Der gläserne Abonnent: „Das Zeitalter vom Ende des Eigentums hat längst begonnen“

Konsumieren statt Kaufen und Benutzen statt besitzen, lauten die Lebensmottos der Jugend, so der Chef des milliardenschweren Abo-Unternehmens Zuora. Das Zeitalter von der Abkehr vom Eigentum habe längst begonnen.
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Der gläserner Abonnent.Foto: iStock
Epoch Times17. Dezember 2019

Ein Abo hier, ein Abo da, geht es nach Tien Tzuo, CEO von Zuora, einem auf Technik-Abos spezialisierten Unternehmen aus den USA, hat die Abkehr vom Eigentum längst begonnen.

Immer mehr Jugendliche wollen lieber „benutzen statt besitzen“ und geben damit ihre Verantwortung – und ihre Freiheit auf. Das Geschäft scheint aufzugehen, der Börsenwert von Zuora wird mit zwei Milliarden Dollar beziffert.

Die Verantwortung von Eigentum

Wenn es um Besitz und Eigentum geht, sprechen Juristen von zwei grundsätzlich unterschiedlichen Sachverhalten. Aus § 854 BGB geht hervor, dass der Besitz einer Sache lediglich der „tatsächlichen Gewalt über die Sache“ genügt. Sprich, Person A hält etwas in den Händen und kann damit tun und lassen was sie möchte.

Bezüglich des Eigentums ist das BGB etwas weniger präzise, in § 903 BGB heißt es: „Der Eigentümer einer Sache kann, […] mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen.“

„Begrifflich ist das Eigentum das umfassendste Recht zu tatsächlicher und rechtlicher Nutzung“, erklärt die Bundeszentrale für politische Bildung. Mit dem Eigentum gehen jedoch auch bestimmte Pflichten und Verantwortungen einher.

Das heißt: Wenn Person A eine Sache an Person B zur Nutzung übergibt, wird B zwar Besitzer der Sache – er kann damit jetzt tun und lassen, was er möchte – aber nicht Eigentümer. Sollte Person A sagen, B darf die Sache nicht weiter nutzen, ist das sein gutes Recht. Und B könnte nichts dagegen unternehmen. Im Rahmen seiner Verantwortung muss A jedoch dafür sorgen, dass B die Sache ordnungsgemäß nutzen kann, und B ist dafür verantwortlich, dass A die Sache wiederbekommen kann.

Juristisch interessant wird es jedoch, wenn der Besitzer (B) zum Beispiel persönliche Daten auf einer gemieteten Sache verwaltet. Während A immer noch Eigentümer der Sache ist, bleiben die Eigentumsrechte der Daten bei B. Solange es im Kleingedruckten nicht anders vereinbart ist.

Datenschutz ade, oder der „Weg zum gläsernen Abonnenten“

Vom Smartphone bis zum Auto können Kunden inzwischen fast alles abonnieren, was sie im Alltag benötigen. Auch das iPhone kann man inzwischen mieten. Ergänzende Abonnements wie, Apple TV+ (Videostreaming), Apple News+ (Zeitungs-Flatrate) und Apple Arcade (für Videospiele) runden „die Transformation zur Abo-Ökonomie des Tech-Riesen“ ab, schreibt „Business Insider“.

Auf der Seite der Automobilhersteller fehlen bislang echte „Abo-Autos“, die ähnlich wie Handyverträge ein problemloses Wechseln der Geräte vorsehen. Bislang können Nutzer Autos zwar mieten oder leasen, sind dann aber oft an ein Modell gebunden.

„Volkswagen weiß genau, dass sie in zehn Jahren keine Autos mehr verkaufen werden“, ist sich Tien Tzuo sicher. So stellt sich für die Wolfsburger künftig die Frage, wie sie Kunden an sich binden können, wenn diese keine Autos mehr kaufen. Die Antwort dafür liefern Technik-Giganten wie Google, Facebook oder Netflix: Die Unternehmen müssen wissen, was ihre Kunden wollen, bevor sie es selbst wissen.

Tzuo sagt: „Netflix weiß genau, was alle gerade schauen. Sie haben also schon ein ziemlich gutes Gespür dafür, was die Kunden wollen, bevor sie Millionen Dollar in eine neue Show investieren.“ Das Ziel laut „Business Insider“ ist: „Weg vom anonymen Käufer hin zum gläsernen Abonnenten, dessen Adresse, Geburtsdatum, Vorlieben und komplette Konsumhistorie bekannt sind.“

Kein Kaufvertrag, kein Eigentum (an seinen Daten)

Das Problem des „gläsernen Abonnenten“ sind jedoch genau diese Daten, persönliche Daten über die Nutzung, die rechtmäßig dem Nutzer gehören. In vielen Fällen müssen Nutzer, um eine Sache nutzen zu dürfen, ihre Daten freigeben – egal, ob sie ein Smartphone oder ein Auto abonnieren.

„Business Insider“ schreibt: „Selbst wenn Kunden ihre Daten bereitwillig herausgeben, müssen Unternehmen in der Lage sein, diese sicher und verschlüsselt zu speichern. Es ist ein Unterfangen, an dem selbst der Tech-Riese Facebook gescheitert ist und das klassischen Auto- und Maschinenbauern umso schwerer fallen dürfte.“

Mit anderen Worten heißt es in Zukunft nicht mehr nur, wer keinen Kaufvertrag abschließt, hat kein Recht auf Eigentum, sondern auch wer keinen Kaufvertrag abschließt, hat auch kein Recht auf Privatsphäre. (ts)



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