Habeck-Plan umsetzbar? 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) arbeitet mit Hochdruck an der Energiewende. Dabei geht es darum, den Anteil an fossilen Energieträgern weitestgehend zu reduzieren – nicht nur im Stromnetz. Im Bereich der Heizanlagen für Haushalte sollen Wärmepumpen helfen.
Nachdem Mitte Mai bereits der „Arbeitsplan Energieeffizienz“ vorgelegt wurde, fand am 29. Juni 2022 ein virtueller Wärmepumpen-Gipfel statt. Die Gastgeber waren Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). An dem Treffen nahmen insgesamt 26 Vertreter teil. Diese stammen sowohl von namhaften Unternehmen wie Viessmann, Vaillant und Stiebel Eltron. Ebenso kamen Vertreter von Verbänden der Wärmewirtschaft, des Handwerks, der Gewerkschaften und der Verbraucherschutzverbände.
Vergleich von Ist- und Soll-Zustand
Mit Stand Oktober 2021 wurden rund 70 Prozent aller Heizungsanlagen in Deutschland noch mit den fossilen Energieträgern Erdgas oder Öl betrieben. Im Jahr 2020 war die Wärmeversorgung der einzige Sektor, in dem die Bundesregierung ihre Klimaziele verfehlt hat. Um das von der Regierung selbst gesteckte Ziel für 2030 zu erreichen, muss der CO₂-Ausstoß beim Heizen halbiert werden.
Einen großen Beitrag hierfür sollen Wärmepumpen leisten. Dazu muss jedoch ein erheblicher Wandel vollzogen werden. Die Regierung kann mittels Förderungen und Vorgaben Einfluss auf die Heizsysteme in Neubauten nehmen. So waren Wärmepumpen im Jahr 2019 für Bauherren das beliebteste alternative Heizungssystem. In den neu genehmigten Wohngebäuden machten sie einen Anteil von rund 46 Prozent aus, was knapp 55.000 Gebäuden entsprach.
Laut Habeck wurden 2021 weitere 150.000 Wärmepumpen in Deutschland verbaut. Das entspricht einem Anteil von rund 17 Prozent aller neuen Heizungen, so die „Tagesschau“. Jedoch haben neu installierte Gasheizungen, wie etwa Gasbrennwertthermen, weiterhin einen Marktanteil von rund 70 Prozent.
Das ist noch weit entfernt von dem jetzt neu erklärten Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024. Damit würden in Deutschland bis 2030 in Summe rund 4,5 Millionen neue Wärmepumpen installiert sein. Von dem einstigen Ziel, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen installiert zu haben, scheint die Bundesregierung abgerückt zu sein.
Viele Probleme bei Wärmepumpen
Doch wie realistisch ist die Umsetzbarkeit der aktualisierten Zielsetzung?
Zunächst benötigt die Branche ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte, um die höhere Menge an Wärmepumpen installieren zu können. Lange bekannt ist, dass speziell im Handwerk viele Fachkräfte fehlen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) geht von schätzungsweise rund 250.000 fehlenden Handwerkern in Deutschland aus. Laut „Welt“ fehlen in der Branche der Heizungsbauer mindestens 60.000 Installateure.
Problematisch wird das politische Vorhaben auch für viele Immobilienbesitzer. Diese haben womöglich gar nicht das nötige Kapital, um die komplexe und relativ teure Heiztechnik nachzurüsten. Zwar bietet der Staat Förderungen an, aber dennoch bleibt die Umrüstung ein kostspieliges Unterfangen. Somit stellt sich die Frage, ob genügend Bauherren sich zu einer Umrüstung überzeugen lassen, wenn die bestehende Gas- oder Ölheizanlage noch gut läuft.
Ein größerer Bedarf an Wärmepumpen bedeutet auch ein größerer Bedarf an Materialien und Vorprodukten in der industriellen Produktion. Bereits jetzt klagen viele Industriebetriebe über Lieferengpässe und können deshalb viele Aufträge teils nur mit Verzögerungen abarbeiten.
Absage für Wasserstoffheizungen
Hinzu kommt bei der Frage der Infrastruktur, dass viele Gebäude und Stromnetze für einen effizienten Wärmepumpenbetrieb noch gar nicht geeignet sind. Hier müssten erst entsprechende Umbaumaßnahmen durchgeführt werden. Das bedeutet zusätzlicher Kosten- und Arbeitsaufwand. Viele dieser Probleme kamen beim Wärmepumpen-Gipfel überhaupt nicht zur Sprache.
Bei dem Gipfel wurde stattdessen über die Option der Wasserstoffheizung debattiert. Hierzu vertrat Habeck eine klar ablehnende Haltung: „Die Nutzung von Wasserstoff als Gasersatz wird langfristig viel zu teuer sein“, so der Wirtschaftsminister. Er sehe eine gesicherte Zukunft mittels direkt erneuerbarer Wärme beziehungsweise Wärmepumpen.
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