Rezession: EZB rechnet mit BIP-Rückgang in der Eurozone um bis zu zwölf Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) fürchtet eine schwere Rezession in der Eurozone wegen der Corona-Krise.
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Die Europäische Zentralbank (EZB).Foto: Andreas Arnold/dpa/dpa
Epoch Times30. April 2020

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält eine schwere Rezession in der Eurozone für unvermeidbar. Die Wirtschaftsleistung in den 19 Ländern der Währungsunion dürfte im Gesamtjahr um fünf bis zwölf Prozent einbrechen, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag. Die EZB weite daher ihre Unternehmenskredite aus und sei bereit, auch ihr Anleihekaufprogramm zu verstärken. Die Zinsen ließ die Zentralbank am Donnerstag unverändert.

Ausmaß und Geschwindigkeit des Wirtschaftseinbruchs seien „beispiellos“, sagte Lagarde in einer Video-Pressekonferenz in Frankfurt am Main. Im zweiten Quartal werde die Corona-Pandemie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone wohl „sogar noch härter“ nach unten drücken als im ersten Quartal mit einem BIP-Rückgang um 3,8 Prozent. Zwar werde sich die Wirtschaft wieder erholen – in welchem Ausmaß sei aber ebenso wie die übrigen Schätzungen derzeit „höchst ungewiss“.

Der EZB-Rat beschloss daher am Donnerstag weitere Krediterleichterungen für Unternehmen: Laut Lagarde sollen Zinssenkungen sowie langfristige Notfallkredite insbesondere kleinen und mittleren Firmen zugute kommen. Lagarde sieht Industrie und Dienstleistungsbranche gleichermaßen von Liquiditätsproblemen bedroht.

Die EZB ist demnach zudem „vollkommen gerüstet“, um ihre im März unter dem sogenannten Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) aufgelegten Anleihekäufe im Umfang von derzeit 750 Milliarden Euro „um so viel wie nötig und für solange wie benötigt“ auszuweiten. Das spezielle Kaufprogramm soll demnach solange laufen, bis der EZB-Rat ein Ende der Corona-Krisenphase sieht, „aber in jedem Fall bis zum Ende dieses Jahres“.

Aus Sicht des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) spielt dieses Programm „derzeit eine Schlüsselrolle“ dabei, „die Eurozone vor einer neuen Schuldenkrise zu bewahren“. Die EZB-Maßnahmen seien „kurzfristig sehr wirksam“, sorgten aber allein nicht für die nachhaltige „Gesundung“ der Euro-Länder, erklärte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.

Die Leitzinsen in der Währungsunion ließ die EZB weiter unverändert. Der zentrale Leitzins bleibt damit auf seinem Rekordtief von 0,0 Prozent, der Einlagezins für Banken bei minus 0,5 Prozent. Bei kurzfristigen Kapitalspritzen und sogenannten Übernachtkrediten werden ebenfalls wie bisher 0,25 Prozent Zinsen fällig.

Die Notenbank strebt laut Lagarde weiterhin eine Inflation von knapp unter zwei Prozent in der Währungsunion an. Laut EU-Statistikbehörde Eurostat ging die Teuerungsrate von 0,7 Prozent im März auf 0,4 Prozent im April zurück. Ursache für die geringe Preissteigerung ist vor allem der starke Ölpreisverfall. (afp/rm)



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