mit ihm am Dienstagabend über die Haft und das Treffen mit dem Präsidenten.

Brunson erklärte, er sei in seiner Haft zwar korrekt behandelt worden, die Bedingungen seien aber hart gewesen. So musste er Teile seiner Haft in einer Zelle verbringen, die für acht Personen konzipiert war, in der sich aber 21 aufhielten. Dann gab es wieder Zeiten der Isolation, die sich nicht nur wörtlich manifestiert habe, sondern auch kulturell.

„Es war eine sehr schwere Zeit“, erklärte der Pastor im Interview. „Ich war überrascht, weil ich das Gefängnis nie als Möglichkeit einkalkuliert hätte. Ich war dort durch Kultur und Sprache, vor allem aber religiös isoliert. Es war schwer, der einzige Christ unter allen zu sein.“

Der ursprünglich aus Black Mountain, North Carolina, stammende Pastor hatte mehr als zwei Jahrzehnte mit seiner Familie in der Türkei gelebt und dort in der säkularen Hochburg Izmir eine kleine Gemeinde der „Wiederauferstehungskirche“ geleitet. Nach dem Scheitern des Putschversuches von Teilen des Militärs im Juli 2016 wurde Brunson im darauffolgenden Oktober verhaftet. Man warf ihm Verbindung zu Terroristen der kurdischen PKK vor sowie Unterstützung des Netzwerks des in den USA lebenden Islampredigers Fethullah Gülen. Einer der Vorwürfe gegen Brunson lautete unter anderem, dieser hätte ein Reisgericht gereicht, das in den Reihen der Gülen-Bewegung beliebt sei.

Am 25. Juli überstellte man ihn aus gesundheitlichen Gründen in den Hausarrest. Ihm drohte eine Haftstrafe von bis zu 35 Jahren.

Seine Frau hat Brunson über weltweite Anteilnahme informiert

Im Interview mit Fox News sagte Brunson:

„Was mich überrascht hat, war, dass sie mir sagten, ich wäre wegen Terrorismus inhaftiert und dafür, dass ich die Regierung stürzen wolle. Die Wahrheit ist, dass wir nur das Evangelium Jesu Christi gepredigt und dieses mit den Türken geteilt haben. Dazu waren wir in der Türkei. Wir haben das offen getan, und nie ein Problem gehabt. Es war schockierend, des Terrorismus angeklagt zu sein.“

Obwohl es Zeiten gegeben habe, in denen Brunson im Gefängnis viel von seiner Hoffnung verlor, habe er begonnen, zu erkennen, dass „meinem Leid mit Fortdauer der Zeit ein Wert innegewohnt“ habe. Seine Frau Norine habe ihm in der Zeit im Gefängnis den nötigen Mut gemacht, ihm berichtet, dass Menschen in aller Welt für ihn gebetet und Anteil an seinem Schicksal genommen hätten, und dass er sicher war, dass Gott einen Plan hätte, um sein Leid zu beenden.

Ein Militärflugzeug brachte den Pastor zurück in die Vereinigten Staaten, wo er am Samstag von Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen wurde. Als er diesen fragte, ob er für ihn ein Gebet sprechen dürfe, antwortete der Präsident: „Nun, ich brauche das wahrscheinlich mehr als jeder andere in diesem Raum, deshalb wäre das sehr schön, vielen Dank.“

Brunson rutschte von seinem Stuhl, kniete nieder, legte die Hand auf die Schulter des Präsidenten und bat Gott darum, dem Präsidenten „übernatürliche Weisheit“ zu geben, damit dieser „alle Pläne erfüllen kann, die er [Gott] für das Land und den Präsidenten selbst hat“ und  er „dieses Land in Rechtschaffenheit führen“ könne.

Der Pastor betete zudem für den Präsidenten um „Zähigkeit, Durchhaltevermögen und Mut, um für die Wahrheit einzustehen“ und darum, diesen zu beschützen vor „der Verleumdung durch Feinde und jene, deren Ziel es sei, zu unterminieren“. „Ich bitte dich, ihn zu einem großen Segen für dieses Land zu machen.“

Es sei eine „große Ehre“ gewesen, mit dem Präsidenten zu beten, erklärte Pastor Brunson. „Ich denke, viele Pastoren würden das gerne tun. Unser Präsident braucht das Gebet.“



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion