Auf und Ab des Goldpreises – Wohin bewegt sich Gold langfristig?

Gold ist für viele Menschen eine krisenfeste und sichere Investition. Wenn der Goldpreis im Moment auch sehr schwankend ist, erwarten Analysten langfristig einen Aufwärtstrend. Die Rezession feuert den Preisanstieg an.
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Im Moment hängt der Preisanstieg für Gold an der Zinswende.Foto: iStock
Von 22. Juli 2023

Die Weltwirtschaft steckt in einer handfesten Krise und kommt nur schwer voran: Gerade die seit dem Krieg gegen die Ukraine anhaltende hohe Teuerung bremst die Wirtschaft des Westens. Wachstum ist für dieses Jahr kaum in Sicht. Im Juni haben mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr für Deutschland herunterkorrigiert. Die Experten erwarten für das laufende Jahr einen Rückgang. In anderen westlichen Ländern ist die Situation nicht anders.

Im Mai kurz vor Allzeithoch

Schlechte Wirtschaftserwartungen lassen den Goldpreis nach oben schnellen. Das war im Mai dieses Jahres so. Wachsende Rezessionsängste in den USA ließen den Preis damals in Richtung Rekordhoch ansteigen. An der Londoner Börse wurde das Edelmetall zeitweilig für 2.031 Dollar (1.825 Euro) gehandelt. Damit stand Gold nur kurz vor dem bisherigen Allzeithoch aus dem Sommer 2020, als man 2.075 Dollar (1.865 Euro) für eine Feinunze bezahlen musste.

Wesentlicher Treiber für die steigende Goldnachfrage waren seit Jahresanfang die Kursentwicklung am Devisenmarkt. Aufgrund der damals schlechten US-Konjunkturdaten und den besorgniserregenden Entwicklungen am US-Bankenmarkt, nach der Pleite mehrerer Regionalbanken zu Jahresbeginn, ist der Wert des Dollars in den letzten Monaten gefallen. Das hatte zur Folge, dass das in Dollar gehandelte Gold auf dem Weltmarkt billiger wurde – was die Nachfrage nach dem Edelmetall verstärkte.

Steigende Zinsen sind für Goldpreise Gift

Im Juni folgte dann eine Talfahrt. Zwischenzeitlich sackte das Edelmetall auf 1.939 Dollar (1.742 Euro) ab. Grund für den Abwärtstrend waren die starken Wirtschaftsdaten aus den USA. Trotz starker Zinsanhebung war die Wirtschaft stärker gewachsen als erwartet. In den ersten drei Monaten war die Wirtschaft um zwei Prozent gewachsen – für das zweite Quartal erwarteten Experten eine ähnlich stärke Entwicklung. Wie das Fachmagazin „Der Aktionär“ schreibt, sei vor allem der robuste Arbeitsmarkt verantwortlich für die positiven Zahlen.

Inzwischen konnte sich der Goldpreis wieder erholen, bleibt aber trotzdem volatil, also sprunghaft und schwankend. Aktuell muss man für eine Feinunze 1.961 Dollar (1.762 Euro) bezahlen. Eine Prognose abzugeben, in welche Richtung sich der Goldpreis in Zukunft entwickeln wird, ist schwierig. Noch reagiert der Kurs sehr stark auf makroökonomische Impulse.

Investoren, die auf steigende Goldpreise hoffen, schauen deshalb sehr gespannt auf die Federal Reserve (Fed), die US-Notenbank. Diese hat seit März vergangenen Jahres die Zinsen bisher zehnmal angehoben. Steigende Zinsen sind für Gold Gift. Das Edelmetall bietet zwar eine gewisse Wertstabilität, wirft aber keine Zinsen ab. Steigen die Zinsen, entscheiden sich Anleger, die ihr Geld sicher investieren möchten, statt des Golds oft lieber für Staatsanleihen. Gold verliert dann an Attraktivität und sinkt im Wert.

