Merkel verteidigt erneut zweiten Lockdown: „Licht am Ende des Tunnels ziemlich weit entfernt“

Am Vormittag tagte das sogenannte Corona-Kabinett, nach der Sitzung - um 14 Uhr - gab die Kanzlerin eine Pressekonferenz. Hier die Updates.
Epoch Times2. November 2020

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat anlässlich des Inkrafttretens der neuen Corona-Schutzmaßnahmen in einer Pressekonferenz eindringlich dazu aufgerufen, diese ein- und auch einen Monat lang durchzuhalten. „Jeder hat es in der Hand, diesen November zu einem gemeinsamen Erfolg zu machen“, sagte Merkel am Montag vor Journalisten in Berlin. Das Einhalten der Regeln sei nun entscheidend dafür, „ob dies Kraftanstrengung etwas bringt“.

„Wir müssen Kontakte reduzieren, wo immer das möglich ist“, rief Merkel die Bürgerinnen und Bürger auf. Sie wisse, dass die Menschen den neuen Einschränkungen zwar mit viel Verständnis und Einsicht, manche aber auch mit „Zweifel, Skepsis und Ablehnung“ begegneten. Auch die Regierungschefs von Bund und Ländern hätten die Maßnahmen „schweren Herzens beschlossen“, jedoch „auch aus Überzeugung“.

Merkel: „Licht am Ende des Tunnels ist noch ziemlich weit entfernt“

Die Kanzlerin äußerte Verständnis für Zweifel und Ungeduld vieler Bürger. „Ich kann Unmut und Unwillen verstehen, muss trotzdem für Akzeptanz werben“, sagte sie. Die Pandemie sei „so etwas wie ein Naturereignis, eine Naturkatastrophe, mit der wir umgehen müssen“. Das „Licht am Ende des Tunnels“ sei „noch ziemlich weit entfernt“.

Merkel verwies auf die Verdreifachung der Zahl der Infektionsfälle und positiven Testergebnisse binnen 14 Tagen. Auch die Zahl der Intensiv-Patienten habe sich in zehn Tagen verdoppelt und steige weiter an. Es gebe immer mehr Menschen, „die infiziert sind und durch die Gegend laufen, ohne dass sie gewarnt worden sind“, weil die Gesundheitsämter mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr nachkämen. Der sogenannte Inzidenzwert liege deutschlandweit bei 127,8 neuen Fällen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner.

Kanzlerin: „Deutschland erlebt bei den Neuinfektionen derzeit ein exponentielles Wachstum“

Deutschland erlebe bei den Neuinfektionen derzeit ein exponentielles Wachstum, „das uns auf eine akute Notlage in unseren Krankenhäusern zulaufen lässt“, warnte die Kanzlerin.

Notwendig seien daher nun „vier Wochen lang Verzicht auf das, was das Leben schön macht“, es sei leider nicht mehr der Zeitpunkt, wo es ausreiche, bei den Schutzmaßnahmen „nur diese oder jene kleine Variante zu machen“. Sie habe mit den Ministerpräsidenten „lange abgewogen, ob es einen milderen Weg gibt, aber wir haben ihn nicht gesehen“, sagte die Kanzlerin.

„Es soll kein Weihnachten in Einsamkeit sein“

Merkel wollte sich nicht darauf festlegen, ob die neuen Einschränkungen Ende November tatsächlich auslaufen. „Wir werden politisch alles tun, damit es auf den November beschränkt bleibt“, sagte sie. Konkrete Voraussagen könne sie aber noch nicht machen. Mit Blick auf die Feiertage sagte sie: „Es wird ein Weihnachten unter Corona-Bedingungen sein, aber es soll kein Weihnachten in Einsamkeit sein.“

Ihr sei auch bewusst, dass Kultur und Gastronomie nun ein „Opfer für uns alle bringen“ müssten, sagte Merkel. Als Gegenleistung verwies sie auf die angekündigten Wirtschaftshilfen. Die Kanzlerin bekräftigte aber auch, dass nicht nur Geschäfte und Betriebe, sondern vor allem auch die Schulen und Kitas offen bleiben sollten.

Merkel teilte zudem mit, dass bislang rund 38.000 positiv auf das Virus getestete Bürger über die Corona-App ihre Kontaktpersonen gewarnt hätten. Allerdings hätten bislang nur 60 Prozent der positiv Getesteten von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Dies sei noch nicht genug: „Hier liegt eine große Aufgabe vor uns.“

Kanzleramtschef verteidigte die Corona-Auflagen

Im Vorfeld äußerte sich bereits Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) und verteidigte die Corona-Auflagen, die am Montag bundesweit in Kraft getreten sind. „Angesichts der rasant steigenden Fallzahlen und der damit verbundenen Sorge, dass unser ganzes Gesundheitssystem in Stress kommt und überlastet wird, ist es leider notwendig“, sagte Braun am Montagmorgen im RBB-Inforadio. „Das Ziel ist, dass wieder unter diese Marke von 50 kommen, wo dann die Gesundheitsämter wieder in der Lage sind, die Kontakte nachzuverfolgen. Das war ja genau das, was uns über den Sommer die Stabilität bei den Infektionszahlen ermöglicht hat.“

Braun: Deutscher Wirtschaft soll möglichst das Weihnachtsgeschäft und „uns die Weihnachtsfeier“ ermöglicht werden

Und deshalb werde man in zwei Wochen – also zur Halbzeit dieser Maßnahmen – wieder zusammenkommen und schauen, ob man auf einem guten Weg dorthin sei. „Geht es schnell in die richtige Richtung oder eben nicht und muss man eben mehr oder weniger Maßnahmen nach zwei Wochen nochmal erwägen?“ Weiter sagte Braun: „Unser erklärtes Ziel ist, dass wir Ende November die Maßnahmen in dieser Strenge beenden wollen. Es geht dabei ja auch darum, dass man der deutschen Wirtschaft das Weihnachtsgeschäft und uns allen sozusagen die Weihnachtsfeier auch im Kreise der Familie ermöglicht.“

Mitte des Monats wollen Bund und Länder eine Zwischenbilanz ziehen

Die bis Ende November geltenden neuen Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus sehen Kontaktbeschränkungen für private Treffen sowie Schließungen von Restaurants, Kneipen und Kultureinrichtungen vor. Mitte des Monats wollen Bund und Länder eine Zwischenbilanz ziehen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab am Montagmorgen weitere 12.097 verzeichnete positive Testergebnisse binnen eines Tages bekannt. (afp/dts)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion