Treffen in Bayern: Merkel weicht Frage nach Kanzlerkandidatur aus

Bei dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bayern stand vor allem die Frage zu ihrer Nachfolge im Vordergrund.
Epoch Times14. Juli 2020

Es gibt genau zwei Plakate bei der Abfahrt von Angela Merkel und Markus Söder vom Schiffsanleger am Chiemsee. Das eine davon ist etwas überraschend: „Frau Merkel Kanzlerin bis 2025 bitte“ steht darauf. Ein paar Meter daneben steht ein 90-Jähriger vor dem Plakat, auf dem etwas fehlerhaft „Markus Söder Kanzlerkanditat“ zu lesen ist.

Der Senior ruft zusammen mit seinem Sohn ganz ungeniert zu Söder rüber, er solle kommen und das Plakat unterschreiben. Söder wehrt ab, er habe schlechte Erfahrungen damit, auf Plakaten zu unterschreiben – „das gibt nur Ärger“. Als Merkel und Söder mit dem Raddampfer „Ludwig Fessler“ zur Herreninsel ablegen, stehen die Menschen am Ufer Spalier und applaudieren.

Keine Aussage auf Kanzlerkandidatur

Vor ein paar Wochen lud Söder Merkel in sein Kabinett ein, sie sagte direkt zu. Merkel will ihren Besuch in Bayern nicht als Hinweis auf ihre Präferenz in der Frage der Kanzlerkandidatur verstanden wissen.

In dieser Frage erlege sie sich „eine besondere Zurückhaltung“ auf, betonte Merkel. „Deshalb werde ich dazu in keiner Weise und in keinem Umfeld etwas kommentieren.“ Sie würde derartige Einladungen auch von anderen Ministerpräsidenten annehmen – „unabhängig davon, ob sie sich für den CDU-Vorsitz bewerben oder nicht“, sagte die Kanzlerin auf Nachfrage eines Journalisten.

Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein deutsches Regierungsoberhaupt Gast einer Sitzung der bayerischen Landesregierung sei, sagt Söder. Er sieht dies als ein „Zeichen des Wiederzusammenfindens“ der CSU und der Kanzlerin nach den harten Kämpfen in der Flüchtlingskrise.

Vor gerade einmal zwei Jahren stand sogar die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU vor dem Bruch, damals ging es um einen sogenannten Masterplan des damaligen CSU-Chefs Horst Seehofer zur Flüchtlingspolitik.

Ein „Symbol“ der Harmonie

Doch dass nun an dem Ort des Verfassungskonvents von 1948 – damals wurden auf Herrenchiemsee die Grundlagen des Grundgesetzes gelegt – laut Söder nur ein „Symbol“ der Harmonie zwischen CDU und CSU gesetzt werden soll, ist für die Schaulustigen am Chiemsee nicht das Hauptthema. Ihnen geht es um die Kanzlerkandidatur 2021 – wo Söder in allen Umfragen weit vorne steht.

Während Merkel gefragt wird, ob sie Söder für geeignet hält, wählt dieser eine neue Variation seines Satzes „mein Platz ist in Bayern“: Der 53-Jährige zeigt dabei mit beiden Zeigefingern auf den Boden der Herreninsel. Merkel ihrerseits bekräftigt ihre Haltung, sich nicht einmischen zu wollen. Sie habe sich eine „besondere Zurückhaltung“ auferlegt, sagt sie: „Ich kann nur sagen, Bayern hat einen guten Ministerpräsidenten.“

Mit seinem Kabinett und Merkel tagt Söder im prunkvollen Spiegelsaal des Schlosses Herrenchiemsee. Dieser ist 75 Meter lang und damit etwas größer als der aus dem Schloss Versailles, welches das Vorbild für das bayerische Schloss ist.

Als Kind wollte Merkel gar nicht in das Schloss hinein, wie sie den bayerischen Ministern erzählte. Sie war mit ihren Eltern, ihrem Bruder und der Oma 1961 als Siebenjährige auf der Herreninsel und wartete draußen, während die Erwachsenen das Schloss besichtigten. Ein paar Tage nach ihrer Rückkehr in die DDR, wo die Familie lebte, begann der Bau der Mauer. In ihrer Kindheit und Jugend habe sie Bayern nie wieder besuchen können – nun konnte sie den Besuch in aller Pracht nachholen. (afp/sua)



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