Campingplatz Dyksterhus: Nutzung nur noch mit Corona-App – als Signal gegen „Leugner“

Die Betreiber des Campingplatzes Dyksterhus im ostfriesischen Campen wollen nur noch Gäste auf ihr Areal lassen, die auf ihrem Smartphone die Corona-App der Bundesregierung installiert haben. Wer sie nicht hat, steht bei ihnen im Verdacht, „Corona-Leugner“ zu sein.
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An der Nordsee - Ein Campingplatz verlangt zwingend die Installation der Corona-Warn-App. Nicht allen gefällt das, sie reisen wieder ab.Foto: iStock
Von 19. August 2020

Seit der bekannte Komiker Otto Waalkes jüngst ob einer Szene aus seinem 1985 erschienenen Werk „Otto – Der Film“ unter „Rassismus“-Verdacht gekommen ist, ist es um den bekanntesten Multiplikator für Ostfriesenwitze etwas still geworden.

Die Betreiber des Campingplatzes Dyksterhus im ostfriesischen Krummhörn (Lkr. Aurich) könnten zumindest unter Social-Media-Nutzern für eine Renaissance derselben sorgen: Als äußeres Zeichen einer besonders ausgeprägten Strebsamkeit bei der Unterstützung der Corona-Politik der Bundesregierung wollen sie künftig keinen Campern mehr die Nutzung gestatten, die nicht deren Corona-App nutzen.

„Gäste und Kinder schützen“

Dazu, so berichtet die „Welt“, will das Betreiber-Ehepaar Saathoff sogar die Smartphones der Nutzungswilligen überprüfen. Dies sei „eben der Versuch, dazu beizutragen, dass diese Corona-Geschichte nicht weiter explodiert“. Man wolle die Gäste, sich und die eigenen drei Kinder schützen, so die Betreiber.

Wer die Corona-App nicht installiert hat, ist den Campingplatz-Betreibern offenbar suspekt, denn im Gespräch mit der „Ostfriesen-Zeitung“, die zuerst berichtet hat und auf die der Artikel Bezug nimmt, kommen sie in diesem Zusammenhang gleich auf Verschwörungstheoretiker im Umfeld der Corona-Pandemie zu sprechen. Enno Saathoff dazu:

„Wenn einer diese App nicht runterlädt und meint, das ist eine Verschwörungs-App und weiß der Kuckuck was, dann kann er das gerne für sich machen, die ist ja keine Pflicht. Aber er muss dann nicht unser Gast sein.“

Wer App nicht hat, geht auch ohne Mundschutz einkaufen?

Immerhin seien „Corona-Leugner“, denen der Betreiber Personen ohne Corona-App offenbar zurechnet, auch leichtsinnig, würden ohne Mundschutz einkaufen gehen und „so was kann ich meinen Gästen nicht zumuten“. Bei Personen, die kein Smartphone besitzen, wäre er immerhin bereit, Ausnahmen zu machen. Auch sei ihm bewusst, dass die Nutzung der App keine Garantie dahingehend gäbe, dass Gäste nicht mit dem Coronavirus infiziert wären.

„Aber wir wissen zumindest, dass sie den Ernst der Lage erkannt haben“, erklärt der Betreiber, der einräumt, dass er auf die Idee mit der seit Juni verfügbaren App „leider erst sehr spät gekommen“ sei.

Die App kann messen, ob sich Smartphone-Nutzer über eine längere Zeit näher als etwa zwei Meter gekommen sind. Ist einer der Nutzer positiv getestet worden und hat dies über die App mitgeteilt, meldet diese anderen Anwendern, dass sie in der Nähe eines Infizierten waren.

Nutzung der Corona-App deutlich unter dem Wunschziel

Nachdem die Anzahl der Handybesitzer, die die App installiert haben, in den ersten 14 Tagen nach ihrer Einführung von 6,4 auf 14,1 Millionen am 30. Juni angestiegen war, hat sich die Nachfrage seither nicht mehr so sprunghaft nach oben entwickelt und lag am 11. August bei 16,9 Millionen. In Deutschland werden derzeit mehr als 58 Millionen Smartphones genutzt.

Damit bleibt der Nutzungsgrad der App in Deutschland deutlich unter jenen 60 Prozent, die Charité-Virologe Christian Drosten am 7. April als Wunschziel angegeben hatte, um den R0-Faktor bei der Ausbreitung der Seuche unter 1 senken zu können.

Zwei Gäste des Campingplatzes sollen bereits abgereist und einer nicht gekommen sein, seit die Saathoffs mit ihrer Anordnung an die Öffentlichkeit gegangen waren. Der Platz mit seinen rund 65 Stellplätzen sei jedoch immer noch voll belegt und bisher hätten „fast alle Gäste verständnisvoll reagiert“, erklärten die Betreiber.

Facebook-Nutzer überhäufen Campingplatz Dyksterhus mit negativen Bewertungen

Die Verbraucherzentrale hatte im Vorfeld der Einführung der App betont, dass deren Nutzung tatsächlich freiwillig bleiben müsse. So dürfe es nicht sein, dass etwa Arbeitgeber, Restaurants oder Behörden eine Nutzung der App doch einmal als Zutrittsvoraussetzung definierten, hieß es damals von ihrer Seite.

Auf Facebook haben sich in den vergangenen Tagen kritische Bewertungen des Campingplatzes gehäuft – während es bei Google eher ältere Einträge sind, die Sauberkeit und Hygiene von Sanitäranlagen und Geschirrspülplatz beanstandet hatten, nehmen die Facebook-Bewertungen explizit auf den Zwang zur Corona-App Bezug.



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