Dekarbonisierung führt langfristig zum Fehlen vieler wichtiger Produkte
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Vor dem 19. Jahrhundert war die Welt „dekarbonisiert“, es gab keine Kohle- oder Erdgaskraftwerke. Das „schwarzes Gold“ war zwar bereits bekannt, jedoch nicht, wie aus ihm nützliche Produkte hergestellt werden konnten. Vor 1900 war das Leben oft hart und schmutzig – es herrschte oft Nahrungsmittelunsicherheit und -knappheit. Die meisten Menschen reisten selten weiter als 300 Kilometer von ihrem Geburtsort. Medikamente, wie wir sie heute kennen, gab es nicht, die Lebenserwartung der Menschen war sehr gering. Geheizt wurde mit Holz oder Kohle, das Essen auf dem Tisch kam größtenteils vom eigenen Feld.
Heute wird Erdöl zu unzähligen Stoffen verarbeitet, die in der medizinischen Industrie, in der Düngemittelindustrie, in der Elektronik verwendet werden. Hinzu kommen Kraftstoffe für verschiedenste Transportmaschinen, um Rohstoffe und Produkte über den halben Globus zu transportieren, oft mehrfach. Fossile Rohstoffe bilden die Grundlage unseres heutigen Lebensstils und der Wirtschaft.
Aufgrund der Weiterverarbeitung fossiler Produkte bedeutet ein Leben ohne Kohle, Erdöl und -gas derzeit auch ein Leben ohne:
- Medikamente, einschließlich Impfstoffe, und medizinische Geräte
- Wasserfilter (Kunststoffe und Filterelemente, teilweise ersetzbar)
- Trink- und Abwassersysteme (Plastikrohre, teilweise ersetzbar)
- Düngemittel zur Ernährung von über 8,5 Milliarden Menschen
- Pestizide zur Bekämpfung von Heuschrecken und anderen Schädlingen
- Kommunikationssysteme einschließlich Handys und Computern
- Gummi, Silikon, Klebstoffe (ersetzbar durch Kautschuk und Naturprodukte bei eingeschränkter Nutzbarkeit)
- Reifen für Fahrzeuge aller Art (zurück zum Pferdekarren mit Holzrädern)
- Fluggesellschaften, die jährlich vier Milliarden Menschen und ca. 60 Millionen Tonnen Fracht um die Welt befördern
- Kreuzfahrtschiffe, mit 25 Millionen Passagieren pro Jahr (Tendenz bis Corona stark steigend)
- Handelsschiffe, die täglich Produkte im Wert von Milliarden Euro transportieren
- Asphalt für Straßen
- Raumfahrtprogramm, einschließlich ihrer Anwendungen in Alltagsprodukten
- Kunstfasern einschließlich Kleidung (teilweise ersetzbar durch Baumwolle oder Naturfasern).
Grüne Alternativen (noch) nicht massentauglich
Wer, wie die US-amerikanische Politikerin Saule Omarova, die Kohle-, Öl- und Gasindustrien „Bankrottgehen“ sehen will, zeige, dass man entweder nicht weiß oder nicht wissen will, wie Leben und Wirtschaft vor 1900 aussahen, schrieb Lee Brown in der „New York Post“.
Zu jener Zeit hatten nur die wenigsten Menschen kohle- und erdgaserzeugte Elektrizität oder Produkte, die aus Erdöl hergestellt wurden. Die heutige Schiff-, Luft- und Raumfahrt, private und kommerzielle Kraftfahrzeuge einschließlich dem Militär waren damals noch unbekannte Zukunftsmusik.
Treibstoffe aus Erdöl werden noch gebraucht. Allein in Deutschland gibt es etwa 48,2 Millionen PKW mit einer geschätzten Jahresfahrleistung von 500 Milliarden Kilometer. Hinzu kommen knapp zwei Milliarden Fahrkilometer per LKW pro Monat. Obwohl die E-Mobilität Fortschritte macht, um Benzin- und Dieselkraftstoffe zu ersetzen, liegen ihre Stärken auf der Kurzstrecke und bei Leichtfahrzeugen. Das zeigen die Erfahrungen von E-Auto-Besitzern. Etwa die Hälfte aller PKW und etwa ein Viertel der LKW-Fahrten könnten demnach elektrifiziert werden.
