Deutschlands Wirtschaft krankt an der Abhängigkeit von China – Experten fordern Stabilisierung im eigenen Land

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China spitzt sich weiter zu. Ökonomen befürchten ein Scheitern des Handelsabkommen zwischen China und USA. Deutschland ist aufgrund der exportorientierten Wirtschaft besonders stark vom Konflikt betroffen. Daher sei eine Stabilisierung der Wirtschaft Deutschlands notwendig.
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Es gibt geteilte Meinungen über die Auswirkungen des Handelskriegs für Deutschland.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Epoch Times9. August 2019

Alles ohne China läuft relativ gut, so Jochen Stanzl von CMC Markets. Der Handelskonflikt zwischen China und USA betreffe Deutschland allerdings noch mehr als China und USA, da das Wirtschaftsmodell in Deutschland von Exporten nach USA und China abhänge bzw. Vorleistungen von dort benötige. Jeder zweite Arbeitsplatz hänge direkt oder indirekt an den Exporten, so Prof. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. 

Laut Prof. Fratzscher sei es eine Situation der Unsicherheit, die weniger Investitionen, weniger Jobs, eine etwas höhere Arbeitslosenquote und weniger Konsum nach sich ziehe. Er befürchtet, dass China und die USA der Weltwirtschaft und auch Deutschland langanhaltenden Schaden zufügen könnten. Eine weltweite Rezession könne man noch nicht darin sehen. Aber man müsse sich auf längere Zeit mit schwächerem Wachstum einstellen. Deshalb solle Deutschland seine eigene Wirtschaft stabilisieren können.

Beobachter befürchten, dass sich der Handelskrieg zu einem Währungskrieg entwickeln könnte

In der vergangenen Woche kam es zu großer Verunsicherung auf dem Börsenmarkt. US-Präsident Donald Trump kündigte vergangene Woche Strafzölle von zehn Prozent auf verkaufte chinesische Importwaren im Volumen von 300 Milliarden an. Trump begründete dies laut der Nachrichtenagentur Bloomberg damit, dass China nicht die in Handelsgesprächen zugesagte Menge an Agrarprodukten kaufe.

Infolgedessen wertete China die eigene Währung am 5. August ab. Erstmals seit 2008 kostete ein US-Dollar wieder mehr als sieben chinesische Yuan. Exporte aus China nach USA werden somit günstiger, Importe aus China nach USA werden teurer. Weiterhin wies das Handelsministerum Peking chinesische Unternehmen an, gar keine Agrargüter mehr aus den USA zu beziehen.

Daraufhin beschuldigten die USA China über Twitter erstmalig seit 1994 offiziell der Währungsmanipulation. US-Finanzminister Steven Mnuchin werde Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds einleiten, um Chinas Wettbewerbsvorteil auszuräumen.

War die Kursabwertung seitens China beabsichtigt?

Seit mehr als elf Jahren hat China darauf geachtet, die Grenze von 7 Yuan je US-Dollar nicht zu überschreiten.

Laut Rob Carnell, Chefökonom der ING Bank in Singapur, könne die Abwertung des Yuan eine Antwort auf die Zollankündigung Trumps sein, wenn die chinesische Notenbank bei der nächsten Festlegung des chinesischen Yuan-Kurses nicht gegensteuere. Auch Julian Evans-Pritchard von Capital Economics in Singapur äußert, dass er die Kursabwertung für beabsichtigt hält – insbesondere das Timing spreche dafür.

Verkaufswelle in Folge der Kursabwertung

Die Abwertung des chinesischen Yuan sorgte für große Unruhe an den Börsen. Anfang der Woche wurden Tiefstwerte erreicht. Anleger trennten sich in größerem Umfang von Wertpapieren. „Wir sehen eine regelrechte Flucht aus Aktien“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Das ist keine Panik, aber eine ordentliche Verkaufswelle.“

Am Dienstag stabilisierten sich die Börsenpreise  geringfügig. Leichte zwischenzeitliche Entspannungen seien lt. börseonline auf geringfügige Aufwertungen der Währung Chinas am Dienstag zurückzuführen.

Am Dienstag schloss der deutsche Leitindex Dax mit einem Tiefstwert seit April von 11.567,96 Punkten. Bis Donnerstag stieg er leicht auf 11.845,41 Punkte an. Am stärksten traf es den weltweit führenden Gesundheitskonzern Fresenius mit Produkten und Dienstleistungen für die Dialyse und das Krankenhaus. Ebenfalls stark betroffen waren exportorientierte Konzerne wie Daimler, Siemens, der Stahlkonzern Thyssenkrupp sowie der Baustoffkonzern HeidelbergCement.

