„Marsch für das Leben“ warnt vor gefährlichem Abtreibungstrend

In Deutschland steigt die Zahl der Abtreibungen. Die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, Alexandra Maria Linder, sieht darin ein „Alarmzeichen“. Während ihrer Rede zum „Marsch für das Leben“ nahm sie kein Blatt vor den Mund.
Abtreibungen standen auch in diesem Jahr im Fokus des "Marsch für das Leben", hier ein Bild aus 2021. Foto: Carsten Koall/Getty Images
Zum 19. Mal fand am 16. September der „Marsch für das Leben“ in Berlin statt. Hier ein Bild aus dem vergangenen Jahr.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Von 17. September 2023

Am 16. September fand der „Marsch für das Leben“ zum 19. Mal in Berlin und erstmalig in Köln statt. Laut Organisatoren kamen weit über 6.000 Unterstützer an beiden Standorten zusammen.

„Im Bereich der sogenannten ‚Bioethik‘ haben wir die schlechteste Regierung seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland“, erklärte Verbandsvorsitzende Alexandra Maria Linder im Vorfeld zu der Veranstaltung. Während ihrer Rede auf der Kundgebung in Berlin übte sie scharfe Kritik an der aktuellen Politik. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche sei seit dem vergangenen Jahr massiv gestiegen, „und niemanden interessiert es in der Politik“. Linder sieht darin ein „Alarmzeichen“.

„Wenn staatlich finanzierte Beratungsorganisationen selbst an Abtreibung Geld verdienen, Abtreibung als Gesundheitsversorgung bewerben und Kinder vor der Geburt als Gebärmutterinhalt bezeichnen, dann werden die Frauen belogen, die Hilfe wird ihnen verweigert und die Kinder werden geopfert für eine Ideologie, der die Menschen schlicht egal sind. Das ist frauenfeindlich!“, so Linder.

Als Gründe für Schwangerschaftskonflikte nannte sie persönliche schwere Lebenssituationen, Beziehungsprobleme sowie Zukunftsangst, die durch die nun erlaubte Abtreibungswerbung verstärkt würden. In Ländern wie Chile oder Brasilien würden derzeit sogar vergewaltigte schwangere Mädchen aus ideologischen Gründen für Abtreibungspropaganda missbraucht.

Das eigentliche Problem

Niemand aus der Abtreibungslobby gehe das eigentliche Problem an. Statt Abtreibung brauchten die Frauen und Mädchen Prävention, Schutz und Emanzipation. Man müsse doch dafür sorgen, dass sie gar nicht erst in solch eine prekäre Lage kommen.

„In keinem Land der Welt gibt es irgendeinen Nachweis dafür, dass Abtreibung für Frauen irgendeinen physischen, psychischen oder gar emanzipatorischen Nutzen hat“, erklärte die Verbandsvorsitzende.

Aber auch am Lebensende stünden ähnliche Probleme: Einsamkeit, Krankheit und der Verlust von menschlichen Beziehungen. „Im letzten Jahr haben sich in Deutschland 3.000 Menschen über 70 Jahre das Leben genommen“, erklärt Linder. „Auch das ist ein ernsthaftes Problem, mit dem sich die Politik beschäftigen müsste.“

Die Lösung bestehe darin, diese Menschen zu begleiten, ihnen die Einsamkeit zu nehmen, sie zu versorgen, sie zu pflegen und sie im Sterbeprozess zu begleiten. „Die Würde des Menschen kann nur dann unabdingbar sein, […] wenn sie weltweit gilt.“ Das gelte für alle Menschen von der Zeugung bis zum Tod, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Zustand und Alter.

Abtreibung in den Niederlanden

Arthur Alderliesten, Direktor der niederländischen Organisation Schreeuw om Leven (Schrei nach Leben), sprach in Berlin über die Situation in seinem Land. „So unantastbar die Menschenwürde auch erscheinen mag, sie wird täglich verletzt“, erklärte der Niederländer. Sowohl in seiner Heimat als auch in Deutschland gebe es immer mehr Gesetze, welche die Menschenwürde mit Füßen treten.

Seit 1984 gibt es in den Niederlanden ein Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch. Voraussetzung für einen Abbruch in den Niederlanden ist, dass die Schwangerschaft ungewollt ist und sich die Schwangere in einer Notsituation befindet. Was unter Notsituation zu verstehen ist, sei jedoch vom Gesetzgeber nicht definiert, kritisiert Alderliesten.

In den Niederlanden können Ungeborene bis zur 24. Schwangerschaftswoche abgetrieben werden – die längste Frist innerhalb von Europa, die so nur noch in Großbritannien ausgeübt wird.

„Deshalb kommen Frauen aus allen möglichen Ländern für Spätabtreibungen in die Niederlande“, so Alderliesten. Jährlich würden etwa 30.000 Abtreibungen vorgenommen. Bemerkenswert sei, dass neuerdings das Alter der Frauen bei 30 bis 34 Jahren liegt, verglichen mit den Vorjahren, wo jüngere Schwangere betroffen waren.

Besorgniserregend sei auch die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche aufgrund von Diagnosen, die Ärzte vor der Geburt stellen. Die konkreten Gründe seien jedoch unbekannt.

Im vergangenen Jahr wurden zudem in den Niederlanden zwei Gesetzesänderungen beschlossen, die Abtreibungen „leichter zugänglich“ machen. Die fünftägige Bedenkzeit, die vor einem Schwangerschaftsabbruch verpflichtend vorgeschrieben war, wurde abgeschafft. Um die Abtreibungspille zu bekommen, müsse man nicht mehr in eine Klinik. Schwangere könnten diese auf Rezept „beim Hausarzt um die Ecke“ bekommen.

Am Ende des Marsches zog Linder ein positives Resümee. „Die Stimmung war super. […] Wir waren alle so friedlich und sachlich, dass kein einziges diffamierendes Wort aus unseren Kreisen gefallen ist“, äußerte sie gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Sie hofft, dass der „Marsch für das Leben“ in noch mehr Städten stattfindet.

In Köln kam es während des Marsches zu Ausschreitungen. Gegendemonstranten blockierten den Marsch, der nach einer Auftaktkundgebung auf dem Heumarkt durch die Innenstadt zog. Während der Blockade setzte die Polizei auch Schlagstöcke ein.

4,5 Prozent mehr Schwangerschaftsabbrüche – Beratung für Schwangere

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden im zweiten Quartal 2023 rund 26.700 Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland gemeldet. Das sind 4,5 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit setzt sich der beobachtete Anstieg seit dem ersten Quartal 2022 fort. Erkenntnisse über die persönlichen Entscheidungsgründe für einen Schwangerschaftsabbruch lägen jedoch nicht vor.

96 Prozent der Abbrüche wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. In den übrigen vier Prozent wurde auf medizinische Gründe oder Sexualdelikte verwiesen. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant.

70 Prozent der Frauen, die im zweiten Quartal 2023 einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahre alt, 19 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre. Acht Prozent der Frauen waren über 40, drei Prozent unter 18. Rund 42 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

Die Aktion Lebensrecht für Alle e. V., Mitglied im Bundesverband Lebensrecht, bietet Beratungen für Schwangere an – „egal wie aussichtslos deine Situation erscheinen mag – finanziell, materiell, professionell“.

Soforthilfe per Telefon: 0800 36 999 63
Persönliche Beratung per E-Mail: [email protected]



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