Amazonas-Waldbrände: Wie die Feuer politisch instrumentalisiert werden
Die Serie von Waldbränden, die seit etwa drei Wochen das Amazonas-Gebiet heimsucht, bewegt auch in Europa Politik und Medien. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Bränden in Brasilien, wo – wie „Fox News“ berichtet – ein Schwerpunkt der derzeitigen Brandserie liegt.
Bis dato hat Brasiliens Beobachtungsstelle im Jahr 2019 mehr als 41 000 Feuer in der Amazonas-Region registriert. Die Hälfte davon sei allein im bisherigen Verlauf des Augusts aufgetreten. Die Brände werden begleitet von heftigen Kampagnen in traditionellen und sozialen Medien, gefälschte Bilder und Memes, die maximale Emotionalisierung bewirken sollen, machen ebenso die Runde wie teils veraltete Karten.
Äußerungen von Politikern nähren die Spekulationen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte bereits im Juni angekündigt, den Freihandelsvertrag zwischen der EU und dem Mercosur nicht unterschreiben zu wollen, sollte Brasilien wie zuvor schon die USA das Pariser Klimaabkommen verlassen.
Im Umfeld des G7-Gipfels legte Macron noch einmal nach und beschuldigte Bolsonaro am Freitag (23.8.), ihn bezüglich seines Bekenntnisses zur schonenden Bewirtschaftung der Amazonas-Regenwälder „belogen“ zu haben. Bolsonaro erklärte daraufhin: „Wenn er [Macron] mich anruft, werde ich antworten. Ich habe außerordentlich gute Manieren, auch wenn er mich einen ‚Lügner‘ genannt hat.“
„Diese Leute vermissen ihr Geld“
Beobachter halten Macrons Aussagen vorrangig für ein Signal an seine linke Wählerschaft, die nicht zuletzt aus dem Umfeld weltweit aktiver NGOs stammt, die bereits seit langem für eine Beschränkung nationaler Souveränitätsrechte zu Gunsten supranationaler Organisationen eintreten – insbesondere um umwelt- und klimapolitische Ziele zu verfolgen.
Bolsonaro hatte seinerseits durch Mutmaßungen aufhorchen lassen, wonach es auch möglich wäre, dass Waldbrände aus den Reihen der NGOs selbst gelegt worden sein könnten – um auf die Streichung von Regierungsmitteln durch seine Regierung Anfang des Jahres aufmerksam zu machen oder gar internationale Sanktionen gegen Brasilien zu provozieren. „Verbrechen existiert“, erklärte Bolsonaro in einer Facebook-Liveübertragung, „und diese Leute vermissen ihr Geld“.
Dass europäische Länder in „neokolonialistischer“ Weise versuchten, Brasiliens Innenpolitik zu beeinflussen, zeige sich zudem an der Entscheidung Deutschlands und Norwegens, ihre Finanzierung von Projekten zur Bekämpfung der Entwaldung zu beenden, weil Bolsonaro diese Projekten zukommen lassen wollte, die in stärkerer Weise den Ausgleich mit der Land- und Weidewirtschaft suchen. Dies ging vor allem zu Lasten europäischer NGOs mit ökologistischer Ausrichtung.
In sozialen Medien ergehen sich nun linke Klima-Ideologen auf der einen und globalismuskritische Blogger auf der anderen Seite in umfangreichen Spekulationen. Diese reichten von organisierten Feuersbrünsten durch landwirtschaftliche Lobbyisten bis hin zur Theorie reichten, ausgerechnet US-amerikanische Rüstungskonzerne würden von ihnen entwickelte, satellitengestützte Strahlenwaffen zur Anwendung bringen, um „geometrisch angelegte“ Brände zu entfachen – mit dem Ziel, eine militärische Intervention zu provozieren.
Radikale Ökologisten von links und rechts riefen zu Boykottmaßnahmen gegen Brasilien auf, Grünen-Politiker Anton Hofreiter forderte, das EU-Mercosur-Abkommen zu stoppen.
