Spionage: Huawei kann durch selbst gebaute Hintertüren weltweit auf Mobilfunknetze zugreifen

Der Nationale Sicherheitsrat der USA warnt: Der chinesische Technologiekonzern Huawei ist in der Lage, über „Hintertüren“ einen Zugriff auf weltweite Mobilfunknetze zu erlangen, der eigentlich nur Strafverfolgungsbehörden auf richterlichen Beschluss offenstehen soll.
Titelbild
Ein Mitarbeiter testet mit einem Huawei 5G-Handy im Huawei 5G Innovation and Experience Center die Geschwindigkeit.Foto: Han Yan/XinHua/dpa/dpa
Von 13. Februar 2020

Was US-amerikanische Regierungsbeamte und Geheimdienste bis dato geargwöhnt hatten, scheint nun durch belastbare Erkenntnisse untermauert zu sein: Wie die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf einen Exklusivbericht des „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtet, ist der staatsnahe chinesische Technologiekonzern Huawei in der Lage, durch Hintertüren auf Mobilfunknetze in aller Welt zurückzugreifen.

Dass Hersteller solche bei der Produktion von Hardware einbauen, ist durch entsprechende Normen in allen Ländern der Welt vorgeschrieben. Die Hintertüren sollen es Behörden bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen ermöglichen, Zugriff auf die entsprechenden Einrichtungen wie Basisstationen oder Antennen zu erlangen. Dabei sind diese jedoch so auszugestalten, dass die Behörden nur mit Wissen des Netzwerkbetreibers zugreifen können, der entweder die Hardware herstellt oder die mobile Kommunikation ermöglicht. So soll gewährleistet sein, dass nur auf entsprechende richterliche Anordnung ein Zugriff erfolgt.

Vizepräsident des Nationalen Sicherheitsrats war Ende 2019 in Berlin

Das Problem im Fall von Huawei: Einem geheimen Befund zufolge, den die entsprechenden US-Stellen Ende 2019 auch Diensten in Großbritannien und Deutschland zugänglich gemacht haben, soll auch der Konzern selbst in der Lage sein, jene Hintertüren zu nutzen, die auch den Strafverfolgungsbehörden der jeweiligen Länder zur Verfügung stehen. Dies soll über Schnittstellen geschehen, die auch vonseiten des Betreibers nicht überblickbar wären.

Der Spionage sei damit Tür und Tor geöffnet, warnte auch einer der Vizepräsidenten des Nationalen Sicherheitsrats, Matthew Poettinger, Mitglieder der deutschen Bundesregierung Ende Dezember in Berlin. Chinesischen Gesetzen zufolge sind Unternehmen wie Huawei verpflichtet, mit Behörden, Geheimdiensten und Armee auf deren Verlangen zusammenzuarbeiten.

„Wir haben Beweise dafür, dass Huawei in der Lage ist, heimlich auf sensible und persönliche Informationen in Systemen zuzugreifen, die sie weltweit verkaufen und betreiben“, macht der nationale Sicherheitsberater Robert O’Brien gegenüber dem WSJ deutlich.

Huawei, so erklärt ein weiterer US-Beamter, weigere sich auch, seinen lokalen Kunden oder den nationalen Sicherheitsbehörden des Gastlandes diesen Zugang bekannt zu machen. Auf diese Weise könne Huawei verdeckt auf alle weltweiten Mobilfunknetze zugreifen.

Union will Huawei weiter nicht von 5G-Ausbau ausschließen

Der Konzern soll bereits seit 2009 über diese Fähigkeit verfügen, heißt es aus den USA – wobei man offen lässt, ob dies den US-Behörden bereits im Zusammenhang mit der 4G-Technik bekannt war. Der Konzern selbst weist die Vorwürfe zurück und betont, er würde nicht einmal auf Verlangen des Regimes in Peking Spionage betreiben.

In den kommenden Wochen will Deutschland durch eine entsprechende Anpassung des Telekommunikationsgesetzes und des IT-Sicherheitsgesetzes 2.0 den Weg frei machen für den Ausbau des 5G-Mobilfunkstandards. Die Unionsfraktion hatte sich auch jüngst dagegen ausgesprochen, Huawei von vornherein von diesem Vorhaben auszuschließen.



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