US-Polizeibeamte lehnen pauschale Rassismus-Kritik nach Fall Floyd ab

Neben Trauerbekundungen und Anteilnahme mischt sich zunehmend Kritik bei vielen Beamten im Fall Floyd mit ein angesichts der landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Titelbild
Der Polizeichef von Bellevue, Steve Mylett, umarmt eine Demonstrantin während einer Versammlung, die gegen den kürzlichen Tod von George Floyd am 31. Mai 2020 in Bellevue, Washington, protestiert.Foto: David Ryder/Getty Images
Epoch Times14. Juni 2020

Von Kalifornien bis Massachusetts sind Beamte entsetzt über den Tod des Afroamerikaners George Floyd, der während eines Einsatzes unter Mitwirkung eines Kollegen starb. Allerdings mischt sich unter die Trauer und Anteilnahme zunehmend auch Kritik bei vielen Beamten angesichts der landesweiten Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus.

„Ich bin nicht Derek Chauvin“, sagte Michael O’Meara, Leiter der Wohltätigkeitsvereinigung der Polizei des Bundesstaates New York, vergangene Woche auf einer Pressekonferenz.

Wie O’Meara fühlen sich viele Beamte zu Unrecht in die Ecke gedrängt. Die Vorgehensweise der am Fall Floyd beteiligten Polizisten entspreche nicht der Einstellung der Beamten im gesamten Land, so die vielfach geäußerte Meinung.

Nun wollten viele erreichen, dass „wir uns für unseren Beruf schämen“, fügte O’Meara hinzu. „Hören Sie auf, uns wie Tiere zu behandeln, und fangen Sie an, uns etwas Respekt zu erweisen“, forderte O’Meara verärgert.

Polizist: Strafverfolgungsbehörden landesweit für „die Taten eines Kriminellen in Minneapolis“ verantwortlich gemacht

Die Strafverfolgungsbehörden im ganzen Land würden für „die Taten eines Kriminellen in Minneapolis“ verantwortlich gemacht, klagte auch Shaun Willoughby, Präsident der Polizeibeamtenvereinigung von Albuquerque in New Mexico. Weil er eine Dienstmarke trage, sei er persönlich plötzlich „ein Problem des systematischen Rassismus im Land“, sagte Willoughby.

Schwarze und andere dunkelhäutige Menschen würden viel zu oft durch die Hände der Strafverfolgungsbehörden getötet, sagt Ben Kelso, Präsident der Ortsvertretung San Diego des Nationalen Polizeiverbandes für Schwarze. Bei der Polizeiausbildung würde in der Regel viel zu viel Zeit ins Schusstraining und ins Training Festnahme von Menschen investiert. „Aber wir verbringen nicht so viel Zeit damit, einfach nur zu lernen, mit Menschen zu reden“, führt Kelso aus. Denn die beste Waffe, die Polizeibeamte hätten, sei immer noch ihr Mund.

Eine wachsende Zahl an Polizeidienststellen in den USA haben mittlerweile auf den Fall Floyd reagiert. Sie verhängten ein Verbot von Haltetechniken ähnlich der, die bei Floyd angewendet wurde. Zudem wurden vielerorts die Disziplinarmaßnahmen verschärft. Auch auf Bundesebene werden Reformen eingeleitet.

Analyse: Kein systemischer Rassismus bei US-Strafverfolgungsbehörden

In einer Analyse kommt das „Wall Street Journal“ aber zu dem Schluss: Es gibt keinen institutionellen und systemischen Rassismus innerhalb der amerikanischen Strafverfolgungsbehörde und der Polizei. Weder sei dies in der Obama-Zeit so gewesen noch heute. Der Tod George Floyds sei tragisch und die Aufnahmen seiner Verhaftung „widerwärtig“, aber dieses Ereignis sei nicht repräsentativ für die 375 Millionen Kontakte, die Polizeibeamte mit der Zivilbevölkerung jährlich haben.

Der renommierten Zeitung zufolge gebe es keine Beweise, dass eine strukturelle Voreingenommenheit im Strafrechtssystem in Bezug auf Verhaftungen, Strafverfolgung oder Verurteilung gegenüber Schwarzen stattfindet. Bei Verbrechen und verdächtigem Verhalten werde bei den allermeisten Polizeiaktionen nicht nach Rasse eingeteilt, alle Verdächtigen würden gleich behandelt.

Das zeigt die Zeitung in einer Statistik auf: Im Jahr 2019 wurden in den USA 1.004 Menschen von Polizisten erschossen. Die meisten dieser Menschen waren bewaffnet oder anderweitig gefährlich. Etwa ein Viertel davon waren Afroamerikaner (235). Die Zahl ist seit 2015 stabil geblieben.

53 Prozent der bekannten Tötungsdelikte in den USA von Afroamerikanern durchgeführt

Die Zeitung verweist darauf, dass der Anteil schwarzer Opfer unter dem liege, was die Kriminalitätsrate von Schwarzen vorhersage. Ein Schusswaffengebrauch von Polizisten hänge davon ab, wie oft Beamte auf bewaffnete und gewalttätige Verdächtige träfen. Im Jahr 2018 das letzte Jahr, für das solche Daten veröffentlicht wurden wurden 53 Prozent der bekannten Tötungsdelikte in den USA von Afroamerikanern durchgeführt. Zudem begehen schwarze Menschen etwa 60 Prozent aller Raubüberfälle im Land, obwohl sie lediglich 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Dem Bericht zufolge hat die Polizei 2019 neun unbewaffnete Schwarze und 19 unbewaffnete Weiße erschossen. Wobei bei mindestens einem Fall von „unbewaffnetem Schwarzen“, der Verdächtige eine geladene Waffe in seinem Auto mitführte. Im Jahr 2015 wurden demnach 38 Schwarze und 32 Weiße von der Polizei erschossen.

Das Journal schlüsselt weiter auf: Im Jahr 2018 gab es 7.407 schwarze Mordopfer. Geht man von einer vergleichbaren Zahl von Opfern im vergangenen Jahr aus, so stellen diese neun Schwarzen durch Polizeischüsse Getötete lediglich 0,1 Prozent aller 2019 getöteten Afroamerikaner dar. Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit 18 Prozent , dass ein Polizeibeamter von einem schwarzen Mann getötet wird, um ein Vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit, dass ein unbewaffneter schwarzer Mann von einem Polizeibeamten getötet wird.

Studie: Keine Hinweise auf Rassismus bei Schusswaffengebrauch der Polizei

Es gibt einige Studien, die die Behauptung der systemischen Voreingenommenheit der Polizei widerlegen, heißt es in dem „WSJ“-Bericht weiter. Beispielsweise eine Studie, die im August 2019 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht wurde. Es gebe keinen signifikanten Hinweis darauf, dass ein Mensch einer bestimmten Rasse eher von der Polizei erschossen wird, als ein Mensch einer anderen Rasse, schlussfolgerten die Forscher.

Eine 2015 vom Justizministerium durchgeführte Analyse des Philadelphia Police Department ergab, dass weiße Polizeibeamte weniger wahrscheinlich als schwarze oder hispanische Beamte unbewaffnete schwarze Verdächtige erschießen. Eine Untersuchung des Harvard-Ökonomen Roland G. Fryer Jr. fand auch keine Hinweise auf Rassendiskriminierung bei einem Schusswaffengebrauch der US-Polizei.

In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass das falsche Narrativ über systemischen Rassismus innerhalb der Polizei während der Präsidentschaft von Barack Obama zu gezielten Tötungen von Beamten geführt habe. Dieses Muster könne sich in der jetzigen Krise wiederholen. (afp/er)



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