Bauernfrühstück – 12 Bauern sprechen Tacheles

Ein neuer Film von Rebecca Sommer bringt Betroffene des politisch ausgelösten Bauernsterbens zusammen. Eine Rezension.
Von 23. September 2022

Wenn man die vielen mit Traktoren verstärkten Proteste von Bauern auf unseren Straßen seit 2019 beobachtet hat, konnte man feststellen, dass inhaltlich nicht viel bei der Bevölkerung ankam. Bei den Politikern offensichtlich auch nicht, sonst hätte es nicht jedes Jahr diese Endlosschleifen von Demonstrationen gegeben.

Hinter den Kulissen konnte man auch wahrnehmen, dass es nicht nur den Bauernverband, sondern viele weitere Gruppierungen gab und gibt – samt politisch orchestrierter Grabenkämpfe zwischen ihnen.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Filmemacherin und Journalistin Rebecca Sommer im August ein Bauernfrühstück mit 12 Landwirten zusammen an einen Tisch brachte, wo sie tatsächlich Tacheles redeten und zur Sache kamen, nämlich ihre seit Jahren zunehmenden Sorgen und Erfahrungen um das politisch forcierte Bauernsterben konkret zu beschreiben. Es geht um das Überleben von traditionellen bäuerlichen Familienbetrieben.

Dieser Film wird Furore machen, denn es ist eine Dokumentation gelungen, in der es keine Kommentare, keine Erklärungen, keine Zwischentexte der Journalistin hinter der Kamera gibt. Alle Kenntnisse und Erkenntnisse, die man bekommt, entstehen aus den Gesprächen am Frühstückstisch. Und das sind mehr, als man als Laie erwarten konnte, wie erste Zuschauerkommentare zeigen.

Auf YouTube, wo der Film zu sehen ist, heißt es: „Danke, dass es noch normale Menschen gibt, die auch mit gesundem Menschenverstand denken und handeln.“ Und: „Jetzt ist es wichtig, aus der Bevölkerung die Bauern zu unterstützen, sich zusammenzuschließen und Kooperativen zwischen Produzenten und Konsumenten zu gründen ohne jegliche Eingriffe aus der Regierung, sodass Bauern ohne Abhängigkeiten (EU) agieren können, Stichwort ‚Solidarische Landwirtschaft‘. Es gibt schon bundesweit einige solcher Initiativen, es müssen mehr werden. Gebt den Bauern ihre Freiheit zurück!“

Selbst wenn man skeptisch war, ob 90 Minuten Bauernfrühstück einen fesseln würden, sie tun es und es lohnt sich, den Film bis zum Ende anzuschauen. Erheiternd sind die kleinen Atempausen, die einem mit scharrenden und gackernden Hühnern gegönnt werden. Unerschütterlich scharren sie am Rande des Geschehens nach Körnchen und mehr, die Kamera fängt ihre puschelige Kehrseite ein und Wilhelm Busch lässt grüßen.

Immer wieder geht es bei dem Frühstück um gesetzlich eingerichtete Verordnungen, die penibel überwacht werden, die den Bauern eine ausufernde Bürokratie überstülpen und die teilweise aus den verschiedenen Ministerien kommend auch widersinnig erscheinen. Ebenso undurchschaubar sind finanzielle Eingriffe, deren Erträge nicht beim Erzeuger landen, sondern bei der Vermarktung verschiedene Kanäle bedienen. Oder wenn es um Eingriffe in die landwirtschaftliche Nutzung etwa von Moorgebieten geht, werden alle bisherigen Erfahrungen außer Kraft gesetzt und neue werden auf dem Verordnungsweg durchgesetzt.

Allen am Gespräch Beteiligten merkt man ihr Erfahrungswissen an, aber auch ihre Bereitschaft zu Fortbildungen, um danach neue Inhalte umzusetzen. Am Ende zeigen die Landwirte deutlich ihre Entschlossenheit, sich weiterhin für eine überschaubare, nachbarschaftliche und gesunde Landwirtschaft einzusetzen und nicht den Großkonzernen und ihren politischen Mitspielern nachzugeben.

Im Untergrund schwingt jedoch eine tiefe Traurigkeit mit angesichts derer, die schon „plattgemacht“ wurden und aufgegeben haben, und der immer deutlicher werdenden politischen Absicht, nicht nur in Deutschland die mittelständische Landwirtschaft zu eliminieren, sondern auch in der EU und darüber hinaus.

Ein sehr klarer empfehlenswerter Film.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 63, vom 24. September 2022.



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