Bedarf ist gedeckt, doch Ökolandbau fordert mehr Geld von der EU
Jan Plagge ist der Präsident der EU-Gruppe der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM). Er fordert von der Europäischen Union weitere Unterstützung für den ökologischen Landbau. Was ist „Ökolandbau“? Unter diesem Terminus wird versucht, Lebensmittel zu produzieren, ohne dass Menschen, Tiere und die Natur ausgebeutet werden.
Hier sollen Boden, Wasser und Artenvielfalt einerseits für Produktion von Lebensmittel verwendet werden, andererseits aber auch geschützt werden. Landwirtschaft soll im Rahmen der ökologischen Belastungsgrenze dauerhaft gepflegt und funktionell gehalten werden.
Zahlen noch nicht zufriedenstellend
In Deutschland lag im Jahr 2016 der prozentuale Anteil des Ökolandbaus an der landwirtschaftlichen Gesamtfläche bei 6 Prozent. Für viele Vertreter der Bewegung ist das ein Schlag ins Gesicht, denn man strebt mindestens 20 Prozent an. Auch IFOAM Präsident Jan Plagge will hier mehr Unterstützung seitens der EU erwirken.
Die offiziellen Zahlen aus dem Jahr 2017 vermeldeten einen kleinen Anstieg. In der gesamten EU liegt der Flächenanteil des Ökolandbaus bei 7 Prozent. Deutschland verzeichnete ebenfalls einen Anstieg auf 8 Prozent. Der Deutsche Bauernverband vermeldete in einer Presseaussendung einen Flächenanteil von knapp zehn Prozent in Deutschland. Zwölf Prozent der deutschen Betriebe wirtschaften bereits ökologisch. Der BÖLW spricht insgesamt von ca. 33.700 Betrieben.
Bauernverband: Bei Getreide, Milch und Fleisch ist Bedarf bereits gedeckt
Der Deutsche Bauernverband (DBV) weist mittlerweile darauf hin, dass bereits jetzt ein sehr großer Teil des Bedarfes gedeckt sei:
Durch die starke Umstellungstätigkeit in den zurückliegenden fünf Jahren reiche das heimische Ökorohstoffaufkommen bereits jetzt, um den inländischen Ökokonsum an Getreideprodukten, Milch und Fleisch zu decken.“
Jährliche EU-Zuschüsse von 6,3 Milliarden Euro
Es stehen für die Agrarförderung (Ökolandbau) in Deutschland jährlich 6,3 Milliarden Euro an EU Zuschüssen zur Verfügung. Das Vorhaben, dass bis zum Jahr 2030 die 20 Prozent Marke geknackt wird, würde nur dann funktionieren, wenn man mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. „Wir brauchen keine wohlfeilen Worte, sondern wir brauchen konkrete Taten“, sagte Saarlands Ressortchef Reinhold Jost (SPD).
Der angestrebte Wert von 100 Prozent steht allerdings auch in der Kritik. Eine Studie, die Großbritannien in dieser Hinsicht untersuchte, kam zu dem Ergebnis: Die Umstellung auf 100 Prozent „Bio“-Landbau in Großbritannien würde zu einem deutlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen führen. Die Studie wurde im November 2019 im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature Communications“ veröffentlicht wurde.
Der DBV Ökobeauftragte Hendrik Wendorff hebt die Wichtigkeit der stabilen Erzeugerpreise hervor. Diese bestimmen immer noch den Einfluss der ökonomischen Nachhaltigkeit der Ökobetriebe.
Die Ökoprämie wäre hier zwar wichtig, jedoch nicht ausschlaggebend für die Erhaltung der Ökobetriebe. „An den Bauern wird es nicht scheitern, wenn der Markt unsere heimischen Öko-Produkte aufnimmt. Die Bauern stellen um, wenn die Vermarktung und das Öko-Preisniveau gesichert sind“, sagt Wendorff.
Die Anfänge
Erste Tendenzen in Richtung ökologischer Landwirtschaft gab es bereits in den 1920er Jahren. Damals erkannte man, dass die Nahrungsmittel knapper werden, was man vorwiegend auf die minder werdende Bodenfruchtbarkeit zurück führte. Rudolf Steiner und Ewald Könemann gelten als Begründer des ökologischen Landbaus.
Die EU-Öko Verordnung schützt den ökologischen Landbau bzw. setzt die Richtlinien dafür fest. In Deutschland gibt es neun Anbauverbände, welche den ökologischen Landbau weiter tragen. Namen wie „Bioland“, „Demeter“ und „Naturland“ sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Diese Verbände verzeichneten in den letzten Jahren einen steten Anstieg und Zuwachs, vor allem die Zahl der ökologisch bewirtschafteten Flächen steigt seit knapp 30 Jahren rapide an.
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