„Der Schulbetrieb geht weiter“ – Vorerst Aufatmen in der Freien Dorfschule Lübeck
Muss sie schließen oder nicht? Seit einer Woche bangen Schüler, Eltern und Lehrer um den Erhalt der Freien Dorfschule Lübeck, wie Epoch Times berichtete. Nun heißt es triumphierend auf der Website der privaten Schule: „Die Schließung der Schule ist vom Tisch“ – zumindest vorerst.
Denn Schulleiterin Andrea Buchholz hat eine Klage gegen den vom Kieler Bildungsministerium beabsichtigten Widerruf der Schulgenehmigung eingereicht. Dies bestätigte ein Sprecher des Oberverwaltungsgerichts Schleswig am 25. Mai. Nach Auskunft des Ministeriums wird nun die Entscheidung des Gerichts abgewartet. Mit anderen Worten: Der Schulbetrieb geht nach den Pfingstfeiertagen normal weiter.
Nach Aussage des Gerichts ist dies nicht der erste Rechtsstreit, den die kleine Schule mit den Behörden führt. Denn im März wurden der Einrichtung überraschend die Zuschüsse gestrichen.
Seither hängt die Schule in der Luft. Die Ausgaben werden überbrückt durch Vorauszahlungen auf Schulgeld, Lohnverzicht und Spenden. Über Crowdfounding werden weitere Gelder akquiriert. Doch bis das Spendenziel von 25.000 Euro erreicht ist, ist es noch ein weiter Weg. Bislang sind erst 1.607 Euro (Stand 28.5.) über die Kampagne eingezahlt worden.
Streit um Präsenzpflicht
Im Vorfeld gab es viel Wirbel um die kleine Privatschule, in der 48 Kinder von fünf bis 20 Jahren in zwei Familienklassen jahrgangsübergreifend in den Klassenstufen eins bis elf lernen. Die Freie Dorfschule Lübeck war von der „Bild“ in einem Bericht am 21. Mai zu „Deutschlands schlimmster Schwänzer-Schule“ abgestempelt worden. Es wurde darüber berichtet, dass Schulministerin Karin Prien die Lehranstalt „mit sofortiger Wirkung dicht“ machen würde.
Der Ersatzschule wurde eine „Häufung von Ungereimtheiten“ vorgeworfen. Regelmäßig sollen weniger als die Hälfte der angemeldeten Schüler anwesend gewesen sein. Bildungsministerin Prien betonte, dass guter Präsenzunterricht für Kinder und Jugendliche wichtig sei. „Hier drängt sich der Verdacht auf, dass Eltern ihre Kinder an dieser Schule angemeldet haben, um die Schulpflicht zu umgehen.“
Die Schulleiterin wehrt sich gegen diese Vorwürfe. Nach ihrer Aussage wurde im Schulkonzept, das vom Ministerium bewilligt wurde, auch digitales Lernen und Lernen an außerschulischen Lernorten berücksichtigt. Aber genau dies wurde von den Behörden nicht kontrolliert. Das Ministerium habe lediglich die Anwesenheit in der Schule im Blick.
„Wenn ich online lerne, dann schwänze ich nicht. Es geht darum, dass alle diese Lernformen in unserer Gesellschaft anerkannt und gleichgestellt werden“, betonte Schulleiterin Andrea Buchholz.
Die Schüler und Lernbegleiter würden „weder blau machen noch schwänzen, sondern mit erheblichem persönlichem Einsatz individuell auf die konzeptionellen Lernsettings eingehen, was über den Aufwand des Unterrichtens vor einer Klasse weit hinaus geht“.
Realität statt Leistungsdruck
In der Freie Dorfschule Lübeck geht es laut Konzept um die Potenzialentfaltung der Kinder. „Unsere Grundannahme ist, dass Menschen aus dem innersten Motiv heraus in der vorgefundenen Welt intensiv leben und sich umfassend und tiefgreifend in diese Welt einbringen wollen.“ Das verstehe man unter intrinsischem Handeln oder dem Erfüllen von selbstgewählten Aufgaben.
Das Lernen in der Freien Dorfschule Lübeck bedient sich laut Konzept Aufgabenstellungen, in denen ernste Situationen zunächst spielerisch und mit dem Alter zunehmend handfester gestaltet werden. So leite das Kaufladenspiel hin zum Praktikum und der Gründung von Schülerfirmen.
„Der ‚Druck der fordernden Realität‘ ist uns wichtiger als der willkürlich erlebte Druck der Noten und Sanktionen, die wir in unserer Schule weglassen“, heißt es weiter.
Allerdings seien auch Widerstände willkommen, um Wachstum zu ermöglichen. Am Ende der Schulzeit stehen Prüfungen an. Bildungsziel sei es, dass Menschen mit breitem grundlegenden Wissen und Können, in vollständiger Selbstverantwortung und mit innerer und äußerer Gestaltungsfähigkeit gestärkt aus dieser Schule ins Erwachsenenleben gehen.
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