Schwedens Energieministerin: Für Wärmepumpen braucht Europa Kernkraft

Mehr Wärmepumpen bei weniger Kernkraftwerken? Das passt nach Ansicht der schwedischen Energieministerin Ebba Busch nicht zusammen. Sie warnt vor einer zu einseitigen Debatte über „erneuerbare“ Energien in Europa.
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Ebba Busch, Energieministerin von Schweden, setzt auf Versorgungssicherheit.Foto: Kenzo Tribouillard/AFP via Getty Images
Von 13. Juni 2023


Sowohl Deutschland als auch die EU-Kommission in Brüssel setzen auf die rasche Verbreitung von Wärmepumpen. Diese Heiztechnologie benötigt Strom – viel Strom. Der jährliche Strombedarf einer einzigen Wärmepumpe kann bei mehreren Tausend Kilowattstunden pro Jahr liegen, je nach Größe der Anlage. Entsprechend viel Energie müssen die Stromnetze bereithalten.

Die Bundesregierung kalkuliert bereits jetzt einen deutlich wachsenden Strombedarf in den kommenden Jahren ein. Genau darin sieht Schwedens Energieministerin und Vize-Regierungschefin Ebba Busch ein Problem. Denn in Europa gebe es aktuell zu wenig Strom, sagte sie kürzlich der „Bild“.

Busch: „Atomkraft ist unentbehrlich“

Busch befürworte zwar die Wärmepumpen, um „von fossilen Energiequellen wegzukommen“. Europa bräuchte dafür jedoch „mehr [Strom-]Produktion – nuklear und erneuerbar.“ Somit ist für die 36-Jährige die Kernkraft eine „unentbehrliche“ Energiequelle, um die Energieziele in der EU zu erreichen.

Die deutsche Bundesregierung hat die letzten drei Kernkraftwerke (KKW) Mitte April endgültig heruntergefahren und ist damit aus dieser Technologie ausgestiegen. Seitdem ist zu beobachten, dass hierzulande weniger Strom zur Verfügung steht. Deutschland hat sich seitdem von einem konstanten Stromexportland zu einem Stromimportland entwickelt. Unter diesen Umständen sieht Busch „für Deutschland keine Chance“, dass es seine energiepolitischen Ziele erreichen kann.

Gleichzeitig bezweifelt Busch, dass Deutschland „ohne massiven Stromimport […] weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein“ kann.

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Strommix in Schweden

Derzeit bringen Wind- und Wasserkraft 60 Prozent der schwedischen Gesamtstromversorgung, wie die „Deutsch-Schwedische Handelskammer“ informiert. In den vergangenen Jahren hat auch die Solarenergie mehr an Bedeutung gewonnen, macht aber mit einem Prozent nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamtproduktion aus.

Auf die Kernenergie entfallen 30 Prozent der schwedischen Stromerzeugung. Darüber hinaus verwendet Schweden nur wenig Gas und keine Kohle für die Erzeugung von Strom. Das bedeutet, dass 91 Prozent der schwedischen Stromerzeugung frei von fossilen Brennstoffen sind.

Insgesamt erzeugten schwedische Kraftwerke im vergangenen Jahr rund 170 Terawattstunden Strom. Aus einer vom schwedischen Branchenverband Energiföretagen beauftragten Analyse geht hervor, dass sich der Strombedarf Schwedens bis 2045 verdoppeln wird. Bis dahin wird der Bedarf auf 330 Terawattstunden geschätzt.

Anteil der Energiequellen im Jahr 2022 in Schweden. Foto: mf/Epoch Times, Daten: Deutsch-Schwedische Handelskammer

Deshalb plant das skandinavische Land nun, in den kommenden Jahren seine Stromproduktion weiter zu steigern, wie Busch mitteilte. Dafür will die Energieministerin etwa „Genehmigungsprozesse für Windparks massiv verkürzen“, wie „Blackout News“ berichtet.

Nach Schätzungen von Energiföretagen sind bis 2030 Investitionen in das Stromnetz in Höhe von etwa 35,4 Milliarden Euro und bis 2045 in Höhe von 89 Milliarden Euro erforderlich. Das schwedische Stromnetz ist veraltet, und etwa die Hälfte der 89 Milliarden Euro wird für die Erneuerung und den Ausbau des bestehenden Netzes ausgegeben.

Busch: Zu einseitige Debatte über „Erneuerbare“

Busch zeigt sich besorgt über die einseitige Debatte über „erneuerbare“ Energien in Europa. Es werde nicht über die Auswirkungen auf das Stromnetz diskutiert, wenn man ausschließlich auf wetterabhängige Energiequellen setzt. Das Stromnetz sei nicht darauf ausgelegt, mit solchen Schwankungen umzugehen. Dadurch entstehe ein unsicheres Energiesystem.

Etwa 40 Prozent des Stroms müssten laut Fachleuten nach wie vor fossile Kraftwerke oder KKW, also Grundlastkraftwerke, erzeugen. Ansonsten drohe das gesamte Stromnetz infolge der extremen Fluktuation durch anteilig zu viel Wind- und Sonnenstrom instabil zu werden.



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