Boeings letzte 747: Der Jumbo-Jet nimmt Abschied

Schluss nach über 50 Jahren: Mit der Auslieferung der letzten Boeing 747 ist das Produktionsende des Flugzeug-Klassikers besiegelt. Der Jumbo prägte die Geschichte der Luftfahrt wie wenige andere Modelle.
Boeing 747
Eine Boeing 747 in der Luft. Das Luftfahrtunternehmen liefert seinen letzten Jumbo-Jet aus.Foto: iStock
Epoch Times1. Februar 2023

Sie gilt mit ihrem markanten Buckel noch immer als Blickfang am Himmel: die Boeing 747. Die einst größte Passagiermaschine der Welt galt als die „Königin der Lüfte“. Doch nach mehr als 50 Jahren mustert der US-Hersteller den Jumbo-Jet endgültig aus. Die letzte neu gebaute 747 wurde bei einer Abschiedszeremonie im Boeing-Werk in Everett bei Seattle an die Fluggesellschaft Atlas Air übergeben.

Boeing hatte im Jahr 2020 angekündigt, die 747-Produktion zu beenden. Überraschend kam dies nicht: Der Konzern erwog schon lange, den Flugzeug-Klassiker mangels Nachfrage einzustampfen. Die Airlines ziehen inzwischen kleinere und sparsamere Maschinen vor.

Der Riesenflieger hatte seinen Jungfernflug 1969 absolviert, rund ein Jahr später ging das erste Exemplar bei der damaligen US-Fluggesellschaft PanAm in den Liniendienst. Die erste 747 entstand laut Boeing in weniger als 28 Monaten und war das Werk von insgesamt mehr als 50.000 Mitarbeitern. Der Jumbo wurde – trotz einer pannenreichen PanAm-Premiere im Januar 1970 – ein großer Erfolg. Die im vorderen Bereich doppelstöckige 747 faszinierte die Massen mit ihrer einzigartigen Buckel-Silhoutte wie kaum ein anderer Jet. Er machte längere Flugreisen für die breite Bevölkerung erschwinglich.

747 galt als Auslaufmodell

Insgesamt baute Boeing in rund 55 Jahren 1.574 Jumbo-Jets vom Typ 747 für mehr als 100 Kunden. Einer der wichtigsten davon war die Lufthansa, deren Chef Carsten Spohr eine Rede bei der Abschiedsfeier hielt. Als Auslaufmodell galt die 747 aber schon lange, zuletzt wurde sie nur noch als Frachtversion gebaut. Um eine solche handelt es sich auch beim letzten Exemplar, welche das Unternehmen nun an Atlas Air übergab.

Mit der jüngsten Passagiervariante 747-8, die über ein längeres Oberdeck, neue Tragflächen sowie sparsamere Triebwerke verfügt und Platz für mehr als 600 Menschen bietet, konnte Boeing nur noch bei wenigen Airlines punkten. Inzwischen setzen die meisten Fluggesellschaften bei Langstrecken auf nicht ganz so große Modelle wie die Boeing-Typen 787 „Dreamliner“ und 777 sowie den Airbus A350.

Riesenmaschinen wie Boeings 747 mit ihren vier Triebwerken gelten vielen Airlines mittlerweile als zu teuer im Betrieb. Zudem lassen sie sich nur auf viel gefragten Strecken auslasten. Das gleiche Problem gab es auch mit dem doppelstöckigen Airbus A380. Nach der Jahrtausendwende löste dieser Boeings Jumbo mit Platz für bis zu 853 Passagieren als größtes Passagierflugzeug der Welt ab. Anfang 2019 beschloss die Airbus-Führung, die Produktion des Jets mangels Nachfrage im Jahr 2021 auslaufen zu lassen – nur rund 14 Jahre nach seinem ersten Linienflug. Allerdings erlebte der in der Corona-Pandemie eingemottete A380 im vergangenen Jahr ein überraschendes Comeback.

Handschlag-Deal führte zum Bau

Dass Boeing das 747-Herkulesprojekt in den 1960er-Jahren überhaupt in Angriff nahm, war einem Handschlag-Deal zwischen dem damaligen Unternehmenschef William Allen und seinem PanAm-Pendant Juan Trippe zu verdanken. „Wenn Sie es kaufen, dann baue ich es“, soll Allen der Legende nach zu Trippe gesagt haben. Eigentlich hatte Boeing sich mit dem Jumbo für einen Auftrag des US-Militärs beworben, wurde jedoch vom Rivalen Lockheed ausgestochen.

Das besondere Design mit dem Cockpit im Obergeschoss war auch der Fehlannahme geschuldet, dass kleinere Überschallflugzeuge wie die Concorde die Passagierluftfahrt prägen würden. Die 747 war deshalb so konzipiert, dass sie auch als Frachtmaschine funktioniert.

Air Force One ist Boeings Prestigeprojekt

In den folgenden fünf Jahrzehnten diente Boeings Jumbo nicht nur als Passagier- und Frachtjet. Eine Spezialversion transportierte auch die Space Shuttle für die NASA. Ein weiteres Vorzeigeobjekt ist die im Auftrag des Pentagons entwickelte Air Force One.

Diese fliegende Hightech-Festung für US-Präsidenten ist für Boeing ein wichtiges Prestigeprojekt, sorgte in den vergangenen Jahren allerdings für viel Ärger. Boeing hatte im Jahr 2018 unter Ex-Chef Dennis Muilenburg mit dem damaligen Präsidenten Donald Trump den Bau der neuen Air Force One vereinbart. Doch die Kosten liefen aus dem Ruder. Im April 2022 räumte Muilenburgs Nachfolger Dave Calhoun ein, dass der Deal zu milliardenschweren Belastungen führte und Boeing ihn „wahrscheinlich“ nicht hätte eingehen sollen.

Boeing-Manager Kim Smith bezeichnete die letzte Auslieferung des Jumbos im Gespräch mit dem US-Sender CNBC in Everett als „sehr surreal“. „Zum ersten Mal seit mehr als über 50 Jahren werden wir keine 747 mehr in dieser Fabrik haben.“ Mit dem Produktionsende wird der Flugzeugtyp nicht vom Himmel verschwinden, doch auch dort wird die 747 seltener. Die US-Airlines United und Delta nahmen sie schon vor Jahren aus ihren Flotten.

Nachdem die Corona-Pandemie im Jahr 2020 den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hatte, taten dies auch Qantas und British Airways. Ein Revival durch die Erholung von der Corona-Krise und den dadurch bedingten Flugzeugmangel, wie es der Airbus A380 erlebte, gab es bei der 747 nur bedingt im Frachtbereich. (dpa/mf)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion