Eine Million Euro durch Corona-Test-Betrug: Zwei Jahren Haft auf Bewährung für 31-Jährigen
Während der Corona-Pandemie gab es bei zahlreichen Testzentren Betrugsfälle, wobei die Betreiber etliche Tests abrechneten, die gar nicht stattgefunden hatten. Nun wurde in so einem Fall ein 31-Jähriger vor dem Landgericht Trier zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Der ehemalige Betreiber mehrerer Teststellen habe knapp 112.000 Corona-Tests zu viel abgerechnet, wie die FAZ berichtet. So soll er etwas mehr als eine Million Euro „betrügerisch ergaunert“ haben, sagte der Vorsitzende Richter Armin Hardt am Dienstag, 7. November. Weil die Wiedergutmachung des kompletten Schadens sichergestellt sei, werde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Das Urteil sei rechtskräftig.
„Die Hürde war gering“
Das umfassende Geständnis, das der Mann abgelegt hat, habe sich auch strafmildernd ausgewirkt. Der 31-Jährige bereute laut der „Zeit“ die Taten zwischen August 2021 und Juni 2022. „Es tut mir leid“, sagte der Verurteilte in seinem sogenannten letzten Wort. „Die Hürde war gering.“ Bei der digitalen Übermittlung der Zahlen habe er einfach mehr Tests eingetragen.
Seit 2017 betreibt der 31-Jährige einen Klub in Trier. Aufgrund der einschränkenden Maßnahmen während der Pandemie war der Betrieb seines Klubs aber nicht mehr lukrativ. Deswegen entschied er sich dazu, Testzentren zu eröffnen. Er habe zunächst nicht daran gedacht, damit viel Geld zu verdienen, sondern lediglich, „um über die Runden zu kommen“.
Hardt merkte an, „dass die Tat einem leicht gemacht wurde“. Die Betreiber von Testzentren hätten damals zur Abrechnung bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz lediglich die Zahlen für ihre Tests eingeben müssen. „Und schon bekam er das Geld“, sagte der Richter. Eine direkte Überprüfung der Zahlen gab es hierbei offenbar nicht.
Gerade im Jahr 2021 entstand in Deutschland ein sich lohnender Markt für Corona-Testzentren. Seit März jenes Jahres durften sich alle Bürger mehrmals pro Woche kostenfrei testen lassen – bezahlt vom Steuerzahler, wie die „Zeit“ damals berichtete. Betreiber von Testzentren erhielten neben der Erstattung der Materialkosten von bis zu sechs Euro pro Schnelltest auch eine Pauschale von zwölf Euro pro Durchführung. Bis zu 18 Euro brachte also ein einziger Test. Manche Teststellen erreichten laut „NW Bielefeld“ bis zu 500 Tests pro Tag.
Der 31-Jährige betrieb in Trier und im nördlichen Rheinland-Pfalz insgesamt 25 Teststellen.
Ein Lamborghini und Geld in Tresoren
Von dem zu Unrecht erbeuteten Geld kaufte er sich unter anderem einen Lamborghini Gallardo LP 570, wie der SWR berichtet. Mit diesem Kauf erfüllte sich der Angeklagte nach eigener Aussage damals einen Kindheitstraum. Das 140.000 Euro teure Auto betrachtete er gleichzeitig als eine Wertanlage.
Da der 31-Jährige den entstandenen Schaden wieder begleichen muss, verkauft er den Lamborghini wieder, das übrige Geld wird eingezogen. In seiner Wohnung fanden die Ermittler mehrere Tresore mit Bargeld – 230.000 Euro konnten sie so bereits sicherstellen.
Irgendwann fiel auf, dass die Zahl der abgerechneten Tests aus den Teststellen des Verurteilten deutlich höher war als jene der gemeldeten Testergebnisse. Das Land hatte diese abgefragt, um so die Corona-Inzidenz zu berechnen. Aufgrund dieser festgestellten Differenz erstattete die Kassenärztliche Vereinigung Anzeige gegen den 31-Jährigen.
Noch mehr und größere Betrugsfälle
Der Trierer Oberstaatsanwalt Wolfgang Bohnen bezeichnete die einstigen Abrechnungen der Corona-Tests als „ein Fehler im System“. Bei anderer Organisationsstruktur und mehr Kontrolle wäre es gar nicht erst zu diesen Straftaten gekommen, sagte er in seinem Plädoyer.
Es gebe noch „jede Menge“ weiterer solcher Betrugsfälle durch Testzentren im Land. Manche Fälle seien noch weitaus größer als bei dem 31-Jährigen. Dabei handele es sich um mutmaßliche Schadenssummen teilweise im höheren siebenstelligen Bereich.
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