Maaßen: Islamisten dürfen in Deutschland das machen, was sie in arabischen Staaten nicht machen dürfen

Hans-Georg Maaßen warnt vor einer wachsenden Einflussnahme islamistischer Bewegungen in Deutschland.
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Hans-Georg Maaßen bei der Diskussionsveranstaltung des «Berliner Kreises»: «Es sind keine Hit-Teams, die den Islamismus bei uns regelmäßig verbreiten.»Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times12. Mai 2019

Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen warnt vor einer wachsenden Einflussnahme islamistischer Bewegungen.

Er habe in seiner früheren Funktion immer wieder den Eindruck gewonnen, dass die Erkenntnisse der Verfassungsschutzämter nicht mit „der notwendigen Sensibilität“ aufgenommen worden seien, sagte Maaßen – selbst CDU-Mitglied – bei einer Veranstaltung des konservativen „Berliner Kreises“ innerhalb der Union am Samstag. Dies seien wohl auch „Ergebnisse von islamistischer Propaganda und Desinformation“.

„Schleichende Entwicklung, ein Gift“

Sowohl in Deutschland als auch in Europa würden extremistische Bestrebungen unterschätzt, sagte Maaßen. Es handle sich um „eine schleichende Entwicklung, ein Gift“, mahnte er mit Bezug nicht nur auf Islamismus in einem Sitzungssaal des Bundestags.

„Der Extremismus ist leise und wird aus meiner Sicht vielfach unterschätzt, weil man gerade immer auf den Qualm, auf die Anschläge und dergleichen schaut“, sagte Maaßen. „Es sind keine Hit-Teams, die den Islamismus bei uns regelmäßig verbreiten.“ Vielmehr seien manche der Protagonisten gut gebildet und würden als „wohlintegriert“ gelten. Im Umgang mit solchen Menschen seien Gesetzesverschärfungen nötig.

Maaßen beklagte auch, dass staatliche Stellen im Kampf gegen radikalen Islamismus kein Gegenüber aufseiten moderater oder säkularer Muslime fänden. „Es gibt nicht diese Ansprechpartner in Deutschland – Es gibt zu viele Ansprechpartner in Deutschland“, sagte Maaßen mit Blick auf die Vielzahl muslimischer Verbände.

Es fiel uns damals ausgesprochen schwierig, der Politik Organisationen, muslimische Organisationen, zu benennen, die nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werden.“

Es funktioniere nach seiner Erfahrung nicht, Radikalisierung mithilfe von Extremisten einzudämmen, sagte Maaßen. „Ich bin immer wieder gegen eine Betonwand gelaufen“, sagte er zu Gesprächen mit Vertretern der Muslimbruderschaft, die die Errichtung eines Staates mit islamischen Werten anstrebt und vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die andere Seite habe stets zunächst über Islamfeindlichkeit sprechen wollen.

„Die bringen ihre Denke mit nach Deutschland“

In Deutschland habe man noch nicht begriffen, dass man mit dem Islam nicht umgehen könne wie mit christlichen Kirchen, bemängelte Maaßen. Auf einer Auslandsreise als Verfassungsschutzchef habe ihn ein Kollege aus dem arabischen Raum verständnislos gefragt, ob er sich denn nicht die Freitagsgebete der Moscheen zur Billigung vorlegen lasse. Das könne natürlich keine Lösung sein, stellte Maaßen klar.

„Die bringen ihre Denke mit nach Deutschland, wissen aber, dass sie in Deutschland im Grunde genommen all das machen dürfen, was sie in den arabischen Staaten dort nicht machen dürfen“, warnte Maaßen mit Blick auf Islamisten.

Wir müssen das einfach im Kopf behalten, dass in anderen, in den muslimischen Staaten man ganz anders damit umgeht, und dass sie im Grunde genommen hier ein Wild West für sich haben.“

Er beklagte auch, zum Teil erhielten Vereinigungen staatliche Fördergelder, vor denen der Inlandsgeheimdienst ausdrücklich warne. Ähnlich äußerte sich auch die neben Maaßen geladene Bloggerin Sigrid Herrmann-Marschall, die sich mit islamistischen Strukturen befasst und vor Extremismus mit bürgerlichem Gesicht warnte.

Beim „Berliner Kreis“ kam Maaßen, ein Kritiker der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung, gut an. Vor seinem Auftritt hatte er im „Kölner Stadt-Anzeiger“ noch einen Kurswechsel der CDU gefordert. Die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel, die zu der Veranstaltung eingeladen hatte, dankte Maaßen. „Ich weiß, wie gefährlich das Thema ist, ich weiß, wie unerwünscht das Thema ist.“ Über Zwangsverheiratungen oder Morde vermeintlich im Namen der Ehre werde zu wenig gesprochen. Sie selbst werde von Kritikern in die Nähe der AfD gerückt, um Dinge unter den Teppich zu kehren.

Maaßen soll kein Gehör finden

Mit Unbehagen blickte offenbar die Fraktionsführung auf die Veranstaltung, die ursprünglich im Fraktionssaal der Union stattfinden sollte. Nachdem bekannt wurde, dass Maaßen kommt, musste der „Berliner Kreis“ in einen Sitzungssaal des Bundestags ausweichen.

Maaßen war als Präsident des Bundesverfassungsschutzes in die Kritik geraten, nachdem er Videos über angebliche „Hetzjagden“gegen Migranten in Chemnitz bezweifelt hatte. Im November versetzte Innenminister Horst Seehofer (CSU) Maaßen in den einstweiligen Ruhestand, nachdem dieser laut einem Redemanuskript von teils „linksradikalen Kräften in der SPD“ gesprochen hatte. (dpa/so)



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