Das chemische Geheimnis des Antonio Stradivari
Geigen des großen Meisters Stradivari erzeugen elegante Musik mit einer Klarheit, die nach Meinung einiger Musiker von modernen Instrumenten nicht übertroffen werden kann. Und es ist der letzte Schliff – geheimnisvolle Behandlungen, die vor Hunderten von Jahren von Antonio Stradivari vorgenommen wurden – die zu ihrem einzigartigen Aussehen und Klang beitragen.
In einem Schritt zur Entschlüsselung des Geheimnisses berichten Forscher in der Zeitschrift „Analytical Chemistry“ von zwei besonderen Stradivari-Geigen: „San Lorenzo“ von 1718, auf der unter anderem der deutsche „Geigenrebell“ David Garrett spielte, und „Toscano“ von 1690. Forscher um Professor Marco Malagodi, Chemiker der Abteilung Musikwissenschaft und Kulturerbe an der Universität von Pavia, beschreiben darin eine auf Proteinen basierende Schicht zwischen Holz und Lack.
Stradivari im Nanometerbereich
Dass einige von Stradivari gefertigte Streichinstrumente eine versteckte Schicht unter dem glänzenden Lack aufweisen, zeigten bereits frühere Studien. Sie habe die Aufgabe, das Holz auszufüllen und zu glätten, wodurch die Resonanz des Holzes und der erzeugte Klang beeinflusst wurden. Diese Schicht gilt daher als möglicher Schlüssel zum Nachbau der historischen Instrumente.
Um dieses Geheimnis zu lüften, suchten Professor Malagodi und seine Kollegen nach einer Technik, mit der sich die Zusammensetzung der Schicht zwischen Holz und Lack von zwei wertvollen Geigen bestimmen lässt. Dieses Verfahren erlaubte es jedoch nicht, die Zusammensetzung der Schicht vom angrenzenden Holz zu unterscheiden. Daraufhin griffen die Forscher auf ein spezielles Mikroskop zurück, um die Proben zu analysieren.
Aus den gewonnenen Daten – Bildern mit einer Breite von einigen zehn Nanometern und Informationen über das vom Holz gestreute Infrarotlicht – lässt sich auf die chemische Zusammensetzung schließen: Die Schicht zwischen dem Holz und dem Lack beider Instrumente enthielt proteinbasierte Verbindungen. Die Ergebnisse deuten zudem darauf hin, dass die auf der Holzoberfläche der „Toscano“ von 1690 aufgebrachte Proteinschicht im Vergleich zur „San Lorenzo“ von 1718 dünner war oder tiefer in die ersten Reihen der Holzzellen eingedrungen ist, so die Forscher.
Geheimnis noch nicht enthüllt
Weiter heißt es in der Studie: Auch wenn diese kleinen Proben nicht die gesamte Oberfläche der Geige repräsentieren, sei dies das Maximum, das von solch kostbaren Geigen im Gebrauch entnommen werden könne.
Auf diese Weise könne man zwar zur Diskussion „nach der Verwendung von proteinhaltigen Materialien durch den Meister [Stradivari]“ beitragen, die Analyse zweier Proben lasse jedoch keine Verallgemeinerung der entdeckten Bautechniken zu. Das Geheimnis des besonderen Klangs einer Stradivari bleibt – vorerst – gewahrt.
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