Bolivien steht vor ähnlicher Situation – unter einem linken Präsidenten
Mittlerweile hat Bolsonaro am Freitag 44 000 Soldaten der Armee in die betroffenen Regionen entsandt, um die Feuer zu bekämpfen und allfällige illegale Aktivitäten zu unterbinden. Dazu haben Länder wie die USA, Israel, Großbritannien und Japan konkrete Unterstützung vor Ort zugesagt. Der G7-Gipfel einigte sich auf „technische und finanzielle Mechanismen“, um die Brände zu bekämpfen und die Beseitigung ihrer Folgen zu unterstützen.
Einige Umstände werfen jedoch tatsächlich Fragen rund um das nunmehrige besonders intensive Interesse an den Bränden in Brasilien auf. Dazu gehört beispielsweise, warum dieses die Aufmerksamkeit für Waldbrandserien in benachbarten Ländern der Amazonas-Region dermaßen in den Schatten stellt, wie es etwa mit Blick auf Bolivien der Fall ist.
Wie „Latinapress“ berichtet, ist dort in den vergangenen Wochen fast eine Million Hektar Land zerstört worden. Dabei seien auch geschützte Gebiete wie der Park Noel Kempff, das Tucabaca-Tal oder der Chiquitano-Trockenwald gefährdet. Forstfachleuten zufolge werde es „mehr als 200 Jahre dauern, um das Land und die natürlichen Ressourcen wiederzugewinnen“. Bolivien wird seit Januar 2006 vom ökosozialistischen Präsidenten Evo Morales regiert.
Zudem werden zurzeit zahlreiche Länder und Regionen von zum Teil verheerenden Waldbränden heimgesucht, von Indonesien über europäische Länder wie Griechenland, Spanien, Türkei, Frankreich oder Russland (Schwerpunkt: Sibirien) bis hin zu Afrika. Dort hatte der Wetterdienst Weather Source am Wochenende in nur 48 Stunden 6902 Feuer in Angola registriert und 3395 in der Demokratischen Republik Kongo – während es in Brasilien im gleichen Zeitraum lediglich 2127 waren.
In den meisten Fällen handelte es sich um kontrollierte Brände, um Anbauflächen für Getreide zu schaffen. Auch in Brasilien ist dies häufig der Fall. Der Fokus europäischer Politiker und auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Papst Franziskus begründen ihr besonderes Interesse an Brasiliens Regenwald daran, dass dieser angeblich die „grüne Lunge des Planeten“ wäre und ein zu großer Verlust an Waldflächen den Klimawandel verstärken könne.
NASA-Aufzeichnungen: Im August und September brennt es am Amazonas regelmäßig
Allerdings haben Brasiliens Regierung inklusive der seit Anfang des Jahres im Amt befindlichen Administration Bolsonaro zunehmend Sorge getragen, dass Flächen, die von Farmern zur Gewinnung von Weideflächen genutzt werden, in annähernd gleichem Ausmaß wiederaufgeforstete Flächen gegenüberstehen. Urwälder im eigentlichen Sinne sind Experten zufolge für die Land- und Forstwirtschaft kaum noch interessant. Allerdings habe es in diesem Jahr bislang auch einen deutlichen Anstieg bei der Entwaldung gegeben.
Wie NASA-Aufzeichnungen der Jahre seit 2000 zeigen, ist die Zeit von August bis Oktober in jedem Jahr Schauplatz einer Vielzahl an Bränden – in der Amazonasregion, aber auch anderen Gebieten, die auch jetzt wieder betroffen sind.
„Auf der Erde brennt immer irgendetwas“, heißt es auf der Seite. Waldbrände können absichtlich oder versehentlich ausgelöst werden, kontrollierte Brände dienen im Allgemeinen der Gewinnung und Pflege von Farmland. Sie können auch totes Unterholz beseitigen und auf diese Weise helfen, das Ökosystem zu stärken – etwa in borealen Wäldern oder auf Grasland.
Auch die Zahl der registrierten Brände in Brasilien ist 2019 nicht annähernd so hoch wie sie vor allem im Schnitt der 2000er Jahre war. Von daher scheint der Argwohn nicht völlig von der Hand zu weisen zu sein, wonach die derzeitigen Brände instrumentalisiert werden sollen, um den konservativen Präsidenten Bolsonaro zu diskreditieren, der sich gegen eine ökosozialistische Umgestaltung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft sperrt.
