Umfrage: Mehrheit gegen Aus der letzten Kernkraftwerke – FDP hält an Kernkraft fest

Nur 37 Prozent befürworten das Aus der Kernkraftwerke – laut einer INSA-Umfrage. Die FDP hält hingegen an der Kernkraft weiter fest und will zumindest deren „Potenziale erhalten“. Dabei setzen sie auch auf andere, teils umstrittene Technologien.
Kernkraftwerke
Ein Kernkraftwerk in der Dämmerung. In einer Woche soll mit der Atomkraft in Deutschland Schluss sein.Foto: iStock
Von 9. April 2023

Eine Woche vor dem Abschalten der letzten drei aktiven Kernkraftwerke in Deutschland ist eine Mehrheit der Menschen gegen das Ende der Kernkraft. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Insa für die „Bild am Sonntag“ hervor. Demnach halten 52 Prozent der Befragten das Abschalten der Kernkraftwerke für falsch, nur 37 Prozent halten es für richtig, 11 Prozent machten keine Angabe.

Das Meinungsforschungsinstitut INSA hatte für die Umfrage am 6. April 1.004 Personen befragt. Die genaue Frage lautete: „Nächste Woche werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Finden Sie das (eher) richtig oder (eher) falsch?“

FDP will „Potenziale der Kernkraft erhalten“

Interessanterweise befürwortete bei der Umfrage eine Mehrheit der FDP-Wähler den endgültigen Ausstieg (52,9 Prozent). Für falsch hielten ihn laut „Bild am Sonntag“ 42,5 Prozent der Liberalen-Anhänger.

Die FDP-Fraktion schließt sich in diesem Punkt jedoch den 42,5 Prozent an: Ihrer Ansicht nach geht die Abschaltung zu schnell. Die AKW sollten „bis zur vollständigen Substitution des russischen Erdgases durch andere Quellen – voraussichtlich im Frühjahr 2024 – reaktivierbar bleiben“, heißt es in einem Grundsatzpapier zum Thema Energiepolitik, das am Samstag der Nachrichtenagentur AFP vorlag.

Das 14-seitige Papier trägt den Titel „Mission Tomorrow: Energiesouveränität als Antwort auf den russischen Energiekrieg“. Zuerst hatte die „Welt“ darüber berichtet.

Unter der Überschrift „Die Potenziale der Kernkraft erhalten“ heißt es in dem Papier unter anderem: „Wir sind überzeugt, dass die Reihenfolge des Ausstiegs aus den bestehenden Kern- und Kohlekraftwerken in Deutschland mit Blick auf das Klima die falsche ist.“ Zwar sei laut Bundeswirtschaftsministerium der Weiterbetrieb der verbliebenen Kernkraftwerke nicht notwendig, die FDP-Fraktion halte sie aber „zur Absicherung der Preisstabilität“ für „wünschenswert“.

Am 15. April gehen die letzten drei deutschen Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Netz. Die Betreiber haben die Stilllegung bereits vorbereitet.

Merz bekräftigt Kritik an Atomausstieg

CDU-Partei- und Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat die bevorstehende Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland erneut kritisiert. Es gebe im Ausland kaum jemanden, „der Verständnis dafür hat, dass Deutschland in der größten Energiekrise seit Jahrzehnten drei sichere, CO₂-freie Anlagen der Energieerzeugung abschaltet und dafür wieder auf Kohle und Gas setzt“, sagte Merz am Wochenende dem Portal „Web.de“.

„Dann muss die Koalition dafür sorgen, dass zehn Millionen Haushalte mit Strom aus anderen Energiequellen versorgt werden“, sagte Merz. Die Gefahr eines destabilisierten Stromnetzes sei weiterhin nicht gebannt, kritisierte der CDU-Vorsitzende.

Dass Deutschland gut durch den Winter gekommen sei, führte er auf die milden Temperaturen und Energieeinsparungen in Industrie und Haushalten zurück. „Das ist aber kein Weg, den wir auf Dauer gehen können“, sagte Merz.

SPD-Bundestagsfraktionsvize Matthias Miersch begrüßte dagegen den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie. „Atomkraft ist eine hochriskante, teure Technologie, die hochgiftigen Müll für 30.000 Generationen produziert“, sagte er dem Portal. Für den deutschen Atommüll sei noch längst kein Endlager gefunden. „Alleine aus diesem Grund ist es ein Gebot der Vernunft, keinen weiteren Atommüll zu produzieren und aus der dreckigen Atomkraft auszusteigen“, so Miersch.

Grüne argumentieren mit eigens in Auftrag gegebener Studie

Die Grünen bekräftigten am Wochenende ihre ablehnende Haltung zur Kernkraft und verwiesen auf eine neue Studie der TU Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Atomstrom ist ein Milliardengrab und nur hochsubventioniert und durch planwirtschaftliche Eingriffe überhaupt rentabel zu betreiben“, erklärte der Grünen-Abgeordnete Harald Ebner.

In der im Auftrag der Grünen-Fraktion verfassten Studie heißt es, seit Beginn des Atomzeitalters „war Atomkraft die teuerste Möglichkeit zur Erzeugung von Strom – und heute sind die erneuerbaren Energien wie Wind und PV um ein Vielfaches günstiger“. Forderungen nach dem Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Deutschland oder gar neuen Anlagen entbehrten „jeglicher ökonomischen Grundlage“.

(Mit Material von AFP und dts)

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