Charité-Experte ist besorgt: „Wir müssen die Pandemiepläne rausholen“

Schon jetzt müsste sich das ganze Medizinsystem in Deutschland auf eine „mögliche Pandemie“ vorbereiten, sagt der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, Professor Christian Drosten. Das beträfe jedes Krankenhaus und fast jede Arztpraxis in Deutschland. Das stellt für das gesamte Gesundheitssystem eine „sehr große Herausforderung“ dar.
Von 29. Januar 2020

Die ersten Coronafälle in Deutschland sind nachgewiesen: Vier Mitarbeiter des Unternehmens Webasto sollen sich bei einem Seminar bei einer chinesischen Kollegin aus Shanghai angesteckt haben. Damit liegt der erste „importierte“ Fall in Deutschland vor. Jetzt gelte es, alle möglichen Umgebungskontakte der infizierten Personen nachzuprüfen, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, Professor Christian Drosten, laut „Tagesschau“.

„Normale Bürger“ hätten jedoch keinen Grund zu Sorge, dass sie sich im Alltag infiziert haben könnten. Bei allen bislang im Ausland aufgetretenen Fällen habe es eine direkte Reiseverbindung nach China gegeben. „Trotzdem müssen wir uns bereits jetzt Gedanken über ein mögliches Pandemie-Szenario machen“, rät der Experte.

Vor allem müssten die aktuellen Fallzahlen in China beobachtet werden. Denn eigentlich sollten die ergriffenen Schutzmaßnahmen in China einen Effekt zeigen, sodass Neuansteckungen zurückgehen müssten. Zudem sei zu prüfen, ob im Ausland Sekundarinfektionen auftreten, also Personen angesteckt werden, die keinen Kontakt zu China hatten.

Ansteckung auch ohne Symptome

Der Hygiene-Experte Professor Klaus-Dieter Zastrow,  früherer Leiter des Fachgebiets „Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene“ am Robert-Koch-Institut, wies in einem Gespräch mit der Epoch Times darauf hin, dass dem Überträger des Virus noch nicht einmal bewusst sein müsse, dass dieser bereits infiziert sei. Eine Ansteckung sei während der Inkubationszeit von 14 Tagen möglich, ohne dass Symptome bei dem Infizierten auftreten müssten. Diese treten erst in den letzten Tagen der Inkubationszeit aus und gehen mit grippeähnlichen Symptomen einher.

Laut Professor Christian Drosten würden viele Menschen die anfangs harmlosen Symptome wie Fieber und allgemeines Unwohlsein nicht ernst nehmen und trotzdem arbeiten gehen. Das sei normal, aber gefährlich, falls bereits eine Infektion mit dem Coronavirus vorliege und diese sodann an weitere Menschen übertragen würde. Dadurch ließe sich die Verbreitung „nur schwer kontrollieren und dann wäre die Gefahr einer Pandemie gegeben“.

Schon jetzt müsste sich das ganze Medizinsystem in Deutschland auf eine „mögliche Pandemie“ vorbereiten. Dazu müsse die Denkweise verändert werden von „wir halten das Virus aus dem Land“ zu „es könnte eine Pandemie auf uns zukommen“. Drosten sagte:

Das heißt, wir müssen die Pandemiepläne rausholen, um auf einen möglichen Massenanfall von Patienten vorbereitet zu sein.“

Das beträfe jedes Krankenhaus und fast jede Arztpraxis in Deutschland und stelle für das gesamte Gesundheitssystem eine „sehr große Herausforderung“ dar.

Schutzmaskenproblem in Deutschland

Inzwischen liegen der Epoch Times Informationen vor, dass auch in Deutschland nach und nach der Vorrat an Atemschutzmasken ausgeht. Eine Münchner Korrespondentin informierte uns, dass in drei Apotheken vor Ort die Atemschutzmasken ausverkauft seien und auch mit keiner Nachlieferung gerechnet würde. Eine vierte Apotheke hatte noch Atemschutzmasken vorrätig, gab diese jedoch nur in einer kleinen Menge heraus. Nach weiteren uns vorliegenden Angaben wurden auch Bestellungen bei Amazon wieder storniert. Die Artikel waren bei den jeweiligen Händlern ausverkauft.

Auch in der Apotheke des Mainzer pharmazeutisch-technischen Assistenten Boris Bindman sind laut einer ZDF-Reportage Atemschutzmasken bereits vergriffen. Vor allem asiatische, chinesische Kunden seien in größerem Umfang an den Schutzmasken interessiert, aber auch Flughafenpersonal, sagte der Apotheker.

„Hände desinfizieren ist das A & O der Hygiene„, betont Professor Zastrow und die ist besonders jetzt wichtig. Aber auf keinem Fall sollte man den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes folgen, das vom „Händewaschen“ spricht. Schon der gesunde Menschenverstand müsse das begreifen: „Wie soll Wasser denn ein Virus abtöten?“ Dann würde es ja nur tote Viren im Fisch geben, sagte Zastrow. „Nein: Da helfen nur Desinfektionsmittel. Wo solle man sich auch unterwegs die Hände waschen?“ Desinfektionsmittel hingegen könne man immer dabeihaben. Und das sollte man sich auch besorgen, rät der Fachmann.

Deutsche warten auf Evakuierung in Wuhan

Die deutsche Regierung hat die Evakuierung von etwa 100 in Wuhan lebenden Deutschen angedeutet. Diese werde derzeit geplant. Der Flieger starte laut Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn „in den nächsten Tagen“. Man versuche das „schnellstmöglich“. Allerdings müsse alles gut abgesprochen werden. Insoweit sei die Regierung auch im Gespräch mit China.

Spahn fordert indes die Menschen zu einer „aufmerksamen Gelassenheit“ vor. Man nehme den Virus ernst, aber für „übertriebene Sorge“ gebe es keinen Grund.

In einer Telefonkonferenz mit den Gesundheitsministern wurde am Montag darüber gesprochen, wie man eine Ausbreitung des Coronavirus eindämmen könnte. „Um eines klar zu sagen: Durch Fiebermessungen am Flughafen gelingt das nicht.“

Die Piloten werden von Spahn angewiesen, ab sofort beim Landeanflug auf deutsche Flughäfen über den Zustand der Passagiere aus China kommenden Maschinen zu informieren. Reisende aus China müssen an den Flughäfen Formulare ausfüllen, in denen ihre Kontaktdaten und Aufenthaltsorte für die nächsten 30 Tage aufgelistet sind. So können im Notfall die Menschen erreicht werden.

Kliniken sind verpflichtet, Verdachtsfälle an das Ministerium zu melden. Bislang galt diese Meldepflicht nur für bestätigte Fälle. Weiterhin haben die Bundesländer am Dienstag zugestimmt, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) eine größere Koordinierungsbefugnis bekommt. Auf der Seite des RKI heißt es (Stand 29.1. 12:45 Uhr):

„Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung bleibt derzeit weiterhin gering.‎ Diese Einschätzung kann sich kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern.“

Die Risikobewertung stuft die Weltgesundheitsbehörde (WHO) auf ihrer Seite (Stand 29.1., 12.45 Uhr) wie folgt ein:  China – sehr hoch, regionale Ebene – hoch, globale Ebene – hoch. 


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