Der Blick der Investoren, die nun auf einen Anstieg des Goldpreises hoffen, schauen nun sehr genau auf die US-Notenbank und ihre Zinspolitik. Diese wird in der nächsten Woche tagen. Nach der Zinspause Mitte Juni erwartet man nun allerdings wieder eine Zinserhöhung. Eine entsprechende Leitzinserhöhung wurde schon Anfang Juli signalisiert. So schreibt das „Handelsblatt“, dass „fast alle“ Mitglieder im geldpolitischen Ausschuss weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr erwarten.

Auch Fed-Chef Jerome Powell hatte im Juni bei einer Anhörung im US-Kongress davon gesprochen, dass der Kampf gegen die hartnäckige Inflation noch nicht vorbei sei. „Meine Kollegen und ich wissen um die Härte, die eine hohe Inflation mit sich bringt. Und wir sind weiterhin fest entschlossen, die Inflation wieder auf unser Ziel von 2% zu senken“, sagte Powell.

Der Fed-Chef sagte weiter, am Anfang des Zinserhöhungszyklus sei Geschwindigkeit wichtig gewesen. Dies sei jetzt aber nicht mehr so stark der Fall. Es sei womöglich sinnvoll, die Zinsen weiter zu erhöhen – dies allerdings in einem moderateren Tempo. Die Fed sei dabei, das Tempo zu drosseln, wie man ein Auto langsamer fahre, wenn man sich dem Ziel nähere, ergänzte Powell.

Zinswende erst 2024

Solange die Fed sich nicht von ihrer straffen Geldpolitik verabschiedet, wird es keinen Aufwärtstrend beim Gold geben. Die Devisenanalystin der Commerzbank, Thu Lan Nguyen, sieht den Goldpreis auch weiterhin unter Druck. Der weiterhin robuste Arbeitsmarkt in den USA könnte im Juli eine stärkere Zinserhöhung der Fed erforderlich machen, schreibt sie in einer Analyse auf dem Börsenportal „Societe Generale“.

Eine Zinswende erwartet die Analystin erst im zweiten Quartal 2024. „Wir gehen davon aus, dass Gold in den kommenden Monaten mehr oder weniger seitwärts um 1.950 US-Dollar tendieren wird“, schreibt sie in der Analyse.

Weitaus optimistischer sieht die Goldpreisentwicklung UBS-Rohstoffanalyst Giovanni Staunovo. Im Mai prognostizierte er gegenüber dem „Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) steigende Goldpreise bis Ende des Jahres. „Wir erwarten, dass der Goldpreis bis Ende Jahr Richtung 2.100 Dollar pro Feinunze ansteigt. Im Frühjahr nächsten Jahres sehen wir ihn bei etwa 2.200 Dollar“, so Staunovo.

Gold könnte auf 4.800 Dollar steigen

Dass der Goldpreis dauerhaft so volatil bleibt wie im Moment, damit rechnen Experten nicht. Auf lange Sicht hat er Aufwärtspotential. Schnell könnte es mit dem Goldpreis weiter nach oben gehen. Das sehen zumindest die Autoren des „In Gold We Trust“-Reports so. Am Ende des Jahrzehnts sehen sie den Goldpreis bei 4.800 Dollar. Vorausgesetzt, dass die Weltwirtschaft langfristig in eine Rezession abgleitet.

Nicht nur Privatanleger investierten in den letzten Monaten in Gold. Wie der Report weiter ausführt, haben die Zentralbanken im letzten Jahr 1.136 Tonnen Gold gekauft. Dieser Trend hat sich auch in diesem Jahr fortgesetzt. So haben im ersten Quartal 2023 Singapur 63 Tonnen, China 58 Tonnen und die Türkei 30 Tonnen Gold gekauft.

Der globale Goldmarkt verlagerte sich gerade von West nach Ost, zeigt die Studie „In Gold We Trust“ weiter auf. Die Autoren schreiben: „Ein geopolitischer Showdown zwischen dem Westen und etlichen aufstrebenden Ländern bahnt sich an. Das US-Dollar-zentrische Weltwährungssystem gerät immer stärker unter Druck.“

Die massiven Zentralbankkäufe, die im letzten Jahr ein Rekordhoch erreicht haben, und in diesem Jahr weitergehen, sind im Moment ein stützender Faktor für den Goldpreis.



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