Aktuelle Forschungsergebnisse machen zudem Hoffnungen auf dekarbonisierte Flugreisen und Schiffsverkehr. Vom Massen- und Dauereinsatz und den entsprechenden Zulassungen sind beide jedoch noch weit entfernt. Bis dahin können Beimischungen von teuren Bio- oder synthetischen Kraftstoffen beziehungsweise Flüssiggas (LNG) die Emissionen der Transportbranche zumindest reduzieren.
Elektromobilität auf dem Wasser beschränkt sich ebenfalls auf Kurzstrecken und Leichtfahrzeuge. Für Langstrecken bleiben damit nur sogenannte E-Fuels oder Segelschiffe. Über derartige Konzepte wird tatsächlich nachgedacht. Kernreaktoren auf Handelsschiffen gibt es derzeit praktisch nicht.
Vorwärts, zurück ins Mittelalter?
Die Abkehr von Kraftstoffen auf Erdölbasis beeinflusst weitere Bereiche. Der Anbau von Energiepflanzen wie Raps zur Ölproduktion oder Mais für Biomasse konkurrieren mit Anbauflächen für Lebensmittel. Die vermehrte Verstromung von Biomasse lässt zudem die Holzpreise steigen.
Hohe Preise sorgen auch auf den Märkten von Öl und Gas wortwörtlich für viel Bewegung. Steigende Preise führen dazu, dass Tankschiffe dahin umgeleitet werden, wo die größten Umsätze warten. Statt kanadisches Rohöl mittels Pipeline zur Weiterverarbeitung in die USA zu leiten, wird es nach China verschifft. Nach der Verarbeitung in einem Land mit deutlich weniger Umweltkontrollen werden die Produkte per Schiff zurück in die USA gebracht. Neben Preisen und Gewinnen steigen damit vor allem auch die Emissionen.
Ohne Kohle, Öl und Gas entfallen all diese zusätzlichen Gewinne, Transportwege und Emissionen – gleichzeitig aber auch viele Produkte des täglichen Lebens.
Dekarbonisierung betrifft mehr als nur Tankstellen
Weltweit werden mehr als 6.000 verschiedene Produkte aus Erdöl hergestellt. Dazu gehören so alltägliche Dinge wie Deos und Zahnpasta, ein Großteil der Kleidung, Küchengeräte, Bank- und Kreditkarten oder Gesichtsmasken und Schnelltests. Nur weil eine Handvoll von ihnen Kraftstoffe sind, sollen sie das Ende des Erdöls besiegeln? Über kurz oder lang deshalb ganze Wirtschaftszweige – weltweit gibt es etwa 700 Raffinerien – auszulöschen, schlägt sprichwörtlich dem Fass den Boden aus.
Dennoch gibt es weltweit Bestrebungen, die Gewinnung und Verwendung von Kohle und Erdgas stark zurückzufahren, was oft Dekarbonisierung genannt wird. Im chemischen Sinn ist darunter die Entfernung aller Kohlenstoffe (C) zu verstehen. In der allgemeinen Diskussion bezieht sich der Begriff jedoch vorrangig auf die Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus Produktionsprozessen einschließlich der Stromerzeugung. Die benötigte Energie soll statt aus fossilen Rohstoffen vor allem von Strom aus Wind und Sonne kommen. Die ebenfalls CO₂-arme Kernenergie soll zumindest in Deutschland nicht Teil der Energiewende sein.
Der dritte fossile Energieträger neben Kohle und Erdgas, das Erdöl, steht momentan noch auf der Kippe. Erdöl wird seltener zur Stromerzeugung verwendet, sondern vielmehr als Treibstoff, für die Heizung oder in der Plastik- und Chemieindustrie. Obwohl Benzin und Diesel die größten „Einzelverbraucher“ sind, fließt mehr als die Hälfte des geförderten Erdöls in die Herstellung von Chemikalien und deren Folgeprodukte. Diese bilden die Grundlage für alles, was Wirtschaften und Lebensstile zum Bestehen und Gedeihen brauchen.
(Mit Material und freundlicher Genehmigung von Adam Houser und Ronald Stein, cfact.org/decarb)
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