Berlins Linkskartell will Reagan-Statue verhindern – nun bekommt die Stadt trotzdem eine
Von Januar 1981 bis 1989 war der frühere Schauspieler, Gewerkschaftsführer und Radiomoderator Ronald Wilson Reagan Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sein politisches Credo war so einfach wie unumstößlich: Er war ein kompromissloser Anhänger der freien Marktwirtschaft, stand für einen schlanken Staat, für christlich-konservative Wertvorstellungen und sah im Kommunismus eine tödliche Gefahr für die freie Welt, der man unbedingt die Stirn bieten müsse.
Auch als mit Michail Gorbatschow ein Staatschef in der Sowjetunion am Ruder war, der sich bereit zeigte, die Unzulänglichkeiten des kommunistischen Regimes offen anzusprechen und die Entspannung gegenüber dem Westen zu suchen, verlangte Reagan, Moskau solle den Worten auch Taten folgen lassen. Am deutlichsten kam dies am 12. Juni 1987 zum Ausdruck, als Reagan während seines Staatsbesuchs in Berlin vom Brandenburger Tor aus die Worte „Tear down this wall“ an die Adresse Gorbatschows richtete. Etwas mehr als zwei Jahre später fiel die Mauer tatsächlich.
Reagan fühlte sich stets mit Berlin verbunden
Dies alles machte Reagan jedoch auch zum roten Tuch für Deutschlands Linke – von der Politik über die Medien bis hin zu den Intellektuellen. Die Hasstiraden, die von dieser Seite gegen den, wie sie ihn nannten, „drittklassigen schießwütigen Cowboy“ gerichtet wurden, standen jenen in nichts nach, die sich später auch gegen die republikanischen Präsidenten George W. Bush und Donald Trump richten sollten.
Bis heute scheinen Deutschlands Progressive noch keinen wirklichen Frieden mit dem „Gipper“ gemacht zu haben, wie Reagan in Anspielung auf eine Filmrolle aus dem Jahr 1940 genannt wurde. Seit Jahren hatten US-Diplomaten in der Bundeshauptstadt angeregt, Reagan doch ein Denkmal in Berlin zu setzen – zum einen, weil sich der 2004 verstorbene Altpräsident der Stadt stets verbunden fühlte, zum anderen, weil er mit seiner Politik in entscheidender Weise zum Zusammenbruch des Sowjetimperiums und damit auch zum Fall der Mauer beigetragen hatte.
Während von London bis Tiflis nach 1989 Denkmäler für Ronald Reagan wie Pilze aus dem Boden schossen, schwerpunktmäßig in Osteuropa, zeigten sich sowohl die Bundesregierung als auch die Stadtverwaltung diesem Ansinnen gegenüber stets reserviert. Seit Donald Trump ins Weiße Haus gewählt wurde, sehen es deutsche Politiker mehr denn je als Teil ihres selbstgewählten erzieherischen Auftrages gegenüber dem US-Wähler an, die eigene Distanz zu den USA auch in politisches Handeln zu übersetzen.
Moralische Empörung über Trump größer als Dankbarkeit gegenüber den USA
Dass die Stadt Berlin im Juni zum 70. Jubiläum der Luftbrücke 20 Douglas DC-3-Oldtimerflugzeugen – wie sie damals als „Rosinenbomber“ zum Einsatz gekommen waren – die Landeerlaubnis verweigerte, gehört dabei ebenso zur Übung wie das jüngste „Vergessen“ der USA bei der Danksagung für die Wiedervereinigung durch Bundesaußenminister Heiko Maas.
Auch Grünen-Abgeordnete Sabine Bangert, die Mitglied des für Denkmäler zuständigen Ausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses ist, machte dies dem „Wall Street Journal“ (WSJ) gegenüber deutlich, als sie ihre relativierenden Worte über die Bedeutung Reagans mit Tadel ob der aus ihrer Sicht falschen Wahlentscheidung der US-Amerikaner von 2016 verband: „Es hat viele US-Präsidenten gegeben, die man ehren könnte – zumindest bis jetzt.“
Andere Berliner Politiker äußerten sich diplomatischer und erklärten, Reagan sei bereits durch die Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Berlin ausreichend geehrt worden. Speziell Reagan herauszugreifen, so hieß es weiter, wäre unfair gegenüber den vielen anderen ausländischen Regierungschefs, die die deutsche Wiedervereinigung unterstützt hätten – und gegenüber den Deutschen in der DDR, die selbst aufgestanden wären und die Berliner Mauer zu Fall gebracht hätten.
Am Ende steht Reagan nun doch mitten in Berlin
John Heubusch, der seit 2009 die Reagan-Foundation leitet, erklärte gegenüber dem WSJ, er sei stets auf Widerstände gestoßen, seit er sich für eine solche Ehrung des früheren Präsidenten stark gemacht hätte: „Man sagte uns, es sei fast unmöglich, eine solche Statue in Berlin zu errichten.“
Angesichts einer so stark ausgeprägten Neigung zu passiv-aggressiver Bedenkenträgerei hat sich die US-amerikanische Botschaft nun entschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen: Am morgigen Freitag (8.11.), einen Tag vor dem 30. Jubiläum des Mauerfalls, wird US-Außenminister Mike Pompeo eine mehr als zwei Meter große Statue in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor einweihen.
Die Bronzeskulptur, die vom Künstler Chas Fagan stammt, wird gemäß einer Anordnung von Botschafter Richard Grenell auf jener Terrasse der US-Botschaft stehen, die zum Schauplatz der Rede von 1987 hin ausgerichtet ist, und sie stellt Reagan dar, wie er Stichwortkarten in Händen hält, wie er sie auch damals verwendet hatte. Auf einer davon steht: „Mr. Gorbachev, tear down this wall.“
Auf diese Weise wird es nun auch gegen Widerstände deutscher Politiker eine Reagan-Statue inmitten der Hauptstadt geben – wenn auch auf US-amerikanischem Staatsgebiet.
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Das Paradebeispiel ist der Fall der Berliner Mauer. Am 6. Oktober 1989 hielten viele Städte in Ostdeutschland massive Proteste und Märsche ab und stießen mit der Polizei zusammen. Zu der Zeit war gerade Gorbatschow zu Besuch in Berlin und erklärte dem Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Erich Honecker: „Der einzige Ausweg besteht darin, die Chance zu ergreifen und zu reformieren.“
Sofort im Anschluss lockerte Ostdeutschland die Reisebedingungen nach Ungarn und in die Tschechoslowakei sowie nach Polen. So konnten sehr viele Menschen über die Tschechoslowakei nach Westdeutschland überlaufen. Selbst die Berliner Mauer konnte die Wellen von fliehenden Staatsbürgern nicht mehr länger aufhalten. Am 9. November gab der Osten die Teilung auf, so dass Zehntausende über die Mauer kletterten und damit nach West-Berlin gelangten, wobei sie die Mauer zertrümmerten. Das Symbol des kommunistischen eisernen Vorhangs, das Jahrzehnte gestanden hatte, verschwand in der Geschichte.
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