Knappe Mehrheit der Bundesbürger lehnt Führungsrolle Deutschlands ab
Mehr als die Hälfte der Deutschen lehnt einer Umfrage zufolge eine Führungsrolle der Bundesrepublik in der internationalen Politik ab. Der am Montag in Berlin veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der Körber-Stiftung zufolge wünschen sich 52 Prozent der Bundesbürger, dass sich Deutschland international weiterhin mehr zurückhalte.
Der Mehrheit stehen jedoch 41 Prozent der Befragten gegenüber, die sich der Umfrage zufolge ein stärkeres Engagement Deutschlands wünschen. Dieses soll nach Ansicht von 65 Prozent der Befragten jedoch bevorzugt diplomatisch durchgesetzt werden. Für ein stärkeres militärisches Engagement sprechen sich nur 14 Prozent aus.
Den Umfrageergebnissen zufolge veränderte sich damit die Einstellung der Deutschen im Vergleich zum Vorjahr kaum. Eine militärische Führungsrolle Deutschlands in Europa lehnen der Studie zufolge 68 Prozent der Befragten ab. Dennoch besteht bei 60 Prozent der Bundesbürger der Wunsch, die militärischen Fähigkeiten Deutschlands auszubauen.
„Die von Bundeskanzler Scholz ausgerufene Zeitenwende ist in den Köpfen der Deutschen noch nicht angekommen“, erklärte Nora Müller, Leiterin des Bereichs für internationale Politik der Körber-Stiftung mit Blick auf die Umfrageergebnisse. Auch angesichts der massiven Verschlechterung des sicherheitspolitischen Umfelds durch den Russland-Ukraine-Krieg setze eine Mehrheit der Bundesbürger nach wie vor auf Zurückhaltung.
Sorge vor einem Atomkrieg wächst
Während die Mehrheit der Deutschen auf mehr Zurückhaltung setzt, verschlechterte sich das Sicherheitsgefühl der Bundesbürger durch den Krieg in der Ukraine. Mit 69 Prozent sorgen sich mehr als zwei Drittel vor einem russischen Atomkrieg. Dass sich der Krieg auf Gebiete von Nato-Bündnispartner ausweiten könnte, befürchten 80 Prozent der Befragten. 72 Prozent machen zudem Sorgen, dass Deutschland militärisch bedroht sein könnte.
Die Situation in der Ukraine sehen die Deutschen der Studie zufolge zu 45 Prozent als größte Herausforderung für die deutsche Außenpolitik. Auf Platz zwei folgt für 20 Prozent die Energiekrise. Zehn Prozent nennen Russland und dessen Staatschef Wladimir Putin als größte Herausforderung.
Die Beziehungen zu den USA werden indes als positiv bewertet. Demnach sehen 82 Prozent der Deutschen das transatlantische Verhältnis in einem „guten“ oder „sehr guten“ Zustand – der beste Wert seit 2017. Noch im Jahr 2020 teilten nur 18 Prozent diese Einschätzung.
Für die Erhebung wurden im Auftrag der Körber-Stiftung im August 1.088 Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Deutschland zu ihren außenpolitischen Einstellungen befragt. (afp/dl)
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