ADAC-Präsident fährt Diesel: E-Autos viel zu teuer

Kann die von der Bundesregierung angestrebte Mobilitätswende gelingen? Derzeit dominieren die Verbrenner auf deutschen Straßen. ADAC-Präsident Christian Reinicke setzt noch auf die bewährte Verbrennertechnologie – und befürwortet den schnelleren Umstieg auf E-Autos.
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ADAC-Präsident Christian Reinicke.Foto: ADAC/Peter Neusser
Von 3. Mai 2023


Autofahren kostet mehr, auch der Autokauf. ADAC-Präsident Christian Reinicke erklärte in einem Interview mit der „Augsburger Allgemeine“, dass „gerade kleinere Autos hierzulande in den letzten fünf Jahren um über 30 Prozent teurer geworden sind“. Das betrifft sowohl Verbrenner als auch Stromer.

Die Verbrennermodelle sind dabei meist noch die deutlich günstigere Variante. Nur bei ganz wenigen Ausnahmen und bestimmten Fahrgewohnheiten können auch vergleichbare E-Autos günstiger sein. Einen umfassenden Kostenvergleich zwischen Verbrennern, Hybriden und Stromer der gängigen Hersteller bietet der ADAC hier an.

Strompreis macht E-Autos unattraktiv

In Bezug auf die Entwicklung der Mobilitätswende bereiten Reinicke besonders die hohen Strompreise große Sorgen. Der aktuelle Strompreis beim Grundversorger liegt laut der „Stromauskunft“ inzwischen bei 50,24 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 3. Mai 2023)

Einen Hochlauf habe die Elektromobilität durch die günstigen Rahmenbedingungen aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg erlebt. „Dabei ist Strom an den Schnell-Ladesäulen noch teurer als zu Hause. Damit büßt die E-Mobilität an Anziehungskraft ein“, sagte Reinicke besorgt.

Problematisch sei es auch, dass Autohersteller überwiegend mit großen elektrischen Fahrzeugen in den Markt gehen, die sehr teuer sind. „Inzwischen kommen bezahlbare Elektroautos aus China und nicht so häufig aus Deutschland“, stellte Reinicke fest.

Darauf reagiert beispielsweise der Autovermieter Sixt. Laut dem ADAC-Präsidenten will dieser „über die kommenden Jahre 100.000 chinesische Elektroautos der Marke BYD kaufen. Das ist beunruhigend für den Standort Deutschland.“

Damit die Mobilitätswende gelingt, fordert Reinicke von den deutschen Automobilherstellern, für die Masse der Bürger bezahlbare Elektroautos zu bauen. Erst so hätten genügend Menschen einen Anreiz, auf die neue Form der Mobilität umzusteigen. „Wir brauchen Elektro-Volkswagen“, schlägt Reinicke vor. Denn: „E-Mobilität darf nicht wohlhabenden Eigenheimbesitzern mit einer Solaranlage und einer eigenen Wallbox zum Laden vorbehalten sein.“

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Von Diesel zu Hybrid

Die Augsburger Allgemeine fragte den ADAC-Präsidenten auch danach, welche Antriebsart er selbst momentan fahre. „Tatsächlich läuft der Leasingvertrag für meinen Diesel im Sommer aus“, gestand Reinicke. Lange habe er mit sich gerungen, welches Auto er anschließend kaufen sollte. Dabei habe er sein Fahrprofil studiert, was er jedem empfiehlt, wenn ein neues Auto ansteht.

Ein reines Elektroauto schließt Reinicke aus, da er auch immer wieder längere Strecken zurücklegen muss. Die meisten E-Autos haben eine deutlich geringere Reichweite als Diesel oder Benziner. „Ich bin im Radius von 200 bis 300 Kilometern viel unterwegs“, überlegte er. „Deshalb habe ich mich für einen Plug-in-Hybrid entschieden, der das Beste aus der Welt der Elektromobilität und der Verbrenner-Fahrzeuge kombiniert.“

Aufgrund der momentanen Situation geht der ADAC-Präsident davon aus, dass in 20 Jahren immer noch Verbrenner-Autos auf deutschen Straßen fahren werden. „Die Realität sieht nämlich so aus: Von den derzeit rund 49 Millionen Autos in Deutschland fahren erst etwa eine Million elektrisch“, stellt Reinicke klar.

Dennoch zeigt er sich optimistisch, dass sich in den kommenden Jahren mehr Menschen für einen Stromer entscheiden. „Wir müssen alles daransetzen, schneller auf Elektroautos umzusteigen“, so Reinicke.

Reinicke neutral bei Tempolimit

Auf der Autobahn fährt Reinicke nur selten über 130 km/h. „Als die Spritkosten extrem hoch waren, bin ich 100 km/h auf Autobahnen gefahren, jetzt peile ich Geschwindigkeiten um 130 km/h an“, sagte der Jurist der „Augsburger Allgemeinen“. „Mit 130 km/h habe ich nicht das Gefühl, langsamer als die Masse unterwegs zu sein.“

Ganz konsequent ist Reinicke dabei jedoch nicht. Er fahre „je nach Verkehrslage auch einmal schneller“ als 130 km/h auf Autobahnen, fügte er hinzu. „Aber in der Regel bin ich entspannt mit 130 km/h unterwegs und fühle mich auch gut dabei.“

So könne er nebenbei „Podcasts hören und mit der Freisprechanlage telefonieren“, sagte Reinicke. Auch seinen Mitgliedern empfehle der Autoklub, Sprit zu sparen und damit langsamer zu fahren. Ein Tempolimit auf Autobahnen lehnt der ADAC-Präsident aber ab.

(Mit Material von AFP)



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