Bill Gates: Pause für KI-Entwicklung nicht umsetzbar

Elon Musk und andere KI-Spezialisten warnen vor einer Technologieentwicklung, die „außer Kontrolle“ geraten könnte und fordern deren „sofortige“ Unterbrechung. Techmilliardär Bill Gates weist den Vorschlag zurück. Künstliche Intelligenz könne die Welt „gerechter machen“, glaubt er.
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Microsoft-Mitbegründer Bill Gates.Foto: LEON NEAL/POOL/AFP via Getty Images
Von 10. April 2023

Bill Gates hat sich dagegen ausgesprochen, die Entwicklung von hochkomplexer künstlicher Intelligenz (KI) zu pausieren. Damit reagierte der Microsoft-Mitbegründer zum ersten Mal öffentlich auf einen Vorschlag von Elon Musk und zahlreichen KI-Spezialisten.

In einem Interview mit „Reuters“ sagte Gates, die geforderte Entwicklungspause würde die „anstehenden Herausforderungen“ nicht lösen. Außerdem könne ein solcher Stopp weltweit nur schwer umgesetzt werden. Die Gründe für solch einen Schritt seien seiner Meinung nach unklar.

Initiative fordert sofortige Unterbrechung der KI-Forschung

Ende März hatte Musk einen Brief der gemeinnützigen Organisation Future of Life Institute unterschrieben. Darin äußern die Initiatoren und ihre Unterstützer die Sorge, dass sich die KI-Labore derzeit in einem „außer Kontrolle geratenen Wettlauf“ befänden, um „immer leistungsfähigere Denkmaschinen“ zu entwickeln und einzusetzen. Diese könnten von Menschen nicht vollständig verstanden und schon gar nicht zuverlässig kontrolliert werden.

Konkret fordern Musk und die zuletzt über 18.000 Unterzeichner, dass alle KI-Labore jegliches Training von Systemen, die leistungsfähiger sind als ChatGPT-4, für mindestens sechs Monate „sofort unterbrechen“. Zu den Unterstützern der Initiative gehören auch Apple-Mitbegründer Steve Wozniak und Ingenieure der US-amerikanischen Technologieunternehmen Meta und Google.

In dem Schreiben wird kein genereller Stopp der KI-Entwicklung gefordert, sondern ein Stopp der fortschrittlichsten Systeme. Es sei „lediglich eine Abkehr vom gefährlichen Wettlauf zu immer größeren, unvorhersehbaren ‚Black-Box-Modellen‘ mit immer neuen Fähigkeiten“.

„Katastrophale“ Auswirkungen für die Menschheit

Experten warnen, dass KI-Systeme mit ihrer dem Menschen überlegenen Intelligenz „tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft und die Menschheit“ darstellen könnten. Diese Systeme müssten deshalb sorgfältig geplant und gesteuert werden, um potenziell „katastrophale“ Auswirkungen auf die Welt und die Menschen zu vermeiden.

KI-Labore und unabhängige Forscher sollten das sechsmonatige Moratorium nutzen, um eine Reihe von Sicherheitsprotokollen für fortschrittliche KI-Designs zu entwickeln und umzusetzen, heißt es in dem Schreiben weiter. Damit soll gewährleistet werden, dass die Systeme „über jeden begründeten Zweifel hinaus sicher sind“.

Die Initiatoren weisen auch darauf hin, dass die Forschungsgemeinschaft bereits in anderen bedenklichen Technologien eine Pause eingelegt haben. Das sollte auch bei der Entwicklung der künstlichen Intelligenz möglich sein. Als Beispiele hierfür nannten sie das Klonen von Menschen, die gentechnischen Eingriffe in die menschliche Keimbahn, sowie funktionserweiternde Experimente (Gain-of-function).

Bill Gates: Entwicklungspause nicht umsetzbar

In seinem Interview mit „Reuters“ wies Bill Gates die Idee einer Entwicklungspause zurück und schlug eine andere Vorgehensweise vor: Man könne die Risiken der künstlichen Intelligenz angehen, indem man diese identifiziert und an Möglichkeiten arbeitet, diese zu mindern. Wie das konkret gelingen kann, darauf ging Gates nicht ein.

Eine Entwicklungspause jedenfalls hält der 67-Jährige für nicht umsetzbar: „Ich verstehe nicht wirklich, wer aufhören könnte und ob jedes Land der Welt zustimmen würde, aufzuhören, und warum“. Es gebe viele verschiedene Meinungen in diesem Bereich, fügte der Unternehmer hinzu.

Gates seinerseits sieht in der KI-Technologie große Potenziale. „Die Entwicklung von KI ist so grundlegend wie die Erfindung des Mikroprozessors, des Computers, des Internets und des Mobiltelefons“, schrieb er in einem Blogbeitrag. Die KI werde die Art und Weise verändern, „wie Menschen arbeiten, lernen, reisen, sich medizinisch versorgen lassen und miteinander kommunizieren“.

Microsoft steht an der Spitze der KI-Entwicklung und hat Milliarden in das US-Unternehmen OpenAI investiert, dem Erfinder von ChatGPT und dessen neuster Version GPT-4.

Bill Gates geht davon aus, dass die künstliche Intelligenz möglicherweise „einige der schlimmsten Ungerechtigkeiten auf der Welt“ reduzieren könne. Als Beispiel nannte er Kinder in Ländern der Dritten Welt, die an vermeidbaren Ursachen wie Durchfall oder Malaria sterben. Auch im Hinblick auf den Klimawandel glaubt er, dass „KI die Welt gerechter machen kann“. Inwiefern „gerechter“, bleibt unklar.

KI könnte außer Kontrolle geraten

Gates nannte zwar nicht die „heiklen Bereiche“, die er für eine genauere Risikoprüfung im Sinn hatte. Er merkte aber in einem kürzlich erschienenen Blogbeitrag an, dass „die Möglichkeit besteht, dass die KI außer Kontrolle gerät“ und den Menschen als Bedrohung ansehe.

Der Microsoft-Mitbegründer räumte auch die Möglichkeit ein, dass superintelligente oder „starke“ KI in Zukunft ihre Ziele so setzen könnten, dass sie den Interessen der Menschheit zuwiderlaufen.

Eliezer Yudkowsky, ein führender Forscher auf diesem Gebiet, ging noch einen Schritt weiter und erklärte, dass superintelligente Systeme die Zivilisation „auslöschen“ könnten.

In einem Kommentar im „Time Magazine“ schreibt Yudkowsky: „Viele Forscher, die sich mit diesen Themen befassen, darunter auch ich, gehen davon aus, dass das wahrscheinlichste Ergebnis der Entwicklung einer übermenschlich intelligenten KI unter den gegenwärtigen Umständen darin besteht, dass buchstäblich jeder auf der Erde sterben wird.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Bill Gates Opposes Pausing AI Development, Reveals Different Plan (redaktionelle Bearbeitung dl)



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