Warnung vor „Moria-Taktik“ – Großes Feuer nahe Flüchtlingslager auf Samos – 13 Festnahmen

Auf der Insel Samos brach am Dienstagabend in der Nähe eines Flüchtlingslagers ein Feuer aus. Das Lager selbst geriet aber nicht in Gefahr.
Titelbild
Migrantencamp bei Vathy auf Samos.Foto: LOUISA GOULIAMAKI/AFP via Getty Images
Epoch Times16. September 2020

Auf der griechischen Insel Samos brach am Dienstagabend, 15. September, oberhalb des Flüchtlingslagers Vathy ein Feuer aus. Der Wind trieb es weg vom Lager den Berg hinauf und war am späten Abend halbwegs unter Kontrolle, wie das Insel-Onlineportal „Samos Today“ berichtete.

Das Lager sei nicht in Gefahr, versicherte Bürgermeister Giorgos Stantzos dem Radiosender Thema 104.6. Auch habe es erste Festnahmen wegen des Verdachts auf Brandstiftung gegeben. Mittlerweile wurden 13 Personen festgenommen, wie ein Polizeisprecher bestätigte. Die Nationalität der Verdächtigen wollte der Sprecher allerdings nicht preisgeben.

Wir prüfen eine mögliche Beteiligung dieser Verdächtigen an dem Vorfall.“

(Polizeisprecher)

Im Flüchtlingslager Vathy auf Samos leben laut dem griechischen Migrationsministerium rund 4600 Migranten, das Lager hat jedoch nur Platz für rund 650 Menschen.

Griechische Politiker warnen vor „Moria-Taktik“

Griechische Politiker warnen vor der „Moria-Taktik“, wonach Feuer auch in anderen Migrantencamps von den Menschen in den Lagern auf den Inseln Samos, Chios, Leros und Kos gelegt werden könnten – vor allem, wenn die Menschen von Lesbos nun aufs Festland oder nach Mittel- und Nordeuropa gebracht würden.

Wie „Welt“ berichtet, hat die griechische Regierung kein Interesse die Migranten aus Moria an das EU-Nachbarland abzugeben ohne, dass ein positiver Asylbescheid vorliegt. Vielmehr will das Land die Flüchtlinge auf Schiffen vor den Inseln oder in neu errichteten Zeltlagern unterbringen lassen. Auch die Migranten, die Deutschland aufnehmen wird, müssen bereits ein erfolgreiches Asylverfahren durchlaufen haben.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis äußerte sich dazu: „Es besteht kein Zweifel, dass Moria von einigen hyperaktiven Flüchtlingen und Migranten verbrannt wurde, die die Regierung erpressen wollten, indem sie Moria niederbrannten und ihre sofortige Umsiedlung von der Insel forderten.“

Gerald Knaus, Leiter des Thinktanks Europäische Stabilitätsinitiative (ESI) vermutet im Gespräch mit der „Welt“ einen weiteren Grund für das konsequente Vorgehen Griechenlands.

Nachdem der Flüchtlingsdeal mit der Türkei effektiv ausgesetzt sei und die Türkei keine Migranten ohne Asylchancen mehr zurücknehme, wie sie das in den vergangenen vier Jahren getan hatte, befürchte Griechenland eine weitere Zuspitzung der Lage im eigenen Land. Bereits jetzt leben 40.000 Menschen in griechischen Lagern.

„Die griechische Regierung hat Angst davor, dass jetzt, wo es keine Einigung mehr mit der Türkei gibt, die türkische Regierung sehr, sehr viel mehr Migranten auf die griechischen Inseln schicken würde, wenn die Menschen aus Moria evakuiert werden würden“, so Knaus.

Evangelos Antonaros, ehemaliger Sprecher der griechischen Regierung, sagte gegenüber der Zeitung, dass die Migranten die Situation auf den griechischen Inseln genau beobachteten würden und nicht als „ermutigend“ wahrnehmen würden: „Die Hinhaltetaktik von Griechenland und der EU hat bisher dazu geführt, dass die eher in der Türkei geblieben sind, wo sie größtenteils Arbeit gefunden haben und so ihre Familien mit etwas Geld unterstützen können.“

Der verheerende Brand im Lager Moria auf Lesbos hatte mehr als 12.000 Migranten obdachlos gemacht und vor allem in Deutschland eine Debatte über die Aufnahme von Menschen von dort ausgelöst.

Die Migranten auf Lesbos fordern nun angesichts des niedergebrannten Lagers, die Insel sofort verlassen zu dürfen. Allerdings steht bei den meisten der Abschluss des Asylantrags noch aus. Die griechische Regierung besteht darauf, dass die Migranten den normalen Asylprozess durchlaufen müssen. (dpa/nh)

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