Japans Premierminister formuliert eine Politik der China-Distanz

Die Corona-Pandemie hat die Abhängigkeit der Nationen von China als Produktionsland aufgezeigt. Japan hat im Rahmen eines Konjunkturpaketes deswegen finanzielle Anreize gesetzt, um die Produktion von China zurück nach Japan zu verlagern. Auch in den USA gibt es ähnliche Überlegungen zur China-Distanz.
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Premierminister Shinzo Abe hält seine politische Rede vor dem Unterhaus des Parlaments.Foto: Getty Images | Tomohiro Ohsumi
Von 17. April 2020

Fehlt nur ein Bauteil aus China, kann die gesamte Produktion still stehen. Die Corona-Pandemie hat die globalen Lieferketten gestört. Deshalb schlug der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, vor, dass die US-Regierung US-Unternehmen dazu verhelfen könnte, von China in die USA zurückzukehren. Die Idee dahinter: Die USA könnten die gesamten Investitionskosten im Zusammenhang mit dem Umzug übernehmen, um die Abhängigkeit von der Fertigung in China zu reduzieren.

„Ich würde sagen, 100 Prozent Ausgaben sofort für Anlagen, Ausrüstungen, Strukturen des geistigen Eigentums, Renovierungen – mit anderen Worten, wenn wir zu 100 Prozent sofortige Aufwendungen hätten, würden wir die Umzugskosten amerikanischer Unternehmen von China zurück in die USA buchstäblich bezahlen“, sagte Kudlow am 9. April gegenüber Fox Business.

Auf seiner Liste steht der Punkt zur China-Distanz allerdings nicht ganz oben, sagte er zu dem Fox-Moderator Charles Payne. „Das ist nur ein wachstumsfördernder politischer Punkt. Ich möchte mich jetzt nicht für China entscheiden.“ Er betonte aber: „Wir möchten, dass mehr amerikanische Unternehmen nach Hause zurückkehren. Wir werden uns über einen gewissen Zeitraum damit befassen.“

Studie: Beschaffungsstrategien noch viel weiter überdenken

In der Zwischenzeit hat ein neuer Bericht festgestellt, dass die Pandemie den Prozess der Abwanderung von Unternehmen aus China wahrscheinlich beschleunigen wird. Der Trend der China-Distanz begann während des Handelskrieges zwischen den USA und China.

Das globale Beratungsunternehmen für Fertigung, Kearney, stellte in seinem kürzlich veröffentlichten Bericht fest, dass die USA 2019 weniger aus asiatischen Niedrigpreisländern importierten. Das sei eine „dramatische Umkehrung“ eines Fünfjahrestrends. Dieser Rückgang war fast ausschließlich auf einen Einbruch der Importe aus China zurückzuführen. Wahrscheinlich sei das eine direkte Folge der US-Zölle auf Milliarden chinesischer Waren während des Handelskrieges. Dabei verlagerten sich die US-Importe von China in andere, von Vietnam angeführte Billigländer in Asien, heißt es in dem Bericht.

Während die Entwicklungen in den Lieferketten im Jahr 2019 vom Handelskrieg beeinflusst wurden, werde die Pandemie im Jahr 2020 voraussichtlich eine noch größere Störung darstellen. Diese könnte dem Bericht zufolge dazu führen, dass Unternehmen „ihre Beschaffungsstrategien – in der Tat ihre gesamten Lieferketten – noch viel weiter (…) überdenken.“

Die Studie geht davon aus, „dass die Gefahr künftiger Krisen Unternehmen dazu zwingen wird, ihre globalen Lieferketten neu zu strukturieren“. Das erhöhe die „Widerstandsfähigkeit“ und senke „Risiken und Kosten“. „Widerstandsfähigkeit [ist] der Schlüssel für eine profitable Geschäftstätigkeit angesichts anhaltender Störungen“, heißt es weiter in dem Bericht.

Japan holt Unternehmen mit finanziellen Anreizen aus China zurück

Unterdessen hat Japan 220 Milliarden Yen seines Konjunkturpaketes für die Verlagerung der Produktion von China nach Japan in Form von Subventionen vorgesehen. Das Geld sei für „Maßnahmen der Lieferkette“, die inländische Investitionsprojekte fördern, heißt es in der Regierungsmitteilung. Der Betrag entspricht umgerechnet rund 2,2 Milliarden US-Dollar. Der Nachrichtenagentur

„Bloomberg“ berichtete darüber.

Weitere Unterstützung in Höhe von 23,5 Milliarden Yen hat Japan für „die Diversifizierung der Lieferkette in Übersee“ vorgesehen. Das betrifft jene Unternehmen, die ihre Produktion in andere Staaten als China verlagern wollen. Das Ganze ist eingebettet in ein Konjunkturprogramm zum Aufbau einer robusten Wirtschaftsstruktur von insgesamt 917,2 Milliarden Yen.

Infolge des Ausbruchs des KPCh- Virus* gingen im Februar die Importe aus China um fast die Hälfte zurück, wie das japanische Finanzministerium berichtete. Stillstände von Fabriken verursachten für japanische Hersteller einen Mangel an dringend benötigten Komponenten, unter anderem Autoteile. [*Anmerkung der Red.: Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, auch als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben]

China-Distanz geht über traditionelles „China plus eins“-Konzept hinaus

Als Reaktion auf das Maßnahmenpaket der japanischen Regierung zitierte „Bloomberg“ den Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian. Es hieß: Er hoffe, Japan werde „geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Weltwirtschaft so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Und dass die Lieferketten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden.“

Auf der Sitzung des Rates für künftige Investitionen am 5. März sagte Japans Premierminister Shinzo Abe, wie „Nikkei Asian Review“ (NAR) berichtete: Von den Produkten, deren Herstellung stark von einem einzigen Land abhängt, „sollten wir versuchen, Artikel mit hohem Mehrwert nach Japan zu verlagern“. Und weiter: „Und für alles andere sollten wir uns auf Länder wie die in ASEAN diversifizieren.“ ASEAN (Association of Southeast Asian Nations), ist eine internationale Organisation südostasiatischer Staaten mit Sitz in Jakarta. China ist kein Mitglied.

Die Teilnehmer der Sitzung forderten mehr als das traditionelle „China plus eins“-Konzept, was meint, dass Unternehmen zwecks Diversifikation einen Standort außerhalb Chinas hinzufügen. Abe habe eine Politik der China-Distanz „formuliert“ – eine „Abkehr von China“, schreibt „Asian Nikkei“.

Der Schritt geschah zeitgleich mit einer Verschiebung eines für Anfang April geplanten Staatsbesuches des chinesischen Staatschefs Xi Jinping, wie „Bloomberg“ berichtete. Der Besuch, der der erste seit einem Jahrzehnt gewesen wäre, wurde verschoben, ohne einen Ersatztermin bekannt zu geben.



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