Condor: Keine Betriebsrente nach Staatshilfe, aber Schnäppchenangebote für Flüge

Die Thomas-Cook-Pleite greift um sich: Nicht nur Urlauber, Hotels und Reiseveranstalter sind betroffen. Etliche Ex-Angestellte von Condor warten seit September auf ihre Rente.
Titelbild
Ferienflieger Condor gehört zu dem insolventen britischen Reisekonzern Thomas Cook.Foto: Marcel Kusch/dpa/dpa
Epoch Times5. Oktober 2019

Roswitha Hardt hat die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook kalt erwischt. Dabei ist sie nicht etwa eine Urlauberin, die irgendwo am Mittelmeer festhängt. Nein. Die 71-Jährige hat 22 Jahre lang in der Buchhaltung des Ferienfliegers Condor gearbeitet.

„Ich war sehr überrascht. Weil ich überhaupt nicht damit gerechnet habe, dass wir Rentner jetzt betroffen sind“, sagte Hardt laut „Hessenschau“.

Für sie war das Schreiben ihres ehemaligen Arbeitgebers ein Schock. Denn ab sofort könne wegen des vorläufigen Schutzschirmverfahrens keine Betriebsrente mehr gezahlt werden.

Die Insolvenz des britischen Reisekonzerns zieht weite Kreise. Rückholung von festsitzenden Urlaubern, Reisestornierungen, die Rettungsbemühungen für die deutsche Tochtergesellschaft Condor, die durch die Pleiten ebenfalls in Bedrängnisse geriet.

Vorerst stehen die 71-jährige Rentnerin und viele betroffene Kollegen auf dem Schlauch. Eine Kollegin hatte ihr erzählt, dass die Betriebsrente bereits für September nicht mehr ausgezahlt wurde. Hardt hatte das noch gar nicht bemerkt, weil sie nicht auf ihr Konto geschaut habe.

Die Betriebsrenten werden bis auf Weiteres in regulärer Höhe bezahlt, eine Auszahlung kann sich im Rahmen des aktuellen Schutzschirmverfahrens der Condor Flugdienst GmbH jedoch zeitlich etwas verzögern“, heißt es vom ehemaligen Arbeitgeber.

Wie lange die zeitliche Verzögerung dauern könnte, sei noch nicht absehbar. Zudem werden Betriebsrentner im Insolvenzverfahren wie Gläubiger behandelt, eine bevorzugte Behandlung gäbe es demnach für sie nicht, teilte das Frankfurter Amtsgericht mit. Für Roswitha Hardt ein „gravierender“ Einschnitt. Sie überlegt, ob sie sich eine Arbeitsstelle sucht.

Billigpreise nach Schutzschirm

Über die Preispolitik der Ferienfluglinie, die nur dank einer Überbrückungshilfe durch die Bundesregierung vor der Pleite gerettet worden ist, sind Condor-Wettbewerber wie TUIfly, Eurowings oder die Lufthansa schwer verstimmt. Das berichtet der „Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe. Kurz nachdem die Tochter des insolventen Reisekonzerns Thomas Cook am 24. September von der Bundesregierung einen 380-Millionen-Euro-Kredit erhalten hatte, hätten die Ticketpreise nach Darstellung der Mitbewerber zu purzeln begonnen.

Das zeige auch eine Auswertung von Daten mittels eines speziellen Tarifanalysesystems der Branche. So habe etwa ein Flug von Lanzarote nach Düsseldorf bis zum Tag der Cook-Pleite am 23. September im Schnitt noch rund 365 Euro gekostet, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. Ende der Woche sei das One-Way-Ticket plötzlich für 143 Euro erhältlich gewesen.

Wer im Oktober von Hamburg nach Gran Canaria will, hätte dafür vor der Kreditvergabe noch durchschnittlich gut 380 Euro zahlen müssen. Rund 48 Stunden später habe es die Strecke für knapp 150 Euro gegeben. Auf der Internetseite lockt Condor mit jeder Menge „Schnell mal in die Sonne“-Angeboten: Hamburg-Mallorca für 29 Euro, Frankfurt-Kuba für 160 Euro.

Derartige Billigofferten will man in Berlin mit dem kürzlich beschlossenen Klimapaket künftig nach Möglichkeit verhindern. Ein Condor-Sprecher wies den Verdacht zurück, sein Unternehmen könnte die Staatsbürgschaft zu Dumpingangeboten nutzen. Man sei gut ausgelastet, versicherte er. Die Schnäppchenaktion sei schon länger geplant gewesen, sie habe kurzfristig nicht mehr gestoppt werden können, sagte der Condor-Sprecher dem „Spiegel“. Die Lufthansa schlage nun zurück – mit Trips nach Nordamerika ab 449 Euro und ins ferne Asien für 499 Euro, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. (dts/sua)



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