Ende einer Ära: Wetterbeobachtung auf dem Brocken wird automatisiert

Seit 180 Jahren beobachteten Menschen auf dem Brocken das Wetter und lieferten wichtige Daten für den Deutschen Wetterdienst. Mit Beginn des neuen Jahres übernimmt die Technik fast alle Aufgaben, nur wo es Probleme gibt, soll der Mensch noch aushelfen.
Titelbild
Wind und starke Reifbildung haben auf dem Brocken im Harz eine winterliche "Skulptur" geformt.Foto: Matthias Bein/dpa
Epoch Times2. Januar 2020

Dass das Wetter zuweilen „ungemütlich“ sein kann, ist vermutlich eine Untertreibung. Bei Windgeschwindigkeiten jenseits von 200 Kilometer pro Stunde oder Meter hohem Schnee sind die Wetterbeobachter des Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht zu beneiden. Doch ohne solide Datengrundlage könnten Meteorologen keinen Wetterbericht erstellen.

Auch die Wetterbeobachtung auf dem Brocken hat Tradition. Auf dem höchsten Gipfel im Harz haben Menschen seit 1836 Daten über das Wetter gesammelt, darunter Niederschlagsmengen, Temperatur und Windgeschwindigkeiten ebenso wie Sonnenscheindauer, Sichtweite, Schneehöhe oder die Radioaktivität. Einen Teil dieser Aufgaben übernimmt seit diesem Jahr die Technik.

„Der wichtigste Mann an der Front“

Bereits seit 2014 technisiert der Deutsche Wetterdienst die Wetterbeobachtung. Wurde zunächst nur die Messstation auf dem Feldberg im Schwarzwald umgestellt, folgten in den letzten Jahren die Zugspitze und der Fichtelberg. Dieses Jahr wird neben dem Brocken auch die Wetterbeobachtung auf der Wasserkuppe in der Rhön automatisiert, berichtet „n-tv“. Insgesamt arbeiten bereits 160 der 182 hauptamtlichen Wetterstationen vollautomatisch.

Betroffen von dieser Umstellung sind vor allem die Wetterbeobachter vor Ort, Marc Kinkeldey ist einer von ihnen. Er leitete seit 2001 die Wetterstation auf dem Brocken. Über seinen Beruf sagte er: „Der Wetterbeobachter ist der wichtigste Mann an der Front. Er sammelt sämtliche Daten. Die Meteorologen erstellen die Vorhersagen.“

Doch auch Kinkeldey weiß, was es heißt, seinen Pflichten bei Wind und Wetter nachzukommen. 100 Stufen sind es bis auf das Dach der Wetterwarte, wo er und seine Kollegen anfangs dreimal am Tag, später jede halbe Stunde die Wetterdaten erfasste. 200 Tage im Jahr herrscht hier Sturm, die Hälfte davon unter Orkanbedingungen mit Windgeschwindigkeiten über 120 km/h.

30-Stunden-Schicht bei Wind und Wetter

Auch als 2007 „Friederike“ über Deutschland tobte, war Kinkeldey auf dem Brocken und maß seine bis dato höchste Windgeschwindigkeit: 205 Kilometer pro Stunde. Aufgrund der extremen Wetterbedingungen verlängerte sich seine ursprüngliche Schicht von 12 auf 30 Stunden – umgestürzte Bäume verhinderten jedes Vorankommen auf dem Brocken.

Doch der Harz kann auch anders: Im Winter „2005/06 hatten wir knapp drei Meter Schnee“, weiß Kinkeldey zu berichten. Dann fügt er hinzu: „Auch die letzten zwei Winter hatten wir um die zwei Meter.“

Derartige Marathon-Schichten gehören dank der neuen Technik vermutlich der Vergangenheit an. Doch so ganz ohne Menschen kommt die Wetterstation dann doch nicht aus. Noch gäbe es technische Probleme bei „Schneehöhensensor und […] Niederschlagssammler in der Bergversion“, so „n-tv“. Außerdem wird auch Marc Kinkeldey nicht gänzlich vom Brocken verbannt, er wird weiterhin in den Harz zurückkehren, um die Radioaktivität zu messen. (ts)



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