Weibliche Dienstgrade bei der Bundeswehr – Gleichberechtigung oder Genderwahn?

Weibliche Dienstgrade in der Bundeswehr – ein heiß diskutiertes Thema. Die Entscheidung rückt näher. Am 15. September werden entsprechende Genderpläne der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbaer (CDU) vorgelegt.
Titelbild
Männliche und weibliche Angehörige der Bundeswehr bereiten sich auf die Teilnahme an einem Festakt vor dem Reichstag vor, bei dem die neuen Rekruten am 12. November 2019 in Berlin ihren Diensteid ablegen.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 11. September 2020
Im Verteidigungsministerium wird laut einem Zeitungsbericht die Einführung weiblicher Dienstgraden in der Bundeswehr vorbereitet. Ressortchefin Annegret Kramp-Karrenbauer solle nächste Woche ein solcher Vorschlag vorgelegt werden, schreibt „Die Welt“.

Bislang wird den Bundeswehrdienstgraden die Anrede „Frau“ vorangestellt, wie etwa Frau Feldwebel, Frau Leutnant, usw. Künftig sollen aber laut den Plänen von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die Dienstgrade selber nach Geschlecht differenziert werden.

Laut einem Bericht der „Welt“ werde gerade die Einführung der weiblichen Dienstgrade vorbereitet. Frau Kramp-Karrenbauer bekomme am 15. September entsprechende Vorschläge zur Entscheidung vorgelegt. Dem Blatt liegen entsprechende Unterlagen vor, heißt es. Die Umsetzung der Pläne Kramp-Karrenbauers soll noch in dieser Legislaturperiode geschehen.

Herr Feldwebel und Frau Feldwebelin?

Kramp-Karrenbauer selber will sich der Zeitung zufolge aber noch nicht auf eine Einführung weiblicher Dienstgrade festlegen. Die Ministerin sei „mit Vorhaben zu diesem speziellen Punkt“ bislang nicht befasst gewesen, hieß es von einer Ministeriumssprecherin dem Blatt gegenüber. Generell sei die Gleichstellung von Frauen und Männern aber „durchgängiges Leitprinzip im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung“. Die sprachliche Gleichbehandlung sei dabei nur „eine von vielen Fragestellungen“.

Zukünftig soll dann aus der Bezeichnung aus Frau Oberstleutnant eine Frau Oberstleutnantin, aus Frau Major eine Frau Majorin und aus der Frau Brigadegeneral eine Frau Brigadegeneralin werden. Auch bei der Marine-Bezeichnung Bootsmann soll angesetzt werden. So wird die Frau Bootsmann zwar nicht zur Frau Bootsmannin, aber zur Frau Bootsfrau. Die entsprechende Bezeichnung im Heer ist Feldwebel. Bisher gab es einen Herr Feldwebel und eine Frau Feldwebel. Doch aus dieser soll den Plänen nach eine Frau Feldwebelin werden.

Interessanterweise fand die „Welt“ in einem früheren Artikel zur Genderdebatte in der Bundeswehr heraus, dass der Begriff Feldwebel ursprünglich ohnehin weiblich gewesen war: „Denn der Feldwebel ist eine Ableitung aus dem ‚Feldweibel‘. Im Mittelalter waren es die Frauen, die sich um die Belange der Truppe kümmerten.“ Erst später sei daraus der Feldwebel geworden. In der Schweiz gebe es den Dienstgrad Feldweibel immer noch, für Männer und Frauen. Pläne, dass die Schweizer Armee aus Protest der Männer daraus einen Feldweibler machen will, sind jedoch nicht bekannt.

Ein Leserkommentar zu dem Artikel setzte auch beim Feldwebel an: „… Der spießige Hauptfeldwebel (Spieß) war stets die Mutter der Kompanie und der Hauptmann der Vater dieser Einheit. Demnächst wird es also auch noch eine spießige Hauptfeldwebelin (Spießin) als Vater der Kompanie und eine Hauptfrau als Mutter der Kompanie geben. Das wird dann eine bunte Truppe sein, der Feind wird die Übersicht verlieren und die Flucht ergreifen!“

Frau Hauptmann wird nicht zur Hauptfrau

Zumindest im Punkt „Hauptmann“ gab es Entwarnung von den Genderspezialisten. Es gibt Ausnahmen von der neuen geplanten Regelung. So soll der Rang der Frau Oberst bleiben und nicht zur Frau Oberstin umgegendert werden.

Und auch die Frau Hauptmann bleibt den Plänen nach, was sie ist, Frau Hauptmann. Eine Änderung  zur Hauptfrau soll es nicht geben, vielleicht aufgrund der Verwechslungsgefahr mit dem gleichnamigen polygamen Begriff.

Zwangsgenderisierung?

Die neuen Regelungen sollen der Gleichberechtigung der Frauen bei der Bundeswehr dienen. Doch offenbar sind die Frauen in der Bundeswehr in ihrer Mehrheit nicht so glücklich mit den neuen Namen.

Zu Zeiten von Ursula von der Leyen als Verteidigungsministerin klärten ihre Berater sie auf, dass alle Befragungen in den Streitkräften ergeben hätten, dass die Mehrheit der Frauen in der Bundeswehr geschlechtsspezifische Dienstgrade ablehnen. Der Widerstand der Frauen ist auch heute nicht verstummt. Es gebe Briefe an das Ministerium und an die Wehrbeauftragte Eva Högl von der SPD. Demnach genüge die Anrede „Frau“ vor den Dienstgraden als Anforderung an die Gleichstellung. Vielmehr würden die Genderdienstgrade eine von oben verordnete Zurschaustellung des Andersseins sein. Dies schade der Integration von Frauen mehr als es nutze.

Offenbar sieht die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, das genauso. Sie sagte gegenüber der „Welt“: „Ich glaube aber, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.“

Eine direkt von den Genderplänen betroffene Frau ist Wiebke Hönicke, die in der Bundeswehr dient. Vor einigen Tagen schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite:

Ich bin Oberleutnant Wiebke Hönicke, stolz auf meinen Dienstgrad und die Uniform die ich jeden Tag zusammen mit meinen Kameraden trage. Die Uniform kennt keine Hautfarbe oder Geschlecht, jeder ist gleich, jeder ist Kamerad. Sie vereint uns, genauso wie der Dienstgrad, der für jeden der gleiche ist. Der einzige Unterschied ist das ‚Frau‘ oder ‚Herr‘ vor dem entsprechenden Dienstgrad. Die Bundeswehr lebt davon, dass wir Soldaten Kameradschaft und Einigkeit leben – zu jeder Zeit. (…)“

Sie fügte hinzu, dass Gleichberechtigung für sie nicht bedeute, Dienstgrade in Geschlechter zu unterscheiden, „sondern dass es um die gleichen Rechte und Pflichten geht“.

Auf ihrem Weg, sich gegen das Dienstgrad-Gendering einzusetzen erhalten die Bundeswehr-Frauen auch politischen Rückenwind, wie etwa von Holger Krestel, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP im Berliner Abgeordnetenhaus, der ein entsprechendes Posting teilte und mit „So ist es!“ kurz kommentierte:

Mit Material von afp



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