Lützerath vor der Explosion: „Aktivisten“ werfen nach Konzert Steine auf die Polizei

Lützerath steht vor der Räumung. Busse bringen Aktivisten von den Bahnhöfen der Umgebung zum Zielort, sie bereiten „Steine, Pflastersteine und Dachpfannen“ für den Kampf vor. Nach einem Konzert kam es plötzlich zu Angriffen auf die Polizei. Worum geht es den Klimaaktivisten wirklich?
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Lützerath, 8. Januar 2023.Foto: Ina Fassbender/AFP via Getty Images
Von 10. Januar 2023

Die Räumung des zur Stadt Erkelenz gehörenden Weilers Lützerath steht kurz bevor. Noch immer werden die ehemaligen Wohnhäuser der mittlerweile umgesiedelten Familien von Klimaaktivisten illegal bewohnt. Diese wollen dort auch weiter wohnen. Doch das Gebiet gehört mittlerweile dem Energiekonzern RWE und die Häuser sollen dem Braunkohlebagger weichen, sollen abgerissen werden.

Der 10. Januar markiert das Datum, ab dem die von Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach geleitete Räumung von Lützerath durch die Polizei rein rechtlich gesehen beginnen könnte. Weinspach will noch einen Tag warten, weil man am Dienstag noch eine Infoveranstaltung für die Bürger in Erkelenz mache, berichtet die FAZ.

Ausschreitungen und Angriffe auf die Polizei

Doch die Gewalt der Aktivisten bahnte sich vorher schon ihren Weg. Neuesten Meldungen der Polizei Aachen nach kam es im Anschluss an einen Dorfspaziergang und ein Konzert zu Ausschreitungen. Polizei und Sicherheitskräfte wurden mit Steinen angegriffen. Es kam zu Sachbeschädigungen und Eigentumsdelikten. Auch die Kommunikationskräfte der Polizei wurden angegriffen. Die Klimaaktivisten errichteten den Angaben nach zudem weitere Barrikaden.

„Eine friedliche Veranstaltung, in der Polizei äußerst zurückhaltend agierte und keinen Anlass gegeben hat, ist ohne nachvollziehbaren Grund in Gewalttätigkeit umgeschlagen. Wir fordern die Menschen in Lützerath auf, von weiteren gewalttätigen Aktionen gegen Menschen und Sachen abzusehen“, teilte die Polizei Aachen auf Facebook mit.

Zuvor hatte die Polizei bereits berichtet, dass die „Aktivisten u.a. Steine, Pflastersteine und Dachpfannen“ zusammengetragen hätten. Die Behörden forderten dazu auf, alle Vorbereitungen zu unterlassen, die geeignet wären, Menschen zu verletzen.

Busse brachten Klimaaktivisten

Am Wochenende sind weitere Klimaaktivisten angereist. Sie wurden mit Shuttlebussen von den Bahnhöfen der Umgebung nach Lützerath gebracht. Auf freiem Feld zwischen dem Weiler und dem Erkelenz-Stadtteil Keyenberg wurden auch mehrere Zelte zu einem Camp aufgebaut. Dort sollen Aktionen für den zivilen Ungehorsam trainiert werden. Anschließend soll es einen „Dorfspaziergang“ durch Lützerath geben.

Luisa Neubauer von Fridays for Future will beim nächsten „Dorfspaziergang“ mitmachen. Das deutsche FFF-Gesicht rief andere dazu auf, dies ebenfalls zu tun. Neubauer meinte: „In Lützerath ist die Grenze des Weiter-so erreicht.“

Das Demo-erprobte Grünen-Mitglied verwies in seinen Ausführungen auf den vergangenen Sommer, in dem „in ganz Europa die gravierendsten Waldbrände“ gewütet hätten. Die Zerstörung, „die bisher durch die deutsche Politik und Wirtschaft befeuert wird“, müsse aufhören und die Kohle müsse im Boden bleiben, sagte Neubauer gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Einbetonierte Gasflaschen in den Straßen

Mittlerweile wurden zahlreiche Barrikaden gegen die Polizei errichtet, teils durch einbetonierte Gasflaschen in den Straßen. Medienberichten zufolge hat sich das Bündnis „Lützerath unräumbar“ aus mehreren Klimagruppen formiert, darunter „Fridays for Future“, „Alle Dörfer bleiben“, die Klimakleber von „Letzte Generation“ und die nach Ansicht des Verfassungsschutzes von der Interventionistischen Linken durchzogene Klimagruppe „Ende Gelände“. Letzterer geht es offenbar eher um „Systemwandel statt Klimawandel“, wie einer ihrer Slogans belegt. Wie die „Welt“ berichtet, stehen hinter so mancher Klimagruppe Geldgeber aus dem Ausland. Es soll sogar Gehälter für die Aktivisten geben.

Kampf dem System?

Die Umsiedlung der Bewohner von Lützerath begann bereits im Jahr 2006 und wurde 2020 abgeschlossen. Gelände und Häuser wurden nach und nach an RWE verkauft, die Bewohner in einer nahe gelegenen Neubausiedlung angesiedelt.

Im Oktober 2022 wurde nach Verhandlungen zwischen RWE, der Landesregierung NRW und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck entschieden, dass das ohnehin geräumte Lützerath abgebaggert werden soll. Im Gegenzug wurden die noch nicht geräumten Dörfer der Umgebung gerettet. RWE zog den geplanten Ausstieg aus der Braunkohle um acht Jahre vor, auf 2030.

Ginge es den Klimaaktivisten um die Bewohner und ihre Dörfer, hätten sie dies als klaren Sieg feiern können. Im Internet werben jedoch die Lützerath-Besetzer um „Personal“; junge Leute, die bereit sind, für den Kampf um Lützerath Straftaten zu begehen. Eine andere Klimagruppe, „Extinction Rebellion“, kündigte bereits an: „Die Zeiten der Warnungen sind vorbei“.



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