IWF Weltwirtschaftsausblick: Deutschland muss handeln!

Eine Geldpolitik, die mehr oder weniger am Ende ist, eine kranke Autoindustrie und ein Dienstleistungssektor, der sich gerade ansteckt. Und jetzt aber bitte keine Fehler machen, so lautet das Ergebnis des neuesten Weltwirtschaftsausblicks des Internationalen Währungsfonds.
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Oktober seinen neuesten Weltwirtschaftsausblick herausgegeben. Bei Eskalation von Brexit oder Handelskrieg könnte auch eine Inflation möglich sein .Foto: iStock
Epoch Times17. Oktober 2019

Die Welt befindet sich im Abschwung, so das Ergebnis des aktuellsten Weltwirtschaftsausblicks des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der IWF hat seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum gegenüber der Juli-Prognose erneut herabgesetzt.

Niedrigstes Wachstum seit der Finanzkrise erwartet

Das globale Wachstum für 2019 beträgt laut Prognose des IWF gegenüber Juli nur noch 3 Prozent – das sei der niedrigste Wert seit der Finanzkrise. Die Situation sei prekär, warnt der IWF. Fehler dürfe man sich jetzt nicht mehr erlauben.

Industrieländer seien durch die Bank weg betroffen – USA, Europa und einige kleinere asiatische Staaten. Und Schwellen- und Entwicklungsländern treffe es noch stärker als die Industrienationen – so unter anderem China, Brasilien, Indien, Mexiko und Russland.

Als Gründe nennt der IWF vor allem zunehmende Handelshemmnisse, wachsende Unsicherheiten infolge geopolitischer Risiken, geringeres Produktionswachstum in aufstrebenden Volkswirtschaften und alternde Gesellschaften.

Gedämpfte Aussichten für 2020: Inflation möglich

Das Jahr 2020 schätzt der IWF erst einmal besser als das Jahr 2019, aber ebenfalls schrumpfend. Zwar soll es zu einer leichten Erholung mit einem globalen Wachstum von 3,4 Prozent kommen. Ursächlich sei hier vor allem eine wirtschaftliche Genesung von Entwicklungs- und Schwellenländern wie Brasilien, Indien, Mexiko, Russland und Saudi-Arabien.

Doch im Gegensatz zur sicheren Verlangsamung der Wirtschaft für 2019 sei die Erholung 2020 nicht breit abgestützt und eher prekär und wackelig. Sollten der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union oder die handelspolitischen oder geopolitischen Spannungen eskalieren, könnte die Erholung der Schwellenländer und des Euroraumes erheblich gestört werden. Dann wäre in fortgeschrittenen Volkswirtschaften auch eine Inflation möglich.

Schlechte Karten für Autoindustrie

Für 2019 erwartet der IWF einen globalen Rückgang der Automobilproduktion von vier Prozent und für 2020 stagnierende Werte. Chinas Automobilproduktion sank in 2018 um vier Prozent – der erste Rückgang seit 20 Jahren. Aber auch Deutschland, Italien und Großbritannien waren betroffen.

Der IWF begründet das Tief mit Störungen durch Abgasnormen in Deutschland und China sowie Erschütterungen durch Sonderbelastungen infolge neuer Emissionsregeln. In China sei zudem die Nachfrage zurückgegangen, weil infolge steuerliche Anreize ausliefen.

Industrieflaute steckt Dienstleistungen an

Die kränkelnde Industrieflaute gehe zunehmend auch auf den Dienstleistungssektor über. Bislang habe sich der Dienstleistungssektor noch weltweit behauptet und sich positiv auf Lohnwachstum und Konsumausgaben ausgewirkt. Aber inzwischen seien erste Schwächeanzeichen im Euroraum, Japan und in den USA zu sehen.

Sinkende Binnennachfrage in China

Vor allem auch Chinas Binnenwirtschaft sei betroffen. Das schwächere Wirtschaftswachstum in China sei nicht nur auf die „eskalierenden Strafzölle“ zurückzuführen, sondern auch auf eine sinkende Nachfrage im Land, betonte der IWF. Für 2019 wird ein leicht nach unten korrigiertes Wachstum von 6,1 Prozent erwartet, im kommenden Jahr von 5,8 Prozent. Vergangenes Jahr hatte die chinesische Wirtschaft noch um 6,6 Prozent zugelegt.

In der neuen Konjunkturanalyse ist die Teileinigung zwischen den USA und China im Handelsstreit noch nicht berücksichtigt. Die USA verzichteten aufgrund der Vereinbarung auf eine ursprünglich für diesen Dienstag geplante Erhöhung der Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar (227 Milliarden Euro) von 25 auf 30 Prozent.

Geldpolitik der Zentralbanken am Ende

Zwar habe die Geldpolitik eine wichtige Rolle gespielt, rühmte der IWF. Ohne die expansiven geldpolitischen Anreize wäre das globale Wachstum in den Jahren 2019 und 2020 um je 0,5 Prozent geringer. Aber zwischenzeitlich hätten die großen Zentralbanken nachgelassen, den Abwärtstrend zu verringern und die Inflationserwartungen zu entflechten.

Aber Spielraum für eine Auswertung der expansiven Maßnahmen sei auch eher am Ende angelangt. Die Geldpolitik dürfe ohnehin nicht die einzige Stütze sein.

Vielmehr sei auf globaler Ebene eine stärkere Zusammenarbeit gefordert, um Investitionen, Produktion und Handel wieder zu stärken – zwischen mehreren Staaten, betont der IWF. Länder müssten gemeinsam Handelsstreitigkeiten lösen und die Hemmnisse abbauen. Dabei sollen auch Themen wie Steuerumgehung und Finanztechnologie aufgegriffen werden.

IWF ruft Deutschland zum Handeln auf

Auch auf nationaler Ebene seien Staatschefs zum wirtschaftspolitischen Handeln aufgerufen. Es könne mit Steuersenkungen, sollten diese noch möglich seien, oder höheren Staatsausgaben entgegnet werden.

Der IWF hat speziell Deutschland aufgerufen, mehr Investitionen zu tätigen. Hier sollten die Vorteile der niedrigen Zinsen genutzt und in Humankapital und Infrastruktur investiert werden. Der IWF hat seine Wachstumsschätzung für 2019 um 0,2 Prozentpunkte auf 0,5 Prozent gesenkt. Im kommenden Jahr soll das Plus dann 1,2 Prozent betragen. Das sind 0,5 Prozentpunkte weniger als in der vorangegangenen IWF-Prognose im Juli.

Finanzminister Olaf Scholz sieht hier jedoch keinen Verbesserungsbedarf, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Deutschlands Haushaltspolitik sei expansiv und die Vorteile durch die geringere Zinsbelastung bereits komplett genutzt. Auch die Investitionen würden bereits auf Rekordniveau liegen. Der IWF warnte: Sollte sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtern, wären international koordinierte Finanzreaktionen notwendig. (bm mit Material von dpa und AFP)



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