„Gelbe Weste und gute Laune mitbringen“: Diesel-Rebell ruft zur Samstagsdemo auf

Der Organisator der Proteste gegen Diesel-Fahrverbote in Stuttgart, Ioannis Sakkaros, hat zur Demonstration aufgerufen. Auch in anderen von Fahrverboten betroffenen Städten könnten bald Kundgebungen folgen.
Titelbild
Pro Diesel Demo in Stuttgart.Foto: Reuters
Von 1. Februar 2019

Am morgigen Samstag, den 2. Februar, soll es ab 15 Uhr am Stuttgarter Neckartor wieder losgehen: Ioannis Sakkaros, 26 Jahre alt, Facharbeiter bei Porsche und Dieselfahrer, hat erneut zur Demonstration gegen das Diesel-Fahrverbot in seiner Heimatstadt aufgerufen, wie bereits in den Wochen zuvor.

Seit 1. Januar darf kein Auto der Euro-Norm 4 oder niedriger mehr in der baden-württembergischen Landeshauptstadt fahren. Fahrzeughalter aus der Stadt selbst haben noch eine Gnadenfrist bis 1. April, danach ist auch für sie Schluss. Von der Maßnahme sind Schätzungen zufolge etwa 30 000 Fahrzeuge betroffen. Der Umstieg auf ein Modell, das den neuen Kriterien entspricht, ist nicht für jeden eine einfache Angelegenheit. Zudem drohen bald auch Fahrverbote für Diesel der Euronorm 5, wenn sich an den Messwerten nichts Wesentliches ändert.

Waren anfangs nur 250 Menschen gekommen, um Sakkaros‘ Anliegen zu unterstützen, steigerte sich die Zahl in der darauffolgenden Woche auf 700 und erreichte am vergangenen Samstag 1200 Teilnehmer. Für den nächsten Demonstrationszug hält Sakkaros 2000 Unterstützer für möglich, längerfristig seien bis zu 5000 Demonstranten in der Südwestmetropole realistisch.

Möglichst breite Masse erreichen

„Wie immer bitte eure gelbe Weste und gute Laune mitbringen“, fordert der griechische Einwanderersohn seine Social-Media-Follower und mahnt dazu, das Mitbringen von Parteiplakaten, Fahnen oder ähnlichem zu unterlassen. Alle dürfen mitmachen, erklärt er gegenüber Kathrin Spoerr von der „Welt“, aber sie sollen ihre Parteibücher zu Hause lassen.

Sakkaros will bewusst jedwede Form parteipolitischer Vereinnahmung unterbinden, weil eine solche nur dem Anliegen schaden würde, das die Menschen verbinde. Und die Gegner einer ideologischen Öko-Politik ohne Rücksicht auf die Auswirkungen für Wohlstand und Perspektiven einer Industrienation kommen aus vielen politischen, ethnischen oder religiösen Milieus.

„Es muss unparteiisch bleiben, damit sich alle Leute identifizieren können“, erklärt der Organisator gegenüber der „Welt“. Das gilt auch für die AfD, die mit Parteiutensilien auftauchte, weshalb man den Demonstrationsort vergangene Woche wechselte. Sakkaros wolle die Masse erreichen, und das funktioniere nicht, wenn man sich festlege. Er selbst sei auch kein Mitglied in irgendeiner Partei.

Nur eine Partei hat einen besonderen schweren Stand bei den Demonstranten: Als am letzten Samstag erstmals eine vierstellige Zahl an Teilnehmern an den Protesten gegen Diesel-Fahrverbote zu verzeichnen war, waren „Grüne weg“-Rufe zu verzeichnen.

Bürger sollen nicht länger Zeche für politisches Versagen bezahlen

Gegenüber der „Welt“ nennt Sakkaros noch eine Reihe anderer Themen, die ihn beschäftigen. Die doppelte Besteuerung der Riester-Renten, die stagnierenden Löhne bei allgegenwärtiger Teuerung, die Steuern, die stetig steigen statt wie in den USA zu sinken.

Vor allem aber sei der Diesel sauber, unabhängig davon, dass einige Autokonzerne bei Schadstoffwerten getrickst hätten. Bis vor wenigen Jahren hätten auch Politiker die Unbedenklichkeit des Diesels bestätigt. Es sei ungerecht, dass die Bürger die Zeche für das Versagen von Politikern und Industrie bezahlen müssten. Und es sei nicht einzusehen, warum Menschen von kurz auf knapp gezwungen werden sollen, ein neues Auto zu kaufen.

„Es geht hier um eine Regierung, die uns verarscht – und darum, dass wir als Bürger die Leidtragenden sind“, erklärt der Deutsch-Grieche gegenüber „Focus online“. Er hoffe allerdings, dass die Proteste anders als in Frankreich hier friedlich bleiben.

Ioannis Sakkaros gelangte über den Realschulabschluss zum Fachabitur. Auch er hätte studieren können und vielleicht auf diese Weise selbst Teil eines Milieu werden, in dem der „Klimaschutz“ ähnlich wie Überlegungen zu mehr Geschlechtergerechtigkeit oder dem strukturellen Sexismus in traditionellen Kinderbüchern zu den allerobersten Prioritäten zählt – und die profanen Alltagssorgen des Proletariats fern sind.

Autofreies Land als Horrorvision

Sakkaros wollte aber lieber in die Arbeitswelt eintreten und dort schaffen, Dinge zusammenbauen und weiterentwickeln. Als Automechatroniker sieht er in autofreien Städten oder gar einem autofreien Land keine schöne Vision, sondern eine Gefahr für den Wohlstand und die Chancen des Landes.

Dies motivierte ihn dazu, im Juli des Vorjahres auf Facebook eine Seite gegen Diesel-Fahrverbote in Stuttgart zu eröffnen – und dazu aufzurufen, „diesen Unsinn von Weltklima-Rettung und besserer Luft in Stuttgart zu beenden“. Die Qualität der Luft in Stuttgart werde auch ohne Fahrverbote stetig besser.

Die Darstellung, der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid je Kubikmeter Luft sei nötig, um Gesundheitsgefahren für die Menschen abzuwehren, hält er für einen Mythos.

Mittlerweile hat seine Seite deutlich mehr als 4000 Follower – mit stark steigender Tendenz. Auch in anderen deutschen Städten wie Erfurt oder München, die von Fahrverboten betroffen seien, bereiteten Gleichgesinnte Kundgebungen vor.

Eigenmächtig nach oben abändern kann Deutschland seine Grenzwerte aber nicht. Der Druck auf eine Abkehr von den Werten, deren Sinnhaftigkeit zuletzt immer häufiger in Zweifel gezogen wurde, müsste wohl so stark werden, dass sich die EU-Kommission zum Handeln genötigt fühlt. Und die ist bis dato eher selten dadurch aufgefallen, dass sie den Anliegen von Normalbürgern wie Ioannis Sakkaros ein offenes Ohr entgegengebracht hätte.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion