„Ich kann nicht Gott zensieren“: Polnischer Katholik wehrt sich gegen Entlassung bei Ikea

Das schwedische Unternehmen Ikea hat in Polen einen katholischen Mitarbeiter entlassen, nachdem dieser sich unter Zitieren von Bibelversen gegen eine Aufforderung zur Fraternisierung mit Kunden aus der LGBT-Community verwahrt hatte. Nun klagt der Entlassene mithilfe eines Prozessvereins – und könnte schon formal gute Karten haben.
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Ein typischer IKEA-Markt in Europa, in diesem Fall einer aus Pisa, Italien (Symbolbild).Foto: iStock
Von 12. Juli 2019

In Warschau hat ein ehemaliger Mitarbeiter des schwedischen Möbelkonzerns Ikea mit Unterstützung der Vereinigung „Ordo Iuris Institut für Rechtskultur“ seinen früheren Arbeitgeber auf Schadenersatz wegen religiöser Diskriminierung und ungerechtfertigter Entlassung geklagt.

Das Unternehmen hatte den nunmehrigen Kläger Tomasz K. im vergangenen Mai fristlos entlassen, weil dieser sich geweigert hatte, einen Eintrag im Intranet zu löschen, der „gegen die Werte des Unternehmens verstoßen“ hätte und „die Rechte und Würde von LGBT+ Personen“ berühren hätte können.

„Ich bin zum Möbel verkaufen hier und nicht, um fremde Werte zu verkörpern“

Ausgangspunkt des Konflikts war ein Artikel, den Verantwortliche des Unternehmens am 16. Mai anlässlich des „Internationalen Tags gegen Homophobie und Transphobie“ gepostet hatte und im Zuge dessen Angestellte des Unternehmens dazu aufgerufen wurde, mit Kunden aus der LGBT-Community „Konversation über ihre Familien“ zu betreiben und diese danach zu fragen, mit welcher Genderanrede sie angesprochen werden wollten.

Tomasz K. postete daraufhin Kritik an diesem Beitrag und betonte, er sei eingestellt worden, um Möbel zu verkaufen, „aber ich bin Katholik und das sind nicht meine Werte“. In weiterer Folge fügte er hinzu, es sei „skandalös“, wie „Homosexualität und andere Abweichungen Akzeptanz und Förderung erfahren“.

Um seine Position zu untermauern, postete er auch noch die Bibelstellen Matthäus 18,6 und Leviticus 20,13 – die beide sehr drastische Konsequenzen für Pädophilie beziehungsweise praktizierte Homosexualität zumindest unter Männern in Aussicht stellt.

Auf diesen Beitrag hin sollen sich andere Mitarbeiter beschwert und die Geschäftsleitung soll Tomasz K. dazu aufgefordert haben, den Beitrag zu entfernen. Dieser weigerte sich, da es sich um Zitate aus der Bibel handelte – „und als Katholik kann ich nicht Gott zensieren“.

Daraufhin kündigte man K. an, dass dies Folgen haben werde. Erst einige Tage später habe K. zufolge ein Manager ihn zu sich bestellt und eine fristlose Kündigung ausgesprochen. Sollte sich diese Darstellung bestätigen, könnte die Klage des ehemaligen Mitarbeiters schon deshalb Erfolg haben, weil eine außerordentliche Kündigung dieser Art nach gefestigtem Vertragsrecht in der EU stets an eine unmittelbare Dringlichkeit anknüpft.

Bischöfe stellen sich hinter Tomasz K.

Sie hätte also auf dem schnellstmöglichen Wege ausgesprochen werden, um dem wichtigen Grund Rechnung zu tragen, der als zwingende rechtliche Notwendigkeit für einen solchen Schritt vorliegen muss. Konnte das Arbeitsverhältnis nach dem Vorfall über mehrere Tage hinweg regulär fortgesetzt werden, spricht das eindeutig gegen eine solche Dringlichkeit – und der Arbeitsvertrag hätte lediglich einvernehmlich oder mittels einer ordentlichen Kündigung zum nächsten vorgesehenen Zeitpunkt beendet werden können.

Tomasz K. sieht sich aber auch aus inhaltlichen Gründen im Recht. Dass er die Verse gepostet hat, sei eine „Reaktion auf Indoktrination“ gewesen, der er „über Jahre hinweg am Arbeitsplatz ausgesetzt“ gewesen sei. Was Ikea seinen Angestellten aufzwingen wolle, unterscheide sich in radikaler Weise von den von der Bibel abgeleiteten Lehren der Katholischen Kirche, äußerte sich K. gegenüber „Wpolityce“. Als er seinen Arbeitsvertrag unterschrieb, habe er jedoch „niemals einer Verpflichtung zugestimmt, die Ideologie der Eigentümer zu reproduzieren“.

Dass er mittels der Bibelzitate „Hass und Gewalt“ gegen Homosexuelle angestachelt habe, weist er zurück. „Jeder Mensch verdient Respekt“, macht K. deutlich,

aber man muss weder ein Theologe noch ein Philosoph sein, um zu begreifen, dass die Bibel nicht wortwörtlich zu lesen ist, sondern ihr Text zahlreiche Allegorien und Gleichnisse enthält.“

Tomasz K. bekommt mittlerweile auch Rückendeckung von polnischen Bischöfen. Mehrere oberste Würdenträger polnischer Diözesen lobten die „Courage“ des Mitarbeiters und dass dieser den katholischen Glauben in „vorbildhafter“ Weise verteidigt habe. In einer Erklärung hieß es:

Vom Standpunkt des Rechts, vor allem aber des gesunden Menschenverstandes ist es inakzeptabel, den Ikea-Mitarbeiter ins Visier zu nehmen, weil dieser sich einer LGBT-Indoktrinierung am Arbeitsplatz widersetzt habe.“

„Woke Capitalism“? Gründer mit Nazi-Vergangenheit und Filialen in Golfstaaten

In einem Interview mit „Radio Maryja“, aus dem Wpolityce zitiert, betonte der Abgeordnete der regierenden Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS), auch ein internationaler Großkonzern wie Ikea könne sich in Polen „nicht benehmen, als wäre es ihr Gutshof“ oder Experimente zur Schaffung des „neuen Menschen“ zu starten. Polen werde sich immer gegen Versuche wehren, sich in sein Rechtssystem einzumischen oder dem Land fremde Werte aufzuzwingen.

Mittlerweile hat auch Polens Regierung angekündigt, eine Untersuchung gegen Ikea einzuleiten, inwieweit das Unternehmen religiöse Diskriminierung betreibe. In sozialen Medien rufen zahlreiche Polen zum Boykott von Ikea auf.

Vielfach wird dem schwedischen Möbelkonzern, der sich in Polen als Hort des sogenannten „Woke Capitalismus“ – also als privatwirtschaftliches Unternehmen, das sich dennoch für marxistische politische Ziele einsetzt – präsentiert, auch Heuchelei vorgeworfen.

Bereits die Geschichte des Unternehmens ist überschattet vom intensiven Engagement des Gründers Ingvar Kamprad für die nationalsozialistische „Svensk Socialistisk Samling“ in den 1930er und 1940er Jahren. Noch Jahrzehnte später hat Kamprad deren Anführer Per Engdahl in Interviews in höchsten Tönen gelobt. Engdahl hatte Adolf Hitler einst als „einen von Gott gesandten Retter für Europa“ bezeichnet.

Zudem unterhält Ikea mehrere Filialen in Ländern wie Saudi-Arabien oder Katar, wo praktizierte Homosexualität unter schwerer Strafandrohung steht.




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