Präsidentschaftsdebatte der Republikaner: Kein klarer Favorit, aber ein neuer „Stern“

Die republikanische Bühne brodelte vor Energie – mit Unternehmer Ramaswamy als überraschendem Star des Abends. Und Trump? Seine Abwesenheit wird zur lautstarken Begleitmusik.
Titelbild
Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten an der ersten Debatte der Vorwahlen am 23. August 2023 (v. l.): Asa Hutchinson (Arkansas), Chris Christie (New Jersey), Mike Pence (USA), Ron DeSantis (Florida), Vivek Ramaswamy (Ohio), Nikki Haley (South Carolina), Tim Scott (USA) und Doug Burgum (North Dakota).Foto: Win McNamee/Getty Images
Von 24. August 2023

Acht republikanische Präsidentschaftskandidaten debattierten am 23. August über Abtreibung, Außenpolitik und Wirtschaft. Am Ende des Abends gab es jedoch keinen klaren Favoriten. Dennoch stahl der Unternehmer Vivek Ramaswamy Ex-Präsident Donald Trump das Rampenlicht. Dieser gilt als unbestrittener Favorit auf den Sieg der Partei bei den Vorwahlen.

Es bleibt abzuwarten, ob Ramaswamys Erfolg bei den Wählern Anklang findet. Sollte er den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, einholen, wäre das Feld der Zweitplatzierten noch unbestimmter, als es vor der Debatte war.

Trump entschied sich, die Debatte auszulassen. Er hat einen Vorsprung von 41 Punkten gegenüber DeSantis; und sogar noch mehr gegenüber dem Rest des Bewerberfeldes. Der ehemalige Präsident nutzt seinen Einfluss auf die Mainstream-Medien, die er offen verabscheut. Er lenkte die Aufmerksamkeit von der Debatte in Milwaukee, Wisconsin, ab, indem er sich in einem Interview mit Tucker Carlson zu äußerst kontroversen Themen äußerte: Amtsenthebung durch seine eigene Partei, Ermordung und Bürgerkrieg.

Die Gegner von Präsident Trump vermieden es hingegen weitgehend, ihn zu erwähnen, bis die Moderatoren eine direkte Frage zu den vier Anklagen gegen ihn stellten. Nachfolgend die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus der Debatte.

Ramaswamy stiehlt das Rampenlicht

DeSantis und Ramswamy teilten sich die Rednerpulte in der Mitte der Bühne aufgrund ihrer Positionen in den Umfragen. Dennoch liegen beide weit hinter Präsident Trump zurück. Die meisten Angriffe der Kandidaten richteten sich gegen Ramaswamy, sodass er mehr Gelegenheiten hatte, zu antworten. Deswegen hat er insgesamt mehr Zeit am Mikrofon verbracht als der Gouverneur von Florida.

DeSantis betrat die Bühne nach mehreren Monaten sinkender Umfragewerte. Er lieferte sich auf der Bühne keine hitzigen Wortgefechte mit den anderen Kandidaten. Es schien, als würde er vom Unternehmer Ramaswamy in den Schatten gestellt, der sich gegen das Establishment richtete und konträre Positionen einnahm.

Ramaswamy war auch der einzige Kandidat, der auf verschiedene Fragen als erster die Hand hob. Zum Beispiel auf die Frage, wer kein Geld mehr für die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland schicken würde. Den ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence und andere brachte er schon früh in die Defensive. „Ich bin die einzige Person auf der Bühne, die nicht gekauft und bezahlt ist“, verkündete Ramaswamy. Die anderen nannte er „Super-PAC-Marionetten“.

