Genehmigungsstau bei Sand und Kies – Preise steigen

Deutsche Behörden stellen einen wichtigen Industriesektor vor große Hürden – die Bau- und Rohstoffindustrie. Bauherren merken es an den Preisen für Beton, Sand und Kies.
Baurohstoffkrise: Mangel von Sand und Kies wegen Genehmigungsstau
Eine Bandanlage für den Transport von Sand und Kies.Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa
Von 5. Dezember 2022

Sie sind ein essenzieller Baustoff für Gebäude, Brücken und Straßen: Kies und Sand. Diese unverzichtbaren Baurohstoffe könnten in Deutschland nach Einschätzung von Experten der Bundesregierung knapper und teurer werden. Mehrere Branchenverbände bestätigen die Ernsthaftigkeit der Lage.

Gründe für das immer knappere Angebot sind einerseits langwierige Genehmigungsverfahren durch Behörden sowie die konkurrierenden Nutzungen der Flächen. Damit ist gemeint, welche Verwendung die Behörden einer Landfläche zuteilen. Auch die mangelnde Bereitschaft vieler Grundstückseigentümer zum Verkauf, Bürgerinitiativen und der Protest von Anwohnern führen zur Verteuerung.

Das bedeutet jedoch: „Privatleute werden sich aufgrund der Preiserhöhungen im Laufe der nächsten Monate bzw. Jahre kein Eigenheim mehr leisten können“, teilte der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie warnend der Epoch Times mit.

Teilweise ließen sich 50 bis 70 Prozent der Vorkommen nicht mehr fördern, erklärt Harald Elsner, Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. „In einigen Regionen Deutschlands, vor allem in Bayern und Schleswig-Holstein, können Kiesunternehmen bereits heute lokal überhaupt kein Abbauland mehr erwerben.“

In den Großräumen Berlin, Köln und Dresden soll laut Elsner die Versorgung mittelfristig schwierig werden, was den Industriestandort Deutschland ernstzunehmend gefährdet. Elsner analysierte die Situation von rund 270 der über 2.600 deutschen Sand- und Kiesförderstellen.

Das wahre Problem: Genehmigungsstau

Geologisch gesehen sind Sand und Kies in Deutschland nicht knapp. So gibt es in Deutschland beispielsweise noch Sand für weitere 10.000 Jahre, wie der Bundesverband Mineralische Rohstoffe in einem Video zeigt. Eine Sprecherin des Industrieverbandes Steine und Erden umreißt für Epoch Times das Problem:

Es gibt jedoch einen Genehmigungsstau und eine Flächenkonkurrenz, die zu höheren Preisen am Markt führt.“

Für Unternehmen – nicht nur am Bau – ist die Lage schon jetzt schwierig. „Produktionsstopps und Insolvenzen sind aufgrund der hohen Preisbelastung bereits Realität.“ Diese Situation soll sich laut dem Verband der Bau- und Rohstoffindustrie in der nächsten Zeit weiter verschärfen.

Damit stünden auch die gesamten nachgelagerten Wertschöpfungsketten der Industrie unter massivem Druck und drohen, komplett einzubrechen. Irreparable Schäden und der Verlust eines strategischen Wettbewerbsvorteils Deutschlands könnten folgen. Auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung sei insgesamt gefährdet.

Die Existenz des Wirtschaftsstandorts Deutschland insgesamt steht auf dem Spiel, mit den Folgewirkungen nicht zuletzt für Arbeitsplätze und Klimaschutz“, so der Verband der Bau- und Rohstoffindustrie.“

Vielerorts machten sich bereits regionale Versorgungslücken in der Rohstoffindustrie bemerkbar. Verzögerungen und Wartezeiten auf den Baustellen seien die Folge davon. Oftmals müssten längere Transportwege in Kauf genommen werden. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen und ökologischen Folgen sollten laut des Verbandes weder von der Politik noch von den übrigen Beteiligten gewünscht sein.

Medien und Politik in der Pflicht

Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe bestätigt weitestgehend die Aussagen der anderen Verbände. Ein Sprecher teilte Epoch Times mit, dass die Angebote bei den Gesteinsrohstoffen bedarfsgerecht ausgebaut werden könnten. „Der momentane Angebotstrend wird derzeit vielmehr durch die Genehmigungslage getrieben, auf die unsere Branche wenig bis keinen Einfluss hat.“

Laut dem Verband könnten hier auch die Medien einiges tun, der heimischen Rohstoffgewinnung, die unter hohen Auflagen bei Umwelt- und Emissionsschutz, Sicherheit sowie Nachhaltigkeit insgesamt stattfindet, den Rücken zu stärken. Denn Rohstoffe können nur dort gewonnen werden, wo sie in qualitativ und quantitativ nutzbaren Lagerstätten nachgewiesen sind.

Die Politik bestimme mit, wie sich Preise und Verfügbarkeit von Gesteinsrohstoffen gestalten. „Die künftige Rohstoffsicherung in der Regional- und Landesplanung würde vermutlich einen anderen Stellenwert erhalten, wenn sie im Bundesraumordnungsgesetz einen Rang als hoheitliche Aufgabe hätte.“

Seit knapp 40 Jahren keine neuen Abbaustätten

Der Bundesverband Baustoffe-Steine und Erden bewertete in einer Studie die Nachfrage nach primären Steine-Erden-Rohstoffen. Diese soll bei einer relativ geringen wirtschaftlichen Dynamik in 2040 bei gut 480 Millionen Tonnen liegen.

Im Vergleich zum Basisjahr 2019 (rund 580 Millionen Tonnen) wäre dies ein Rückgang um 100 Millionen Tonnen. Bei einem stärkeren wirtschaftlichen Wachstum würde die Nachfrage nach primären Steine-Erden-Rohstoffen auf knapp 600 Millionen Tonnen ansteigen und läge leicht über dem Niveau des Basisjahres 2019.

Tendenziell werden Genehmigungsverfahren immer langwieriger, wodurch viele Kiesgruben und -abbaustätten geschlossen werden. Ein Beispiel zeigt den Oberrhein und die Entwicklung der Kiesabbaustätten von 1992 bis voraussichtlich 2045. Die Anzahl der Abbaustätten sinkt, weil es seit Mitte der 1980er Jahre keine Neuaufschlüsse mehr gab.

Rückläufige Anzahl der Kiesabbaustätten. Foto: Mit freundlicher Genehmigung vom Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e.V.

Eine weitere Materialverknappung und vor allem weitere Transportwege sind zu erwarten. Besonders drastisch stellt sich die Entwicklung bei Standorten mit umweltfreundlicher Schiffsverladung dar: 2045 wird es nur noch zwei Kieswerke mit Schiffsverladung geben.

(Mit Material von dpa)



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