Prigoschin-kontrollierte Mediengruppe schließt – folgt der Zusammenbruch seines Imperiums?

Der russische Oligarch und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin befindet sich seit rund einer Woche im Exil in Belarus. In Russland deutet sich der Abbau seines mächtigen Imperiums an. Doch dies könnte auch Auswirkungen auf das russische Militär nach sich ziehen.
Titelbild
Das PMC-Wagner-Zentrum des Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin am 31. Oktober 2022 in St. Petersburg kurz vor seiner Eröffnung.Foto: Olga Maltseva/AFP via Getty Images
Von 4. Juli 2023

Nach der kürzlichen Rebellion des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin scheint es, als stünde nun das Imperium des russischen Oligarchen vor dem Zusammenbruch. So soll unter anderem die von Prigoschin kontrollierte Medienholding Patriot Media nach Angaben des Direktors eines seiner Tochterunternehmen geschlossen werden.

In einem am späten Samstagabend auf den Konten der Holding verbreiteten Video habe der Chef von „RIA FAN“, Jewgeni Suvarew, laut „Reuters“ verkündet: „Ich gebe unsere Entscheidung bekannt, zu schließen und den Informationsraum des Landes zu verlassen.“ Die Nachrichtenagentur „RIA FAN“ war das bekannteste Medium von Patriot Media. Suvarew habe für die Entscheidung keinen Grund angegeben.

In seinem Videobeitrag hatte Subarew die Arbeit von Patriot Media gelobt, die in seinen Augen sowohl Prigoschin als auch Putin gegen die Angriffe der kremlfeindlichen Opposition geschützt hätte.

Russische Medien berichten über dauerhafte Abschaltung

Laut einem Bericht der „The Moscow Times“ umfasst die von Prigoschin 2019 gegründete Mediengruppe Patriot auch die Internet Research Agency (IRA). Im russischen Internet-Slang ist sie auch als sogenannte „Trollfabrik“ bekannt. Sie führte Online-Einflussoperationen durch, um Russlands geschäftliche und politische Interessen im Ausland zu fördern.

Die Medienfirma Patriot, deren Sitz sich in St. Petersburg befindet, besteht laut der Zeitung neben RIA FAN und IRA aber noch aus weiteren Medien. Darunter zum Beispiel „People’s News“ und „Economics Today“. Insgesamt betreffe es ein Dutzend Medien, die nach Angaben des Telegram-Nachrichtenkanals „Mash“ dauerhaft abgeschaltet würden. Dass die Patriot-Medienholding aufgelöst worden sei, habe auch die in St. Petersburg ansässige Nachrichtenagentur „Rotonda“ berichtet – unter Berufung auf eine anonyme Quelle.

Prigoschin selbst hat die Gerüchte über die Schließung seiner Mediengruppe bislang weder bestätigt noch dementiert. Am 30. Juni hat die russische Zeitung „Kommersant“ jedoch berichtet, dass die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde „Roskomnadzor“ Medien, die mit Prigoschin in Verbindung stehen, blockiert hat.

Mutmaßlich geplante Übernahme des Medienkonzerns

Wie „Wall Street Journal“ berichtet, haben die russischen Strafverfolgungsbehörden bereits Computer und Server von Prigoschins Patriot Media Group beschlagnahmt. Überdies ist von einem neuen Eigentümer des Medienkonzerns die Rede, der National Media Group.

Die National Media Group wurde von dem Milliardär und Bankier Juri Kowaltschuk gegründet, einem engen Freund von Präsident Wladimir Putin. Den Vorsitz im Verwaltungsrat führt die pensionierte olympische Turnerin und mutmaßliche Geliebte Putins, Alina Kabajewa. Die 40-Jährige ist mehrfache russische Meisterin, Europameisterin und Weltmeisterin. Laut „Wall Street Journal“ nimmt die US-Regierung an, dass sie die Mutter von mindestens drei von Putins Kindern ist.

Doch unabhängig von seinem formalen Eigentümer würden laut dem Medium „The Bell“ alle Quellen davon ausgehen, dass Patriot nun direkt von der Präsidialverwaltung beaufsichtigt werde. Außerdem hatte die russische Zeitung „Kommersant“ am 30. Juni berichtet, dass die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadzor Medien, die mit Prigoschin in Verbindung stehen, blockierte.

„Putins Koch“

Russischen Behörden zufolge ist die Wagner-Gruppe nicht offiziell verboten worden. Dies berichtet die Nachrichtenagentur „Reuters“. Putin habe jedoch am 27. Juni mitgeteilt, dass die Finanzen von Prigoschins Catering-Unternehmen untersucht würden. Er sagte, Wagner und sein Gründer hätten im vergangenen Jahr fast zwei Milliarden Dollar aus Russland erhalten.

„Ich hoffe, dass nichts gestohlen wurde, oder zumindest nicht so viel“, so Putin in einer Ansprache an die Militärs. Nach der Durchsuchung der Wagner-Zentrale in St. Petersburg seien nach inoffiziellen Berichten Vans voller Bargeld weggefahren worden.

Prigoschin, der unter dem Spitznamen „Putins Koch“ bekannt wurde, hat seinen Aufstieg eben jenem Catering-Unternehmen namens Konkord zu verdanken. Er hatte den russischen Präsidenten kennengelernt, nachdem dieser während seiner Zeit in der St. Petersburger Stadtverwaltung immer wieder in seinem Restaurant eingekehrt war. Allmählich erlangte der russische Oligarch immer mehr Aufträge von Putin. Er durfte auch diverse Geburtstage und Staatsbankette des Präsidenten bewirten. Schließlich belieferte seine Catering-Firma zeitweise sogar das gesamte russische Militär.

Unternehmen im Bereich Finanzen, Bauwesen, Versorgung

Jewgeni Prigoschin beließ es jedoch nicht dabei, sondern gründete ein ganzes Imperium, das nun offenbar vor dem Zusammenbruch steht. Seit 2014 war Prigoschin Kopf der Wagner-Gruppe.

Prigozhins Geschäftsimperium ist zwar hauptsächlich für seine Söldneraktivitäten bekannt, umfasst aber auch Unternehmen in den Bereichen Finanzen, Bauwesen, Versorgung und Logistik, Bergbau und natürliche Ressourcen. Ansonsten besitzt er laut „Wall Street Journal“ eine Firma namens Sporthorses Management, die von Prigozhins Tochter Polina geleitet wurde.

Über das Unternehmen, das Polina, seinem Sohn Pavel und seiner Frau gehörten, habe Prigozhin laut Unternehmensaufzeichnungen etwa 180.000 Quadratmeter Eigentum in einer bewachten Wohnanlage in Lakhta kontaktiert. Lakhta ist ein gehobener Vorort von St. Petersburg in Seenähe.

Auswirkungen auf russisches Militär

Die Schließung von Prigoschins Unternehmen würde nicht nur für den Wagner-Chef große Verluste bedeuten. Wie aus Recherchen der „Washington Post“ hervorgeht, ist „das russische Militär auf Prigoschins Unternehmen angewiesen, um die in der Ukraine kämpfenden Soldaten zu ernähren“.

Die daraus gewonnenen Profite würden dann wiederum zur Finanzierung der Projekte in Afrika, Syrien und anderen Ländern verwendet, wie Prigoschin dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu geschrieben hatte.

Somit hätte die Einstellung der Prigoschin-Verpflegung von heute auf morgen direkte Auswirkungen auf die Truppen vor Ort.



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