Die Präsidentschaftskandidaten Vivek Ramaswamy und die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley am 23. August 2023 bei der ersten Debatte der GOP-Vorwahlen. Diese wurden am 23. August 2023 von „FOX News“ im Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, veranstaltet. Foto: Win McNamee/Getty Images

Vizepräsident Pence wirkte am kämpferischsten. Er unterbrach seine Gegner mehrmals und forderte die Gastgeber auf, wieder die Kontrolle auf der Bühne zu übernehmen. Mit Ramaswamy lieferte sich der ehemalige Vizepräsident wiederholt Wortgefechte: „Jetzt ist nicht die Zeit für ein On-the-Job-Training“, provozierte Pence. „Wir brauchen keinen Neuling.“

Auch andere Kandidaten nahmen Ramaswamy aufs Korn. Der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, unterbrach Ramaswamy, als er den Klimawandel als einen Schwindel bezeichnete. „Ich habe heute genug von einem Kerl, der wie ChatGPT klingt und hier oben steht. Die letzte Person, die bei einer dieser Debatten mitten auf der Bühne stand und sagte: ‚Was macht ein dünner Kerl mit einem seltsamen Nachnamen hier oben‘, war Barack Obama. „Ich fürchte, wir haben es mit der gleichen Art von Amateur zu tun“, ergänzte Christie.

„Umarmen Sie mich, so wie Sie es mit Obama getan haben“, schoss Ramaswamy zurück. Seiner Meinung nach würde man ihm damit nur helfen, ihn zu wählen.

„Der Elefant, der nicht im Raum ist“

In der Debatte kam unweigerlich das Thema Trump auf, wobei der Co-Moderator von „Fox News“, Bret Baier, den ehemaligen Präsidenten als „den Elefanten, der nicht im Raum ist“ bezeichnete. Baier fragte die Kandidaten, ob sie Trump als Kandidat der Partei unterstützen würden, wenn er in einem der vier Fälle, die gegen ihn vorliegen, vor Gericht verurteilt würde.

Sechs der acht Kandidaten hoben ihre Hand. Der ehemalige Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, und Christie entschieden sich dagegen. „Hier ist die Quintessenz. Jemand muss aufhören, dieses Verhalten zu normalisieren“, sagte Christie und rief damit Buhrufe aus dem Publikum hervor. Ramaswamy hob daraufhin die Hand und bezeichnete Trump als den besten Präsidenten des 21. Jahrhunderts.

„Chris Christie, ganz ehrlich, Ihre Behauptung, Donald Trump sei durch Rache und Groll motiviert, wäre viel glaubwürdiger, wenn Ihre gesamte Kampagne nicht auf Rache und Groll gegen einen bestimmten Mann beruhen würde“, argumentierte Ramaswamy. Dafür erntete er Beifall aus der Menge. Christies Antwort wurde danach von Buhrufen aus dem Publikum unterbrochen, auf welche die Moderatoren reagieren mussten, bevor er fortfahren konnte.

Pence „hat das Richtige getan“

Bei folgendem Punkt waren sich die Kandidaten einig: Vizepräsident Pence habe richtig gehandelt, dem Vorschlag Trumps nicht zuzustimmen, die Wahlmänner für den damaligen Kandidaten Joe Biden am 6. Januar 2021 anzufechten. Herr DeSantis stimmte jedoch erst zu, nachdem die Moderatoren ihn wiederholt bedrängt hatten.

Dabei ergänzte DeSantis: „Bei dieser Wahl geht es nicht um den 6. Januar 2021. Es geht um den 20. Januar 2025, wenn der nächste Präsident sein Amt antritt“. Als Vizepräsident Pence erneut das Thema aufgriff und DeSantis zu einer Antwort aufforderte, sagte der Gouverneur von Florida, er habe dies bereits beantwortet.

„Mike hat seine Pflicht getan. Ich habe keinen Streit mit ihm“, so DeSantis. „Aber soll dies die Sache sein, worauf wir uns in Zukunft konzentrieren? Ich sage Ihnen, die Demokraten würden das lieben. Wenn wir sie damit durchkommen lassen, werden sie gewinnen.“ Christie bezog eine klare Position mit einem leichten Seitenhieb auf die ausweichende Haltung von DeSantis. „Mike stand für die Verfassung“, sagte Christie. „Und er verdient nicht nur Anerkennung, er verdient unseren Dank als Amerikaner.“

Kein Konsens über nationales Abtreibungsverbot

Alle Kandidaten erklärten, sie seien für das Leben. Dennoch gab es keine Einigung über die Idee eines bundesweiten Abtreibungsverbots. Die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley argumentierte, dass die Idee eines solchen Gesetzes ohne die nötige Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus und im Senat unglaubwürdig sei. Stattdessen verwies sie auf Bereiche, in denen ein Konsens bestehe.

Dabei bat sie um Einigung in folgenden Punkten: ein Verbot bei Spätabtreibungen und die Förderung von Adoptionen. Ferner sollten Ärzte und Krankenschwestern, die Abtreibungen nicht befürworten, sie nicht durchführen müssen. Verhütungsmittel sollten ausreichend verfügbar sein und man sollte Frauen, die abtreiben, nicht ins Gefängnis stecken oder die Todesstrafe auferlegen.

DeSantis hatte im Frühjahr ein Gesetz in Florida unterzeichnet, das Abtreibungen nach der 15. Schwangerschaftswoche nur noch als Ausnahme möglich macht. Zudem setzt er sich für die Unterstützung von Pro-Life-Bemühungen im ganzen Land ein. Er wollte nicht sagen, ob er ein ähnliches Gesetz auf nationaler Ebene unterstützen würde.

Vizepräsident Pence warf ein, dass die Idee bei den Amerikanern auf breite Zustimmung stoße. Abtreibung bezeichnete er als moralisches Thema, bei dem es sich nicht lohne, Kompromisse einzugehen. „Um ehrlich zu sein, Nikki, du bist meine Freundin, aber Konsens ist das Gegenteil von Führung“, so Pence.

Die Präsidentschaftskandidaten: Chris Christie (Ex-Gouverneur New Jersey), Mike Pence (früher US-Vizepräsident), Ron DeSantis (Gouverneur von Florida) und Vivek Ramaswamy während einer Pause in der ersten Debatte der GOP-Vorwahlen. Foto: Win McNamee/Getty Images

Song: „Reiche Männer aus dem Norden von Richmond“

In Anspielung auf das Wiedererstarken der Konservativen im Kulturkampf begannen die Moderatoren die Debatte mit einer Frage, die sich auf den Chart-Song „Rich Men From North of Richmond“ bezog. Der Moderator wollte wissen, warum der Song „einen Nerv in diesem Land trifft“.

Dabei richtete Baier die Frage zunächst an DeSantis, der entgegnete: „Wir müssen Joe Biden in seinen Keller zurückschicken und den amerikanischen Niedergang umkehren.“ Laut DeSantis müsse man „Bidenomics umkehren, damit die Familien der Mittelklasse wieder eine Chance auf Erfolg haben“. „Wir können auch nicht erfolgreich sein, wenn der Kongress Billionen Dollar ausgibt. Diese reichen Männer nördlich von Richmond haben uns in diese Situation gebracht“, fuhr DeSantis fort. Demnach werde er die Vereinigten Staaten wieder zur „führenden Energiemacht“ machen, wenn er gewählt werde.

Auch den anderen Kandidaten wurde diese Frage gestellt. Christie stimmte DeSantis zu, hob aber seine Qualitäten als Gouverneur hervor, dem es gelungen sei, in einem blauen Bundesstaat zu gewinnen und diesen zu führen.

Senator Tim Scott (South Carolina) argumentierte, dass die „Bidenomics“-Politik den amerikanischen Familien durch die Inflation Kaufkraft entzogen habe. „Wir können das stoppen, indem wir den Hahn in Washington zudrehen, das Geld zurück in die Staaten schicken und ihnen erlauben, die Entscheidungen in ihren eigenen Häusern zu treffen“, so Scott.

Haley machte Republikaner und Demokraten gleichermaßen für die ausufernden Bundesausgaben verantwortlich. „Ron DeSantis, Tim Scott, Mike Pence – sie alle haben dafür gestimmt, die Schulden zu erhöhen, und Donald Trump hat unsere Schulden um acht Billionen Dollar erhöht. Unsere Kinder werden uns das nie verzeihen“, fügte Haley hinzu. Vizepräsident Pence verteidigte die Bilanz der Trump-Pence-Regierung und führte die Ausgaben auf die Pandemie zurück.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „5 Takeaways From the First Republican Presidential Debate“. (redaktionelle Bearbeitung il)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion