Orbán: „Europa wird nur überleben, wenn es sich wieder seiner christlichen Wurzeln besinnt“

Anlässlich eines internationalen Solidaritätskongresses für verfolgte Christen hat Ungarns Premierminister Viktor Orbán in Budapest sein Bekenntnis zum Schutz der christlichen Kultur in Europa erneuert. Ein Fidesz-MdEP wies Kritik aus der EU zurück.
Titelbild
Ungarns Premierminister Viktor Orban.Foto: GEOFFROY VAN DER HASSELT/AFP/Getty Images
Von 5. Dezember 2019

In der Vorwoche fand vom 26.-28. November die 2. Internationale Konferenz zum Thema weltweite Christenverfolgung in Budapest statt. Ungarns Premierminister Viktor Orbán nutzte die Chance, um den christlichen Gemeinschaften in aller Welt seine Solidarität auszudrücken und das Bekenntnis des ungarischen Staates zu unterstreichen, verfolgten Christen nach allen gegebenen Möglichkeiten Schutz zukommen zu lassen. 

Wie „Ungarn heute“ berichtet, hat Orbán in diesem Zusammenhang auch betont, dass verfolgte Christen, die in Ungarn oder anderen europäischen Ländern Aufnahme finden, eine entscheidende Rolle bei der Bewahrung der europäischen Kultur spielen können.

„Diejenigen, denen wir jetzt helfen, können uns die größte Hilfe bei der Rettung Europas leisten“, sagte der Premierminister in seiner Rede. „Wir geben verfolgten Christen das, was sie brauchen: Häuser, Krankenhäuser und Schulen, und wir erhalten im Gegenzug das, was Europa am dringendsten braucht: einen christlichen Glauben, Liebe und Ausdauer.“

Europa, so Orbán, könne nur überleben, wenn es „zur Quelle seiner wahren Werte zurückkehrt: seiner christlichen Identität“. In Ungarn haben der Schutz der verfassungsmäßigen Identität und der christlichen Kultur Ungarns Verfassungsrang und sind damit für das Handeln jeder staatlichen Behörde bindend.

„Organisierter und umfassender Angriff auf das Christentum“

Der ungarische Premier übte auch scharfe Kritik an der „Political Correctness“ und einer in der EU weit verbreiteten Ideologie, die zur Folge hätten, dass der Schutz der christlichen Identität in Europa selbst vernachlässigt werde und auch wenig Substanzielles zum Schutz verfolgter Christen im Ausland geschehe. Vielmehr werde über dieses Thema lieber geschwiegen.

„Es sind nicht nur die Menschen und die Gemeinden, sondern auch die gesamte Kultur, die einem organisierten und umfassendem Angriff ausgesetzt sind“, sagte er. „Auch im Land unserer Kultur, unserer Zivilisation, der bisher erfolgreichsten christlichen Zivilisation: in Europa.“

Orbán zufolge gebe es zwar auch heute in Europa viele „gute und wahre christliche Politiker“, aber diese unterließen es aus Rücksichtnahme auf Koalitionspartner oder Medien häufig, ihre Ansichten offen zu äußern. Ungarn habe das Glück, über politische Stabilität und eine sensibilisierte Öffentlichkeit zu verfügen, die den Schutz der christlichen Kultur fordere und die Gefahren unkontrollierter Migration sehe.

Ungarns Politik gehe davon aus, dass „wir Christen das Recht haben, unsere Kultur und Lebensweise zu schützen“. Die Europäer hätten gedacht, es könne keine Christenverfolgung im eigenen Land stattfinden. Nun führte ideologische und demografische Entwicklungen zunehmend dazu, dass sich „die religiösen und kulturellen Verhältnisse in einigen europäischen Ländern rasch ändern“ werden.

Fidesz-MdEP Szájer: „Land der Goldenen Bulle braucht sich nicht belehren zu lassen“

Unterdessen hat der Europaabgeordnete der ungarischen Regierungspartei Fidesz, József Szájer, am Dienstag (3.12.) vor der Nationalen Universität für den öffentlichen Dienst in Budapest Kritik aus der Europäischen Union und anderen Mitgliedsländern am politischen Kurs der ungarischen Regierung zurückgewiesen. Die Wurzeln der Rechtsstaatlichkeit seien in Ungarn älter als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Das Land, das 1222 die Goldene Bulle herausgebracht hat, braucht keine Belehrungen von anderen anzunehmen, schon gar nicht von amateurhaften, ideologiegetriebenen und unwissenden Führern von Ländern, die es gerade mal seit ein paar Jahrzehnten gibt.“

Die Bulle, die unter König Andreas II. ausgegeben wurde, beschränkte die Macht des Königs gegenüber den Adeligen und gab diesen sogar das Recht, Anordnungen den Gehorsam zu verweigern, sollten diese gegen geltendes Recht verstoßen. Nur sieben Jahre nach der Magna Charta in Großbritannien war dieses eines der ersten Dokumente dieser Art in Europa. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation dauerte es bis 1356, ehe ein ähnliches Dokument in Geltung trat.

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