Der Nasdaq stieg nach einem Tiefstwert bezogen auf den letzten Monat von 7.378,86 Punkten leicht an und erreichte am Donnerstag 7.726,46 Punkte. Der Dow Jones schloss nach einem Tiefstwert bezogen auf den letzten Monat am Montag von 25.605,66 Punkten am Donnerstag mit 26.383,61.

Auch die Ölpreise sanken nach einer zwischenzeitlichen Erholung Ende vergangener Woche – zeitgleich zur Ankündigung Trumps. Am Freitag betrug der Barrel noch 63,4 US-Dollar. Am Donnerstag betrug der Barrel nur noch 56,6 US-Dollar.

Sichere Anlageformen werden verstärkt nachgefragt

Angesichts der konjunkturellen Unsicherheit kam zu einer gesteigerten Nachfrage bei sicheren Anlageformen wie Gold und Staatsanleihen.

Eine Feinunze ist derzeit so teuer wie seit knapp 6 Jahren nicht mehr. Bis Donnerstag stieg der Preis auf rd. 1.501,25 US-Dollar je Feinunze. Die Anlagebereitschaft in Gold wird weiter begünstigt durch Äußerungen der Europäischen Zentralbank, wonach die Zinsen weiter fallen werden. Bei niedrigen Zinsen ist eine Anlage in Gold attraktiver, da der entgangene Zins niedrig ist und somit auf wenig verzichtet werden muss. Zu beachten ist aber, dass der Goldpreis insbesondere vom USD-Kurs abhängig ist, da der Preis in USD bestimmt wird.

Die Renditen für alle Staatsanleihen sind aufgrund der hohen Nachfrage nunmehr negativ geworden. D.h. Anleger bekommen keine Zinsen für das überlassene Geld, sondern zahlen drauf. Die Rendite für Staatsanleihen mit einer 30-jährigen Laufzeit ist am vergangenen Freitag erstmals auf minus 0,006 Prozent gefallen.

Auswirkungen für die USA

Es gibt geteilte Meinungen über die Auswirkungen. Einige Experten nehmen an, dass es zu weiteren Zinssenkungen kommt, damit die USA wettbewerbsfähig bleiben könne. So auch die dauernde Forderung Trumps gegen die US-NotenbankFed. Hohe Zinsen und somit ein starker US-Dollar führen zu höheren Warenpreisen auf dem Weltmarkt und machen die Waren weniger konkurrenzfähig. Niedrigere Zinsen schwächen den US-Dollar, führen aber zu mehr Konkurrenzfähigkeit im Ausland.

Die Analysten von Brown Brothers Harriman & Co rechnen hingegen mit einem Ausbleiben einer US-Rezession, einem starken Dollar und steigenden Aktienkursen mit erhöhter Volatilität, wenngleich durch den Handelsstreit diese Annahmen immer wieder getestet würden. Denn trotz der Kursverluste seien die US-Indizes immer noch weit höher als am Anfang des Jahres und in der Nähe der Höchstwerte in diesem Jahr.

Prof. Marcel Fratzscher: China habe schon immer seine Währung manipuliert

Der Grund sei, dass man dort nicht frei investieren oder Währung kaufen könne. Dass allerdings die Abwertung als Vergeltungsnaßnahme eingesetzt werde, müsse zwingend zu einem Konflikt führen. Die am 31. Juli ergebnislos beendeten Gespräche der Unterhändler zwischen den USA und China sollen im September zwar stattfinden.

Allerdings lässt die Tatsache, dass sie jetzt aufgehört haben, die Grenze von sieben chinesischen Yuan zu verteidigen, vermuten, dass sie jede Hoffnung auf ein Handelsabkommen mit den USA aufgegeben haben, so Julian Evans-Pritchard, China-Volkswirt beim Analysehaus Capital Economics.

Die Reaktion Chinas, keine Agrargüter mehr aus den USA zu beziehen, spricht ebenfalls für ein Scheitern des Handelsabkommens. Thomas Altmann, Portfoliomanager des Vermögensverwalters QC Partners, sagte dazu, dass China eine besonders verwundbare Stelle von Trump treffe. Denn bislang hat er der US-Agrarindustrie zur Seite gestanden. Damit trifft China eine relevante Wählergruppe von Trump.

China werde den Forderungen von Trump nicht nachkommen und stattdessen den Konflikt bis zur nächsten Wahl im November nächsten Jahres herauszögern, so auch die Analysten von Citi. (bm)



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