Stadtwerke unter Druck – Bundesregierung prüft Hilfsanträge im Milliardenbereich

In Deutschland haben sich viele auf einen harten Winter eingestellt. Nicht nur Gaskunden kämpfen derzeit mit den hohen Energiepreisen. Auch viele Stadtwerke und kleine Energieunternehmen bangen um ihre Zukunft. Entspannung sei derzeit nicht in Sicht.
Energieversorger und Stadtwerke geraten zusehends unter Druck. Das Stromnetz kommt an seine Grenzen.
Strommasten und Kraftwerke in Lingen, Emsland. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times14. September 2022

Angesichts steigender Energiepreise haben zahlreiche Unternehmen im Bereich der Gas- und Energieversorgung finanzielle Unterstützung beim Bundeswirtschaftsministerium beantragt. Insgesamt bitten Unternehmen um Hilfen mit einem Umfang eines zweistelligen Milliardenbetrags. Das geht aus einem Dokument aus Regierungskreisen hervor, über welches das „Handelsblatt“ berichtet.

Hintergrund der Anträge ist ein 100 Milliarden Euro starkes Finanzierungsinstrument der Bundesregierung, um Unternehmen weiterhin den derzeit teuren Handel mit Energie zu ermöglichen. Die Bundesregierung leiht Unternehmen über die staatliche Förderbank KfW Geld in Form von Kreditlinien.

Stadtwerke rechnen mit Zahlungsausfällen bei jedem sechsten Kunden

Seit den extremen Preisausschlägen an den Energiebörsen beanspruchen nicht nur große Gashändler staatliche Hilfen. Auch zahlreiche Stadtwerke und kleine Endkundenversorger geraten in Zahlungsschwierigkeiten.

Beim Handel mit Strom und Gas müssen sie hohe Sicherheitszahlungen hinterlegen, die ähnlich funktionieren wie eine Kaution. Je höher die Marktpreise für Energie ausfallen, umso höher muss auch die Kaution sein. Die Versorger erhalten die Kaution zwar nach Abschluss des Geschäfts zurück, trotzdem müssen sie die enormen Summen erst einmal aufbringen. Diese übersteigen jedoch die kurzfristige Liquidität vieler Energieunternehmen. Hinzu kommt die Herausforderung, sich überhaupt noch Gas leisten zu können. Immer mehr Strom- und Gasversorger geraten deshalb in finanzielle Bedrängnis, die Ausmaße des Problems nehmen zu.

Nicht mehr bezahlbar wird das Gas auch für viele Kunden. Die Stadtwerke stellen sich bereits auf viele Zahlungsausfälle ihrer Kunden ein. „Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing. Viele Stadtwerke kalkulierten nun aber schon bis zu acht und einige bis zu 15 Prozent an Verlusten ein. Das entspricht etwa jedem sechsten Kunden und „das wird dann bedrohlich.“

Gasversorger kündigen Verträge von Privat- und Großkunden

Laut einem „Fokus“-Bericht hätten Energieversorger E-Optimum, Kehag und die Stadtwerke in Bad Säckingen, Bad Belzig, Leipzig und Osnabrück bereits Verträge mit Privatpersonen, Großkunden und ganzen Gemeinden gekündigt. Nun hoffen sie auf staatliche Unterstützungen.

Prekär wird es vor allem für Energieversorger, die mehr Gas kurzfristig und mit viel Risiko an den Börsen einkaufen. So hätten eine Reihe von Misskalkulationen die Stadtwerke Bad Säckingen an den Rand der Insolvenz getrieben. Auch die Stadtwerke Leipzig könnten ohne eine staatliche Finanzspritze ihre Einkäufe am Strommarkt kaum sichern. „Der Strompreis schwankte früher zwischen 15 und 30 Euro und dann musste man das auch absichern. Aber jetzt schwankt er halt zwischen 20 und 1.050 Euro. Das sind so extreme Summen, die alle Energieversorger, die an der Börse handeln, in Bedrängnis bringen“, erklärte Stadtwerke-Sprecher Frank Viereckl dem mdr.

Doch lässt die Not der Stadtwerke und Energieversorger sich nicht partout mit dem Russland-Ukraine-Krieg, den Sanktionen und ihren Folgen für den Energiemarkt rechtfertigen. So stürzte die Stadtwerke Bad Belzig GmbH bereits Ende 2021 mit einem Schuldenberg in den Konkurs. Der mittlerweile fristlos gekündigte Geschäftsführer Hüseyin Evelek soll hochriskante Geschäfte an der Energiebörse abgeschlossen und sich dabei schlichtweg verspekuliert haben. Darüber berichten mehrere Medien übereinstimmend.

Mit Blick auf die rasant steigenden Energiepreise sagt Henry Otto von der Unternehmensberatung PwC den Energieunternehmen und Stadtwerken jedoch eine düstere Zukunft voraus: „Alle werden nach und nach ein Liquiditätsproblem bekommen.“ (dl)

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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