Leere Intensivbetten: Charité büßt durch Corona 75 Millionen Euro ein – und will jetzt Staatshilfe

Ganze 400 Intensivbetten sind in Berlins Charité-Klinik leer geblieben, um notfalls Platz für Corona-Infizierte zu haben. Deshalb mussten planbare Operationen verschoben werden. Behandlungen, die Einnahmen garantiert hätten, fielen aus. Nun soll der Bund helfen.
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Leere Intensivbetten führen zu Verlusten.Foto: iStock
Von 6. Juli 2020

Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, hat die Berliner Charité-Klinik infolge der Corona-Pandemie bis dato Verluste in Höhe von knapp 75 Millionen Euro zu verbuchen.

Allein 44 Milliarden davon seien auf die Wochen des unmittelbaren Lockdowns zurückzuführen, als 400 Intensivbetten freigehalten wurden für den Fall, dass die Zahl behandlungsbedürftiger Infizierter an die Grenzen der Kapazitäten des Gesundheitssystems emporschnellen würde.

Freie Intensivbetten für potenzielle Corona-Infizierte reserviert

Auf diese Weise zeigte die Klinik, deren Experten von Beginn an eine bedeutende Rolle als Berater in der Corona-Politik der Bundesregierung spielten, sich ausreichend vorbereitet, um Szenen wie in italienischen Krankenhäusern zum Höhepunkt der Pandemie zu vermeiden. Allerdings mussten im Gegenzug planbare Operationen und Behandlungen verschoben werden, die zumindest die kostenpflichtige Nutzung einiger der betroffenen Betten gewährleistet hätten.

Außerdem hatten die Angst vor einer Ansteckung und die Ansage, dass medizinische Kapazitäten vorrangig der Bewältigung der Corona-Seuche dienen sollten, zur Folge, dass Patienten, die unter regulären Umständen etwa wegen Übelkeit oder Schwindelanfällen Notaufnahmen aufgesucht hätten, diesen fernblieben. In der Charité sollten vor allem die besonders schweren oder komplexen Covid-19-Fälle behandelt werden.

Als Universitätsklinik ist die Einrichtung in höherem Maße mit Intensiv-Behandlungsplätzen ausgestattet als herkömmliche Krankenanstalten. Wird einer dieser Plätze genutzt, ist dafür ein Gegenwert zwischen 800 und 900 Euro an Kosten zu veranschlagen, die von den Krankenkassen getragen würden. An herkömmlichen Kliniken wäre von 560 Euro auszugehen gewesen.

Auslastung nur bei 60 Prozent

Nun zitiert der „Tagesspiegel“ aus einer ihm vorliegenden Antwort von Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse, in der es heißt, dass zwischen Mitte März und Ende Mai in diesem Jahr um 44 Millionen Euro weniger Erlöse durch die Charité erzielt wurden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Dazu kommen 30 Millionen Euro, die für Ausrüstung, Schutzmaterial, Geräte und Umbauten aufgewendet werden mussten, um die Einrichtung bestmöglich auf alle Eventualitäten der Corona-Krise vorzubereiten.

Grund dafür war, dass im Frühjahr Corona-bedingt nur etwa 60 Prozent der 3.000 Betten in der Charité belegt gewesen waren. Üblicherweise liegt der Schnitt bei 90 Prozent. Während im vollständig vom Lockdown betroffenen April 2020 insgesamt nur 7.809 Patienten in der Charité behandelt wurden, waren es im April des Vorjahres noch 12.644 gewesen.

Um den horrenden Verlusten gegenzusteuern, will Krach nun Videosprechstunden im ambulanten Bereich ausbauen, um auf diese Weise Erlöse zu sichern. Beschäftigte in „patientenfernen Bereichen“ sollten zudem die Zeit nutzen, um Überstunden abzubauen.

Ausgleichsänderungsverordnung betrifft Charité erst bei zukünftigen Fällen

In Krachs Antwort wird auch deutlich gemacht, dass man auf großzügige Hilfe vonseiten des Bundes hofft. Derzeit, so der Staatssekretär, seien „Änderungen der bundesgesetzlichen Regelungen zu Kompensationsleistungen in Abstimmung“ und es würden auch auf Landesebene „finanziell entlastende Maßnahmen“ geprüft.

Die vom Bundesgesetzgeber in Aussicht gestellte, aber noch nicht in Kraft getretenen Ausgleichsänderungsverordnung helfe der Charité unterdessen nicht viel weiter. Sie enthalte zwar eine Freihaltepauschale von 760 Euro, diese erstrecke sich jedoch erst auf Fälle dieser Art, die in der Zukunft liegen.



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