Eine breite und auch von Regierungschefs gestützte Kampagne gegen Brasiliens Politik im Amazonasgebiet hatte es jedenfalls weder in der Amtszeit des Club-of-Rome-Mitglieds Fernando Henrique Cardoso noch in jenen der marxistischen Präsidenten Lula da Silva oder Dilma Rousseff gegeben, obwohl die Intensität der Brände damals deutlich höher war.
Eine 1997 vom WWF initiierte Kampagne, wonach die NGO vor dem Hintergrund von Waldbränden in der Amazonasregion und in Indonesien einen „globalen Katastrophenalarm“ ausrief und unter anderem eine „internationale Behörde zur Aufsicht über die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen“ und internationale „Grünhelm-Aktionen“ vorschlug, um bei Brandkatastrophen als globale Feuerwehr einzugreifen, blieb ohne große Resonanz.
Öko-Terrorismus würde sich eher gegen Menschen als gegen die Fauna richten
Gleichzeitig ist es auch wenig wahrscheinlich, dass tatsächlich „False Flags“ von NGOs hinter den Bränden stecken. Bolsonaro dürfte sich bei seiner Mutmaßung auf den 2005 erschienenen Bestseller „Welt in Angst“ von Michael Crichton bezogen haben. Darin wird der Plan einer extremistischen Ökogruppe geschildert, durch koordinierte Terrorakte einen Tsunami auszulösen und auf diese Weise den Eindruck zu erwecken, der Klimawandel sei die Ursache und es bedürfe radikaler Maßnahmen.
Waldbrände als Mittel des Terrorismus sollen in einigen Fällen weltweiter Katastrophen durchaus eine Rolle gespielt haben. Bereits 2012 hat die radikal-islamische Terrororganisation Al-Kaida in ihrem Magazin „Inspire“ die Herbeiführung von Waldbränden in westlichen Ländern als einen möglichen Weg zur „Lone-Wolf“-Kriegsführung angesprochen.
In den Jahre 2010 und 2016 standen Meldungen im Raum, wonach palästinensische Terroristen im Rahmen einer „Feuer-Intifada“ Waldbrände in Israel bewusst herbeigeführt oder verstärkt haben sollen. Während radikale Islamisten und Antisemiten in aller Welt die Brandkatastrophe frenetisch bejubelten, ergaben sich jedoch nur wenige belastbare Hinweise auf eine tatsächliche Beteiligung terroristischer Gruppen.
Ähnlich ist die Situation in der Türkei gelagert, wo auch jüngst wieder regierungsnahe Zeitungen die terroristische PKK beschuldigten, Brände als Mittel des asymmetrischen Kriegsführung gegen den türkischen Staat zu nutzen. Der Recherchedienst Bellingcat hatte 2018 in einer Analyse erklärt, dass bewaffnete Auseinandersetzungen wie jene in den Kurdenregionen des iranisch-irakischen Grenzgebietes tatsächlich Feuersbrünste begünstigten.
Dass auch in westlichen Ländern Ökoterrorismus auf dem Vormarsch sein könnte, dafür zeigen sich ebenfalls Anzeichen. So haben militante ökofaschistische Gruppen wie die Earth Liberation Front bereits in den 1990er Jahren Anschläge begangen, die neben Sprengstoff und Vandalismus auch Brandstiftung beinhalteten.
Allerdings stellen Waldflächen wie im Regenwald keine typischen Anschlagsziele dar. Wenn Ökoterroristen bislang Wald- und Weideflächen ins Visier nahmen, dann beispielsweise in Form von Mordanschlägen auf Jäger, Förster oder Wildhüter, der Zerstörung von Anbauflächen für genetisch modifizierte Organismen oder Anschlägen auf Wohnungsprojekte. Ein häufiges Ziel ökoterroristischer Angriffe sind zudem Pipelines.
Dass Öko-Extremisten in ihrer Verzweiflung über entgangene Fördermittel nun auch den Amazonas-Regenwald und damit ein wichtiges Ziel ideologischer Projektionen westlicher Ökologisten ins Visier nehmen könnten, würde eigentlich ihrer Logik widersprechen. Immerhin würden Fauna und Flora der Region in den betroffenen Regionen dadurch stärker zu Schaden kommen als Menschen – was dem biozentrischen Weltbild der Ökologisten diametral entgegenlaufen würde.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion