Entgegen dem bisherigen Trend – Arktisches Eis wächst um sieben Gigatonnen an einem Tag

Obwohl in der Arktis noch Sommer ist, hat die Oberflächenmasse des Eisschilds vor Grönland zugenommen. Zudem soll erstmals seit 2007 die Schiffsroute entlang der russischen Arktisküste nicht eisfrei sein. Ob dies eine kurzfristige Erscheinung darstellt oder tatsächlich den Beginn einer Trendwende, ist noch ungewiss.
Arktisches Eis wächst um sieben Gigatonnen an einem Tag
Eisberge am Nordpol in Grönland. Symbolbild.Foto: iStock
Von 11. September 2022

Experten zufolge ist eines der untrüglichsten Anzeichen für eine krisenhafte Eskalation von Klimaveränderungen, dass ein globaler Temperaturanstieg ein unaufhaltsames Abschmelzen der Pole begünstigt. Vor allem die arktische Eisdecke soll dabei immer mehr an Eis verlieren.

Neueste Daten des „Polar Portals“ weisen derzeit in der nördlichen Polarregion jedoch einen Zuwachs an Eis aus – obwohl auch dort derzeit Sommer ist. Grönlands Eisdecke soll demnach um sieben Gigatonnen (Milliarden Tonnen) zugelegt haben – und das an nur einem Tag. Newsaggregator Disclose.tv spricht in diesem Zusammenhang vom „bisher größten Tageszuwachs in einem Sommermonat“.

Cap Allon, der auf der Plattform „Electroverse“ klimatische Veränderungen dokumentiert, sieht in der Beobachtung eine mögliche Bruchstelle im herrschendem Klima-Narrativ – ähnlich der jüngst zu beobachtenden Erholung der Korallenbestände am australischen Great Barrier Reef.

Auch das US-amerikanische National Snow and Ice Data Centre (NSIDC) teilte mit, dass die sogenannte Eurasienroute entlang der russischen Arktisküste im kommenden Winter möglicherweise zum ersten Mal seit dem Jahr 2007 nicht eisfrei sein werde.

Eis-Gesamtausdehnung auf dem Level von 2008 und 2013

Ob die Entwicklung eine kurzfristige Erscheinung darstellt oder tatsächlich den Beginn einer Trendwende, nachdem auch im September seit Anfang der 1980er insgesamt über die Jahre ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen war, ist ungewiss. Forschungseinrichtungen warnen vor verfrühten Schlussfolgerungen.

Wie das NSIDC erläutert, lag die arktische Meereisausdehnung am 16. August bei 6,11 Millionen Quadratkilometern. Dies habe in etwa jener Gesamtausdehnung entsprochen, die 2008 und 2013 zu dieser Jahreszeit zu beobachten gewesen sei – und höher als in allen anderen Jahren seit 2007, mit Ausnahme von 2009 und 2014.

Während die Eisgrenze in der nördlichen Barents- und Karasee Anfang August relativ stabil geblieben sei, habe es sich in der nördlichen Tschuktschensee, in der Ostsibirischen See nordwestlich der Neusibirischen Inseln und in den Kanälen des Kanadischen Arktischen Archipels größtenteils zurückgezogen.

Dem stand eine regionale Ausdehnung in der Barents-, Kara- und Laptewsee sowie im nördlichen Teil der Tschuktschensee gegenüber, die unter dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 geblieben sei.

Oberflächen-Massenbilanz muss von Gesamtbilanz unterschieden werden

Auch das „Polar Portal“ warnt vor voreiligen Schlüssen aus den Sommer-Grafiken, die der Dienst jüngst veröffentlicht hatte. Insbesondere sei die dort dargestellte Oberflächen-Massenbilanz des grönländischen Eisschilds nicht mit der Gesamtmassenbilanz des arktischen Eisschilds insgesamt gleichzusetzen.

An der Oberfläche werde lediglich die Differenz zwischen Schneefall und Abfluss gemessen, die immer positiv sei, da nicht der gesamte gefallene Schnee vom Eisschild wieder abfließe. Die Gesamtmassenbilanz von Gesamtgewinn und -verlust der Eiskappe umfasse demgegenüber auch jene Masse, die verloren gehe, wenn Gletscher von Eisbergen abkalben, das Schmelzen von Gletscherzungen bei Berührung mit warmem Meerwasser oder Reibungs- und andere Effekte am Boden des Eisschilds auftreten.

Obwohl das Meereis insgesamt umfangreicher sei als in den letzten Sommern, sei die Eisdecke in der Beaufortsee, im nördlichen Teil der Tschuktschensee und in der Ostsibirischen See diffus. Außerdem sei 2021/22 bereits ein vergleichsweise gutes Jahr für den grönländischen Eisschild gewesen, das aber dennoch mit einem Eisverlust endete, hieß es durch die dänische Forschergruppe hinter dem „Polar Portal“ auf Twitter.

„Wenn es über Nordamerika (wie 2021) oder Europa (wie 2022) warm ist, ist es in Grönland aufgrund des mäandernden Jetstreams eher kühl.“

Da sich der Sommer dem Ende zuneige, beginne auch die Eisoberfläche im zentralen Arktischen Ozean wieder aufzutauen. Der verbleibende Verlust an Meereis werde weitgehend durch das Schmelzen innerhalb der Randzone des Eises durch die im Ozean gespeicherte Wärme bestimmt. Das ozeanbedingte Schmelzen könne noch einige Wochen andauern, auch Regionen mit geringer Eiskonzentration könnten immer noch abschmelzen. Zudem könnten Windmuster das Eis in einigen Regionen verdichten und in anderen ausbreiten.



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