Ärztekammer in Kritik: Hohe Hürden für Stimmabgaben zur Homöopathie
Ende Juli entschied die Ärztekammer Baden-Württemberg, dass die Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der Weiterbildungsordnung gestrichen wird. Knapp 400 Ärztinnen und Ärzte wären davon betroffen. Doch es regt sich Widerstand.
Ein Veto kam von Gesundheitsminister Manne Lucha. Er stellte sich hinter die Homöopathen und ihre Patienten. Der Beschluss der Landesärztekammer sei ein „absolut falsches Signal“. Für den Grünen-Politiker steht fest: „Baden-Württemberg ist das Land der Naturheilkunde und gerade die Homöopathie ist für viele Bürgerinnen und Bürger im Land ein wichtiger Teil ihrer Gesundheitsversorgung.“ Dazu brauche es entsprechende Ärzte. Lucha kündigte an, den Beschluss der Ärztekammer „fachlich und rechtlich genau zu überprüfen“.
Lauterbach: Wissenschaft bietet keinen Platz für Homöopathie
Die Diskussion um die Streichung der Zusatzbezeichnung Homöopathie ist nicht neu. Zuvor hatte ein Beschluss des 126. Deutschen Ärztetages, der vom 24. bis 27. Mai in Bremen stattfand, für Wirbel unter den Medizinern gesorgt. Die Mehrheit der rund 250 Teilnehmer aus 17 deutschen Ärztekammern war dem Antrag der Bremer Delegierten zur Streichung der Zusatzbezeichnung Homöopathie aus der (Muster-) Weiterbildungsordnung gefolgt.
Es gehe nicht darum, Menschen zu verbieten, homöopathische Mittel einzusetzen. Aber es sei Aufgabe der Ärztekammern, definierte und überprüfbare Lernziele festzulegen und abzuprüfen, hatte Dr. Johannes Grundmann für den Bundesvorstand der Ärztekammer erklärt.
Beifall für den Ärztetag-Beschluss gab es unter anderem von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er twitterte am 26. Mai: „Ich begrüße diesen Schritt ausdrücklich. Gute Medizin steht auf dem Boden der Wissenschaft. Für Homöopathie gibt es dort keinen Platz. In einer solchen Frage muss man Farbe bekennen.“
Stimmen für oder gegen Homöopathie gesucht
Ob die Homöopathie-Bezeichnung in Baden-Württemberg tatsächlich abgeschafft wird, bleibt abzuwarten. Bis zum 5. September läuft noch ein öffentliches Beteiligungsverfahren der Ärztekammer zur Verhältnismäßigkeitsprüfung. Damit sollen alle Betroffenen Gelegenheit erhalten, ihren Standpunkt darzulegen.
Ein Kontaktformular oder Fragebogen gibt es hierzu jedoch nicht. Stattdessen heißt es: „Übermitteln Sie uns Ihre Kommentierung per E-Mail.“ Allerdings ist auf der Seite weder ein konkreter Ansprechpartner noch eine Mailadresse ohne Weiteres ersichtlich.
Im Gegensatz zu der Mailadresse ist eine Satzungsänderung, die die Streichung der Zusatzerweiterung Homöopathie vorsieht, auf den ersten Blick auf der Seite der Landesärztekammer Baden-Württemberg zu finden.
Erst eine telefonische Nachfrage der Epoch Times bei der Landesärztekammer verschaffte Klarheit. Kommentare zum Beteiligungsverfahren werden unter folgender E-Mail-Adresse gesammelt: [email protected]. Diese E-Mail-Adresse verbirgt sich auch auf der Website, informiert die Mitarbeiterin der Ärztekammer weiter. Dazu muss man allerdings erst auf die Formulierung „Ihr Kommentar zu Satzungsentwürfen“ klicken.
Ärzte kritisieren hohe Hürden
Dass man seine Stimme zum Beteiligungsverfahren nur auf Umwegen abgeben kann, sorgt auch bei Ärzten für Frust, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ meldeten. „Das ist in meinen Augen unnötig umständlich und wird möglicherweise den einen oder die andere Kollegin davon abhalten, sich zu äußern“, schrieb ein Arzt aus Bad Peterstal (Ortenaukreis) an die Landesärztekammer. Zwar sei er selbst kein Homöopath, trotzdem spreche er sich gegen die Änderung der Weiterbildungsordnung aus.
Damit steht er nicht allein. Ein Arzt aus Stuttgart kritisierte: „Ich habe mehrere Tage benötigt und brauchte Hilfe von dritter Seite, um meine Stellungnahme abzugeben. Das sagt eigentlich schon alles zu der Ernsthaftigkeit.“ In Richtung der Landesärztekammer kommentierte er: „Gut versteckt haben Sie Ihre Seite, Respekt. Ein Schuft, der Böses dabei denkt!“
Die Kritik an dem Beteiligungsverfahren ist der Landesärztekammer durchaus bekannt. Die IT-Abteilung sehe sich vor technischen Herausforderungen. Das Einbinden eines Kontaktformulars sei nicht ohne Weiteres möglich gewesen, hieß es auf Nachfrage. Ob die Website aufgrund der Kritik noch einmal umgestaltet wird, konnte nicht beantwortet werden.
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