Politischer Machtmissbrauch bei Google? Mail von Marketing-Managerin wirft neue Fragen über US-Wahlkampf auf

Internetkonzerne wie Google weisen bislang vehement Vorwürfe zurück, ihre Marktmacht zu missbrauchen, um konservative Bestrebungen zu benachteiligen. Nun präsentierte Tucker Carlson von FOX News e-mails einer Marketingmanagerin, die neue Fragen über die politische Neutralität des Dienstes aufwerfen.
Titelbild
Google ist niicht immer nur lustig, wie die bunten Buchstaben suggerieren ...Foto: Christoph Dernbach/dpa
Von 12. September 2018

Der profilierte FOX-News-Moderator Tucker Carlson hat am Sonntag in seiner Show einen möglichen Skandal enthüllt, der ein neues Licht auf die Debatte um die politische Macht von Internetkonzernen wirft.

Vor einer Woche waren Vorstandsmitglieder führender US-amerikanischer Internetdienste vor den Kongress geladen. Neben Maßnahmen zur Verhinderung ausländischer Beeinflussung der bevorstehenden Zwischenwahlen sollten sie auch die Frage nach politischer Voreingenommenheit der Konzerne erörtern. Vor allem republikanische Kongressabgeordnete hatten Diensten wie Google, Facebook oder Twitter vorgeworfen, konservative Stimmen durch Reichweitenbeschränkungen oder willkürliche Sanktionsmaßnahmen zu benachteiligen. Die Unternehmen wiesen dies zurück.

Nun hat Tucker Carlson jedoch eine E-Mail-Kette vom 9. November 2016, also dem Tag nach dem Wahlsieg Donald Trumps, offengelegt. Diese lässt nicht nur erkennen, dass Mitarbeiter von Google aktiv versucht haben, die Wahl zu Gunsten Hillary Clintons zu beeinflussen, sondern auch Strategien erörtert haben, sich ihre eigene „politische Macht“ nutzbar zu machen.

Die erste Mail, die Eliana Murillo, die Leiterin der Abteilung für multikulturelles Marketing mit dem Titel „Wahlergebnisse und das Wahlverhalten der Latinos“ titelte, war vier Seiten lang. Murillo beschrieb, wie sie und ihre Kollegen sich im Vorfeld der Wahl „überparteilichen Aktivitäten“ gewidmet hätten, um die Wahlbeteiligung unter den Hispanics zu steigern.

„Ich dachte, wir hätten unsere politische Macht genutzt“

Dabei konnte Murillo den Anschein ihrer vermeintlichen Neutralität allerdings nicht lange aufrechterhalten und bedauerte, dass trotz Googles „politischer Macht“ lediglich „71 Prozent Hillary gewählt haben, und das hat nicht gereicht“.

In weiterer Folge geht die Managerin darauf ein, wie sie und ihre Kollegen „sehr hart gearbeitet“ hätten, um die Latinos „mit unseren Angeboten, unseren Partnern und unseren Stimmen“ zu mobilisieren. YouTuber, Social-Media-Events und eine überparteiliche Kampagne mit Fokus auf der „Macht der hispanischen Wählerschaft“ waren Teil dieser Bemühungen.

Die Resultate waren jedoch offenbar nicht jene, die Murillo sich gewünscht hätte.

Am Ende ist die Latino-Community tatsächlich zur Wahl gegangen, und hat uns komplett überrascht: Wir hätten nicht gedacht, dass 29 Prozent der Latinos für Trump abstimmen würde.“

Unter Bezugnahme auf eine Schlagzeile unter dem Titel „Trump ist weg vom Fenster“ mit Blick auf die Early-Voting-Ergebnisse wenige Tage vor dem Wahltag schrieb Murillo:

„Eine persönliche Anmerkung: Wir hatten tatsächlich gedacht, wir hätten unsere politische Macht gegen einen Kandidaten genutzt, der unsere Gemeinschaft vehement angegriffen hat, indem er uns Vergewaltiger und Drogendealer nannte. Wir lasen die Überschrift und dachten WOW, wir haben’s geschafft!“

Zu 100 Prozent parteiisch

Aber dann kam der Realitätsschock, schrieb sie weiter. „Nur 71 Prozent hatten Hillary gewählt, und das war nicht genug.“ Diese Resultate seien, so die angeblich objektive und überparteiliche Marketingmanagerin, „erschütternd für unsere demokratische Latino-Gemeinde“. Das von Google und dessen Partnern betriebene HOLA-Projekt zur Mobilisierung der Latinos eröffnete auch prompt einen eigenen Diskussionsstrang. In diesem sollten Nutzer nach dem Trump-Wahlsieg „ihren Schmerz teilen“ können. Murillo hatte nach eigenen Angaben Bedenken, diesbezüglich ihre Partner zu kontaktieren, denn „einige könnten ja auch Trump-Anhänger sein“.

Ihre Mail endete mit den Worten: „Ich bin schockiert und es schmerzt mehr als ich es je für möglich gehalten hätte. Aber ich versuche optimistisch zu bleiben und den Kopf oben zu halten. Niederlagen gehören zum Leben dazu und ich denke Frustrationen fordern uns heraus, besser zu arbeiten und kreativ zu werden. Meine Partner haben Nachrichten geschickt und sagen das Gleiche: Es ist an der Zeit, weiter und härter zu arbeiten.“ In einer anderen E-Mail nannte der Google-Search-Produktmanager Mackenzie Thomas Murillos Arbeit „zu 100 Prozent parteiisch“.

Tucker Carlson kommentierte die Enthüllung mit den Worten:

Das war keine Initiative, um die Leute zur Wahl zu motivieren, oder wie sie es nennen… Es war einzig auf eine Gruppe bezogen, eine Gruppe, von der Google in zynischer Weise angenommen hatte, sie wäre exklusiv für die Demokratische Partei reserviert.“

Google: „Reine Privatmeinung der Angestellten“

Die Demokraten im Kongress haben konservative Befürchtungen bezüglich einer Parteilichkeit von Google stets als „Verschwörungstheorien“ abgetan. Dennoch ist Google erst jüngst in die Kritik geraten, weil Suchresultate über mehrere Seiten hinweg ausschließlich negative Nachrichten über US-Präsident Donald Trump ergeben.

Google selbst weist auch angesichts des Berichts von Tucker Carlson den Vorwurf der Parteilichkeit kategorisch zurück. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte gegenüber „Breitbart News“:

„Die Ansichten, die in der E-Mail [von Eliana Murillo] zum Ausdruck kommen, sind die persönlichen politischen Auffassungen der Angestellten und in keiner Weise repräsentativ für irgendeinen offiziellen Standpunkt des Unternehmens. Googles Aktivitäten im Vorfeld von Wahlen – vor 2016 ebenso wie mit Blick auf die Midterms – sind komplett unparteiisch.“



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion