Erneut Blockadeaktionen von Klimaaktivisten der „Letzten Generation“
Rund 31 Klimaaktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ haben diesen Freitag erneut mehrere Blockadeaktionen an Berliner Autobahnabfahrten organisiert. Nach Angaben der Polizei wurde an fünf Stellen im Stadtgebiet der Verkehr aufgehalten. Dabei klebten sich erneut Teilnehmer auf der Fahrbahn fest.
Die Klimaaktivisten fordern von Bundeskanzler Olaf Scholz eine Absage neuer Ölbohrungen in der Nordsee. Zudem plädieren sie unter dem Motto „Öl sparen statt bohren“ für kostenlosen öffentlichen Nahverkehr und ein Tempolimit. Gegen 8:00 Uhr begannen die Aktionen, um circa 10:15 Uhr hatte die Polizei nach eigenen Angaben alle Blockaden aufgelöst.
Letzten Freitag, 24. Juni, nahmen auch Kinder an den Straßenblockaden teil, wie Simeon (12) und Rebekka (15) an einer Abfahrt der Stadtautobahn 100 in Charlottenburg. Sie setzten sich zusammen mit neun weiteren Aktivisten während des morgendlichen Berufsverkehrs nebeneinander auf eine Autobahnabfahrt.
„Circa zwei Minuten nach Beginn der Aktion war die Polizei da. Acht Menschen sind auch festgeklebt“, erklärte Lilly Schubert (23) damals zur Aktion, die als Pressesprecherin der „Letzten Generation“ vor Ort war. „Heute haben wir sechs Orte, an denen solche Aktionen stattfinden“, erklärt Schubert gegenüber Epoch Times weiter. Am Montag, 20. Juni, seien es elf solcher Orte gewesen, am Dienstag zehn.
„Gestern waren wir mit über 60 Menschen an einem großen Platz an einer großen Kreuzung im Osten von Berlin. Es geht dabei immer um die Forderung, dass wir von Olaf Scholz jetzt eine Erklärung brauchen, ein Machtwort. Wir müssen aus dem fossilen Kurs, aus diesem verbrecherischen fossilen Wahnsinn rauskommen, in dem wir seit Jahren feststecken.“
Es sei natürlich belastend für die Menschen, die im Stau stünden. „Das tut mir jedes Mal leid. Ich habe so viele Gründe gehört, warum die Leute natürlich genervt darüber sind“, so Schubert weiter.
Klimaangst geht um
Am letzten Freitag meldete sich mitten im Interview mit der Sprecherin der Aktivisten eine blockierte Autofahrerin zu Wort. Aufgebracht richtete sie sich an die Pressesprecherin:
„Ich habe ganz, ganz starke Schmerzen. Ich bin auf dem Weg zum Zahnarzt. Mein Zahnarzt hat seine Praxis einen Kilometer entfernt von hier. Vier Minuten. Ich verstehe alles, aber es geht nicht, dass Menschen mit Schmerzen einfach nicht weiterkommen. Verstehen Sie das? Was wollen Sie damit bezwecken? Wollen Sie mich als Sympathisanten für Ihr Tun gewinnen? Dann ist das der falsche Weg. Wollen Sie, dass ich zuhöre, was Sie hier machen? Das ist der falsche Weg. Nur so viel dazu.“
„Ich habe Situationen wie diese jetzt schon häufiger erlebt und es bricht mir jedes Mal das Herz“, antwortet die Sprecherin daraufhin. Gleichzeitig breche es ihr aber auch das Herz, dass dort ein 12-jähriger Junge und ein 15-jähriges Mädchen sitzen, die sie persönlich kenne, die sich gezwungen sähen, diese Maßnahmen zu ergreifen. „Weil sie selber mit ihrem jungen Alter erkannt haben, dass wir eben so nicht weiterkommen.“
Man sei in den letzten Jahren mit „Fridays for Future“ und Millionen Menschen in Deutschland auf der Straße gewesen. Das habe dazu geführt, dass man jetzt gerade ein verfassungswidriges Klimapaket habe.
Sie finde schlimm, dass jetzt Menschen wie die Frau durch die Blockadeaktion nicht zum Arzt kämen. „Gleichzeitig sehe ich auch, was passieren wird, wenn in Folge der Klimakatastrophe das Klima kippt und unser Klima zusammenbricht. Weil wir dann Dürren haben und nicht mehr genug Trinkwasser haben und dann wird auch unser Gesundheitssystem zusammenbrechen.“
Blockierte Autofahrer: „Die Spinner kleben sich fest!“
Die Autofahrerin entgegnete daraufhin: Aber Sie wissen nicht, wie viele Krankenwagen jetzt irgendwo feststecken und nicht Hilfe leisten können durch diese Aktion. Die Frage ist: Was hat das bisher gebracht? Was bezwecken Sie damit? Glauben Sie, dass irgendeinen von denen, die Sie heute aufgehalten haben, auf Ihre Seite gezogen haben, dass irgendjemand davon Ihnen zuhört? Man muss ja die Menschen mitnehmen mit so einer Aktion. Wenn ich mich umhöre, was die Leute so denken, dann höre ich: ‚Die Spinner kleben sich fest!‘“
„Welcher Politiker ist denn hier heute vorbeigekommen? Warum sind Sie nicht im Berliner Regierungsbezirk? Wieso sind Sie nicht in der Nähe vom Bundestag? Warum sind Sie nicht da, wo die Politiker gerne mal zu 12:00 Uhr essen?“
„Sie wollen, dass die Leute Ihnen den Rücken stärken? Dann müssen Sie einen anderen Weg finden. So glaube, ich wird das nichts. Niemand sympathisiert mit Ihnen. Alle sagen: ‚Das sind Spinner.‘ Was ist los? Räumt sie von der Straße, dann ist gut. Haben Sie irgendjemanden gefunden, der sich dazu setzt und sagt: ‚Mensch, super, was die machen.‘ Suchen Sie einen anderen Weg, uns abzuholen, uns mitzunehmen.“
Klimaaktivisten: „Gewaltfreiheit ist einer unserer absoluten Grundwerte“
Schubert erklärte daraufhin, dass sich die Teilnehmer der Blockade in der Mitte nicht festklebten, damit man bei Bedarf eine Rettungsgasse für Notfälle freimachen könne.
