Gabor Steingart wirft den Kultusministerien vor, nicht rechnen zu können
Bis zum Ende 2025 rechnen die deutschen Bildungsbehörden mit 3,06 Millionen Grundschülern, für die zusätzlich zu den heutigen 15.310 Lehrer benötigt würden. Der Publizist Gabor Steingart wirft der „Kultusbürokratie“ nun vor, nicht rechnen zu können.
Er bezieht sich auf eine Bertelsmannstudie, die mit 26.000 zusätzlich benötigten Lehrkräften rechnet, sofern sich u.a. die Klassengrößen und das Tempo der Zuwanderung nicht ändern. Denn es gilt:
Die Kinder, die im Jahr 2025 eingeschult werden, sind bereits alle auf der Welt. Bis auf den Faktor Wanderungsbewegungen, der für die Altersgruppe der Grundschulkinder von geringer Bedeutung ist, kann die Entwicklung der Schulbevölkerung also sehr verlässlich vorhergesagt werden.“
Damit treffe „eine Kultusbürokratie, die mit Adam Riese auf Kriegsfuß steht“ auf die „systematische Entwertung des Lehrberufs, die sich ökonomisch im Verfall der Schulgebäude und gesellschaftlich in einer Geringschätzung dieser vielleicht wichtigsten Berufsgruppe zeigt“, so Steingart.
In den Schulen fehlen seit Jahren die Investitionsmittel, mittlerweile summieren sie sich auf 42,8 Milliarden Euro, was nahezu dem Bundeswehretat entspricht. Gabor Steingart ist unverständlich, wieso die „Flüchtlingskrise nicht unverzüglich zu einer Aufstockung von Lehrpersonal, Computer-Ausstattung und Gebäudeinvestitionen geführt hat. Das Reden über Integration integriert noch nicht.“
Steingart schreibt:
Wenn die Flüchtlinge und ihre Kinder nicht vom Staat in den produktiven Kern der Volkswirtschaft geleitet werden, führen sie notgedrungen ein Leben in den Kornspeichern des Wohlstandsstaates. Oder sie wandern in das Paralleluniversum von Clan-Kriminalität, Drogen- und Menschenhandel ab, was wiederum zu sozialen und politischen Verwerfungen führt. Es klingt wie eine Zuspitzung und ist womöglich nichts als die Wahrheit: Scheitert die Schulpolitik, scheitert die Demokratie.“
Die Studie bezieht sich auf die Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamts aus dem vergangenen Juni. Sie geht für das Jahr 2025 von 3,254 Millionen bis 3,323 Millionen Kindern zwischen 6 und 10 Jahren aus. Die Studie orientierte sich nach eigenen Angaben an der fast niedrigsten Variante – und kamen dabei bereits auf ein Plus von 168.000 Kindern zur Zahlenbasis der Kultusministerkonferenz. Die Folge, so die Studien-Macher: Für 2025 müssten noch mal 11.000 Lehrer mehr eingestellt werden, als von der KMK ermittelt. So komme man auf die Zahl von 26.300 fehlenden Grundschullehrern.
Der größte Lehrermangel, den wir in Deutschland seit den 50er Jahren hatten
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, sprach Mitte August von einer „dramatischen Lage“ an vielen Grundschulen.
An „allen Ecken und Enden“ fehlten Lehrer. „Man kann dabei schon von einem Bildungsnotstand sprechen“, sagte sie der FAS. Und das Problem werde sich noch verschärfen. Gut ausgebildete Lehrer würden an gute Schulen abwandern, während Schulen in Brennpunktvierteln unerfahrenere Lehrer bekämen.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, befürchtet einen historischen Lehrermangel. „Meiner Kenntnis nach ist dies mit Ausnahme der unmittelbaren Nachkriegszeit der größte Lehrermangel, den wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten jemals hatten“, sagte Meidinger – zumindest für Grund- und Förderschulen.
„Wir schätzen, dass an jeder zweiten Schule in Deutschland nicht alle Lehrerstellen besetzt werden können“, sagte der Verbandspräsident. Es sei zwar noch zu früh für eine Bilanz. Doch in den Bundesländern, in denen das neue Schuljahr bereits begonnen habe, zeige sich, dass die Schätzung von 15.000 fehlenden Lehrkräften und rund 40.000 Unterrichtenden ohne Lehrerausbildung der Realität vor Ort sehr nahe komme. Allein in Nordrhein-Westfalen blieben am ersten Schultag mehr als 4000 Lehrerstellen unbesetzt.
„Ich fürchte, dass wir bereits bei der nächsten Grundschulstudie die Quittung dafür präsentiert bekommen“, zeigte sich Meidinger überzeugt. „Die Schülerleistungen werden sinken.“
Es fehlen auch die Erzieher
Auch der Bedarf an pädagogischen Fachkräften und an Tagespflegepersonen im Kindergartenbereich wird durch die Zuwanderung stark zunehmen, schreibt Martin R. Textor in seinem Artikel „Zukunftstrends und deren Folgen für das Kinderbetreuungssystem“.
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Deschermeier 2016) prognostiziert, dass „zwischen 2014 bis 2035 insgesamt 7,9 Mio. Menschen nach Deutschland einwandern werden und es sich dabei überwiegend um jüngere Menschen handelt, die bald (weitere) Kinder zeugen werden.“ Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund wird aus diesem Grund bei allen „tagesbetreuten Kindern hoch bleiben oder sogar noch zunehmen“.
Damit steigen zum einen die Kinderzahlen – doch gleichzeitig werden viele Erzieher „in Rente gehen, da das Kita-Personal – bundesweit gesehen – überaltert“ ist.
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