„Gewaltfreiheit ist einer der absoluten Grundwerte für uns. Die Menschen gehen hier auf die Straße und setzen sich einfach nur hin. Wir schrecken vor jeglicher Form von gewaltvollen Taten gegenüber Menschen zurück.“
Anfangs sei man mit 30 Leuten auf der Straße gewesen, nun sei man aktuell mit 300 Leuten auf der Straße. „Wenn diese Störungen, dieser friedliche, zivile Widerstand von Menschen immer wieder aufrechterhalten wird, dann entsteht ein Potenzial, um Druck auszulösen. Wir stören den Alltag so oft, bis keine andere Wahl für die bleibt.“
Der Klimawandel ist menschengemacht?
Für Schubert sei indiskutabel, ob der menschengemachte Klimawandel real sei und ob ein Großteil der Bevölkerung nicht hinter Maßnahmen stehe, um ihre Zukunft zu schützen. Sie glaube, man brauche nicht darüber diskutieren, ob CO₂ als Klimakiller oder der Klimawandel real seien. Schubert glaube auch nicht, dass man darüber diskutieren bräuchte, wie sicher bestimmte Aussagen über Klimawandel und über die Klimakatastrophe sind.
„Wir könnten Öl sparen statt [zu] bohren, indem es beispielsweise so was wie einen öffentlichen, kostenlosen ÖPNV gäbe und Menschen weniger auf den Individualverkehr angewiesen wären. Das würde machbar sein durch zum Beispiel ein Tempolimit auf Autobahnen von 100 Kilometern pro Stunde, wodurch 6 Millionen Tonnen CO₂ jährlich eingespart werden würden. Wie kann es sein, dass wir nicht bereit sind, dass die Regierung nicht bereit ist, solche einfachen Maßnahmen zu ergreifen, während in der Ukraine Menschen für einen Krieg um Öl unter anderem sterben?“
Tatsächlich ist jedoch der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel in der Wissenschaft nach wie vor umstritten. Letztlich beruhen die physikalischen Annahmen und Rechnungen für das Phänomen des „menschengemachten Klimawandels“ – korrekter wäre die Bezeichnung treibhausgasgetriebenen Klimawandel – auf nur wenigen Säulen.
Eine der wichtigen Säulen sind Daten über den historischen Treibhausgasverlauf, insbesondere zum CO₂-Gehalt. Zudem stützen sich Klimaforscher auf die Modellierung des Verhaltens und die Verweildauer von CO₂ in der Atmosphäre sowie darauf aufbauend auf komplexe Klimamodellierungen, in denen die (vermeintliche) Wirkung von Treibhausgasen auf den Temperaturverlauf errechnet wird. Abgerundet wird dies durch Daten über den prähistorischen Temperaturverlauf.
Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich bereits in der vorindustriellen Zeit das Klima um 1,3° C erwärmte. Andere Kurven zeigen sogar – sich wiederholende – Schwankungen von mehr als 2°C in den letzten 2.000 Jahren. Der aktuelle Temperaturanstieg wäre damit völlig im Bereich der natürlichen Schwankungen einzuordnen.
Klar ist auch, dass aufgrund eines höheren CO₂-Gehaltes in der Atmosphäre die Erde grüner wird. Die Erträge von Weizen und Reis haben aufgrund der gestiegenen CO₂-Konzentration in den letzten 40 Jahren um 15 Prozent zugenommen. Ohne die gestiegenen CO₂-Konzentration wäre die Menschheit mit 15 Prozent weniger pflanzlichen Nahrungsmitteln sehr viel größeren Hungerkatastrophen ausgesetzt gewesen.
Polizei verhängt 193 Strafanzeigen gegen Klimaaktivisten
Laut der Berliner Polizei wurden in den letzten Tage mindestens 193 Strafanzeigen gestellt, 150 freiheitsbeschränkende oder freiheitsentziehende Maßnahmen durchgeführt und 143 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen. Zudem wurden mindestens 21 Prüfverfahren auf Erlass von Kostenbescheide für die Polizeiaufwendungen eingeleitet (241 Euro pro Person).
An den Blockadeaktionen nahmen täglich bis zu 75 Menschen teil. Täglich waren rund 200 Polizisten im Rahmen der Blockadeaktionen im Einsatz. Mehrere Aktionen konnten bereits vor dem Start durch Polizeikräfte vereitelt werden. Mindestens drei Polizisten haben sich bei den Einsätzen verletzt. Verletzte Klimaaktivisten sind der Polizei nicht bekannt. Der „Tagesspiegel“ berichtete von einem Verletzten am Donnerstag.
Alle polizeilichen Maßnahmen gegen die Blockadeaktionen stehen unter einer einheitlichen und stadtweiten polizeilichen Führung, erklärt die Berliner Polizei. Alle Informationen laufen in der eigens dafür gegründeten Ermittlungsgruppe „Asphalt“ zusammen und werden dort ausgewertet.
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